1351 - Die Materiequelle
greifst du ein! Ist das klar?"
„Völlig klar, Gebieter", antwortete Lullog, während ich beobachtete, wie immer mehr der echsenhaften Wesen aus zahllosen Schottöffnungen quollen. „Ich gebe nur zu bedenken, daß die eigenartigen Emissionen, die ich spüre, eventuell meinen Handlungsspielraum einengen könnten. Übrigens orte ich das Schwerefeld eines Planeten, um das das Riesenschiff offenbar kreist."
„Davon war in den Informationen der Stimme von Ardustaar an Nikkis neues Raumschiff nicht die Rede", stellte ich fest. „Von dem ich hier nichts erkennen kann", teilte mir Lullog mit. „Aber es ist ebenfalls. ein Riesenschiff!" wandte ich ein. „Für wie wahrscheinlich hältst du es, daß zur gleichen Zeit zwei solcher Raumschiffe in M33 existieren, von denen die PIG vorher nie etwas geahnt hat?"
„Für sehr wenig wahrscheinlich", erwiderte Lullog. „Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob wir uns überhaupt in Pinwheel befinden. Nach den in der Raum-Zeit-Verwerfung tobenden Gewalten zu urteilen, können wir in ein ganz anderes Gebiet des Universums verschlagen worden sein."
„Aber du solltest uns doch zur NARGA SANT bringen!" rief ich empört. „Und genau auf die Charakteristiken dieses Riesenschiffs habe ich mich konzentriert", meinte der Erbgott der Lokoshans. „Dadurch können wir natürlich an ein ähnliches Raumschiff geraten sein. Achtung, die Echsenwesen dringen in die BANSHEE ein, Gebieter! Sie gehen ziemlich rücksichtslos vor. Schotte, mit denen sie nicht gleich klarkommen, sprengen sie kurzerhand auf."
„Dafür müssen sie später zahlen", entgegnete ich. „Still jetzt! Exakt nach abgesprochenen Richtlinien verhalten. Ich spiele den Benommenen, der eben erst aus tiefer Bewußtlosigkeit erwacht ist."
Lullog verstummte - und ich ließ mich schlaff in meinem Kontursessel zusammensinken.
Knapp zwei Minuten später stürmten die ersten Echsenwesen in die Hauptzentrale. Als erstes stellten sie, sich sichernd bei den Schaltpulten auf, dann wandten sie sich mir zu. Ich sah, daß sie auf ihren leuchtendroten Kampfpanzern buckelförmige Aggregattornister trugen. Dort befanden sich wahrscheinlich auch hochwertige Schutzschirmprojektoren. Ich beglückwünschte mich zu meiner Entscheidung, vorerst passiv zu bleiben. Ein Kampf mit den Echsenwesen innerhalb des Schiffes hätte es unnötig demoliert.
Rund zehn Echsenwesen umringten den Kontursessel, in dem ich lag. Ihre kalt und gefühllos wirkenden Augen starrten auf mich herab. Mir wurde unbehaglich zumute. Anscheinend wußten die Kämpfer nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Wenn sich nicht bald jemand mit Entschlußkraft und Autorität einschaltete, konnte es sein, daß die Echsenwesen mich als lästigen Ballast einstuften, den man am besten beseitigte. Was sie darunter verstanden, brauchte mir niemand zu sagen.
Endlich, als sie mehrere Waffenmündungen auf mich richteten und ich beinahe ein „Stoßgebet" an Lullog losgelassen hätte, geschah das, worauf ich gehofft hatte.
Von irgendwoher ertönte eine helle, melodische und zugleich kraftvolle Stimme. Sie sprach Interkosmo.
Der Besitzer dieser Stimme (oder die Besitzerin?) mußte also schon Kontakt zu Galaktikern gehabt haben, was dafür sprach, daß es sich bei dem Schiff um die NARGA SANT handelte. „Die Besatzungsmitglieder des unerlaubt in die NARGA PUUR eingedrungenen Raumschiffs haben die Waffen niederzulegen und sich den Kommandos der Traav zu fügen!"
Gleichzeitig redete eine Vocoderstimme in einer anderen Sprache. Ich nahm an, daß es sich um eine Simultanübersetzung des an mich gerichteten Wortlauts handelte, die für die Echsenwesen, die die melodische Stimme „Traav" genannt hatte, bestimmt war - wahrscheinlich mit noch ein paar zusätzlichen Anweisungen an die Traav, die anscheinend nur untergeordnete organische Kampfmaschinen waren.
Ich tat, als wäre ich eben aus meiner Bewußtlosigkeit erwacht. „Wer hat da gesprochen?" rief ich. „Wo bin ich hier? Außer mir ist niemand an Bord meines Raumschiffs."
Doch niemand antwortete mir.
Statt dessen wurde ich ziemlich unsanft von vier Traav hochgehievt und fortgeschleppt.
Es ging im Eiltempo aus der BANSHEE hinaus, durch mehrere Schottöffnungen und Antigravschächte und in eine relativ kleine Kammer mit frostüberzogenen Stahlwänden hinein.
Bevor ich mich's versah, hatten die Traav mich in eine Art Überlebenstank gelegt und einen transparenten Deckel über mir geschlossen. Zischend strömte ein flüchtiger Nebel ih den
Weitere Kostenlose Bücher