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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ging auf die 40 zu, da zeigten sich schon erste Falten in Augennähe. Auch die Haut war nicht mehr so frisch wie früher. Besonders dann nicht, wenn er zu wenig Schlaf bekommen hatte.
    Er strich durch die ersten grauen Strähnen im Haar, griff nach seiner gefütterten Jacke und zog sie über. Zwar schneite es seltsamerweise hier nicht, sondern mehr im Landesinneren, aber der Wind war doch kalt, und er wollte nicht frieren. Auch die Strickmütze zog er über den Kopf, wobei die Haare an der Rückseite hervorschauten.
    Er verabschiedete sich, doch Lucy schaute nicht hin, als er den Pub verließ und vor der Tür stehen blieb, um zunächst mal die kühle, unverbrauchte Luft einzuatmen.
    Irgendwo hatte Lucy Recht, wenn sie sich Hoffnungen machte.
    Bei seinem ersten Besuch hatte er einige Male mit ihr geschlafen und dabei das Gefühl gehabt, als wäre sie ein Vulkan, der nur darauf gewartet hatte, auszubrechen.
    Warum sollte er das Angenehme nicht mit dem Nützlichen verbinden? Aus diesem Grunde hatte er sich an Lucy herangemacht, ohne ihr jedoch Rosinen in den Kopf zu setzen und von einer Beziehung zu sprechen. Sie hatte ihren Spaß gehabt, er ebenfalls, und dabei sollte man es belassen. Das war seine Meinung.
    Nur würde es nicht leicht werden, Lucy das klar zu machen. Das war nicht sein eigentliches Problem. Er war nach Braming gekommen, um sich den Wald anzuschauen und sich mit Korbinian, den Schnitzer, zu beschäftigen. Er war etwas ganz Besonderes und nicht nur ein guter Handwerker und Künstler, sondern ein Menschenfänger.
    Ja, er hatte die Gabe, Menschen in seinen Dunstkreis zu ziehen und sie nicht mehr loszulassen. Es bedurfte keiner großen Überzeugungsarbeit, um sie auf seine Seite zu ziehen. Dieses Spiel hatte Phil genau durchschaut, aber er war einer der wenigen. Die meisten Menschen im Ort standen auf Korbinians Seite, auch wenn dieser vom Festland kam und kein Einheimischer war.
    Die Gesichter im Wald waren mehr als ungewöhnlich. Ein Andenken, hätte man meinen können. Dieser Meinung war Phil Truman nicht. Er hatte mehr den Eindruck, dass hinter diesen Kunstwerken mehr steckte. Das sie ein Geheimnis verbargen.
    Er bekam sie nicht aus dem Kopf. Deshalb hatte er auch zum zweiten Mal die Reise angetreten. Allerdings mit einer kleinen Rückversicherung. Jetzt wusste ein Bekannter von ihm Bescheid, Bill Conolly.
    Er war ein Mann, der zahlreiche Beziehungen pflegte, und das in alle Welt hinein, wie Truman wusste. Es gab Leute an exponierten Stellen, die dem Reporter bekannt gaben, wenn sie etwas Unnatürliches entdeckt hatten. Die moderne Technik machte es möglich, dass innerhalb von Sekunden von einem Teil der Welt zum anderen kommuniziert wurde und man sofort reagieren konnte.
    Bill würde kommen, daran glaubte Truman fest. Und dann würde er Korbinian auf den Zahn fühlen. Der Schnitzer hatte die Menschen hier über seine wahre Herkunft immer im Dunkeln gelassen.
    So wie Phil Truman den Weg auch im Dunkeln zu seiner kleinen Wohnung finden musste, die er für eine Woche gemietet hatte. Bei seinem ersten Besuch hatte er ebenfalls dort gewohnt und war zufrieden gewesen. Auch, dass das Haus etwas abseits lag und nicht mal weit von dem Wald der Gesichter entfernt.
    Phil Truman war zwar mit dem Auto gekommen, hatte sich aber hier ein Fahrrad besorgt. Den Wagen ließ er zumeist hinter dem Haus stehen. Auch zur Kneipe war er mit dem Rad gefahren. Es lehnte außen an der Hauswand. Ein altes Ding, bei dem die Schaltung nicht mehr richtig funktionierte. Das allerdings machte ihm wenig aus, denn Steigungen brauchte er nicht zu fahren.
    Es war nicht zu spät geworden, sodass in Braming noch einige Lichter schimmerten. Der meiste Schein fiel auf die Hauptstraße mit ihrem alten Pflaster. Es passte gut zu den grauen Steinhäusern und zu manchen Steinwällen, die sich dem oft starken Wind entgegenstemmten. Nach dem Ort verlor sich die Straße und ging mehr und mehr in eine Piste über.
    Er hätte jetzt quer durch den Ort fahren können, aber das wollte er nicht. Es gab eine Abkürzung. Sie führte nicht weit vom Wald entfernt vorbei, und genau für diesen Weg hatte er sich entschieden.
    Den Verschluss seiner Jacke zerrte er hoch, bevor er in den Sattel stieg. Zu windig war es nicht. Als er allerdings die ersten Meter gefahren war, spürte er den Fahrtwind schon, der in sein Gesicht hineinbiss, als wollte er die Haut aufreißen.
    Die Temperaturen lagen leicht im Minusbereich, das war schon zu spüren.
    Er trat recht stark

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