1352 - Beute für den Sensenmann
die sich für euch und eure Vergangenheit interessieren.«
»Ja, und dabei die Gefahren übersehen?«
Ich hob nur die Schultern.
Auch Suko mischte sich ein. »Ich denke, dass wir nicht mehr weit zu fahren haben, Freund.«
»Kannst du die Küste schon riechen?«
»Genau, John.«
Ich grinste ihn an, sagte aber nichts.
Auf der breiten Straße konnten wir nicht bleiben. Dort, wo das Hinweisschild auf den Ort Cove hinwies, bogen wir ab, und endlich befanden wir uns auf einer Straße, die in diese Gegend hineinpasste.
Sie war recht eng, auch kurvig und wurde von einer tristen Winterlandschaft eingeschlossen. Keine Blätter, keine Blüten. Heidekraut und altes Grass, das wie tot aussah.
Zwei Autos kamen uns entgegen. Eines war ein Transporter, der Lebensmittel brachte. Der andere Wagen war ein uralter Käfer, dessen Stoßdämpfer nicht mehr in Ordnung waren, denn das Fahrzeug wurde heftig erschüttert.
Je näher wir der Küste kamen, desto dichter wurden die Wolkenberge. Sie schwebten am Himmel wie ein gewaltiges Gemälde, das von den Händen eines Riesen geschaffen worden war. Wir sahen Mauern, Bollwerke, die nur darauf warteten, nach unten stürzen zu können. Zum Glück blieben sie oben und wurden vom Wind weitergetrieben.
Suko lenkte den Jeep in eine Kurve und sah ein Gelände vor sich, dass allmählich anstieg, aber nicht bis hoch zu den Enden der Klippen reichte. Zumindest führte die Straße dort nicht hin. Sie blieb auf einer Höhe und durchschnitt die Ebene, in der es auch Platz für den Ort namens Cove gab.
Er hob sich nicht besonders aus der Umgebung hervor, denn hier standen die typischen grauen Steinhäuser und stemmten sich schon jahrelang gegen den Wind. Die Steine hielten etwas aus. Einige Wände waren leicht grün geworden. Dort klebten Moos- und Pflanzenreste an ihnen und bildeten einen Film.
Es war kein toter Ort. Da kannten wir andere. Es gab sogar einen kleinen Hafen, aber der lag außerhalb. Man musste einem schmalen Weg folgen, um ihn zu erreichen.
Wir blieben auf der Straße, die nach Cove führte. Einige Läden fielen uns auf, wobei nicht alle geöffnet hatten. Dass es sie hier gab, deutete auf einen einträglichen Sommertourismus hin.
Uns fiel noch mehr auf, und Suko nahm noch mehr Gas weg.
Dabei schüttelte er den Kopf und fragte: »Ist das eine Abordnung, um uns zu begrüßen?«
»Du meinst die Leute auf der Straße?«, fragte Godwin.
»Wen sonst?«
Auch mir waren sie aufgefallen, und ich schaute jetzt genauer hin.
Aus reinem Spaß standen sie nicht dort, denn ich sah, dass sie sich um etwas scharten. Was es genau war, erkannte ich nicht, doch aus der Nähe löste sich ein kleiner Transporter mit offener Ladefläche.
Er fuhr uns erst ein Stück entgegen und bog dann in eine schmalere Seitenstraße ein, die nicht gepflastert war.
Da sich kein anderes Fahrzeug auf der Dorfstraße bewegte, erregten wir Aufmerksamkeit. Die Menschen drehten sich um und schauten uns entgegen.
Von uns erkannte keiner, ob ihre Gesichter freundlich oder abweisend waren. Wir fuhren nur näher und hatten plötzlich Glück, dass sich zwei Männer aus den Kreis lösten und in der Straßenmitte stehen blieben.
Jetzt sahen wir den Gegenstand, um den herum sie alle gestanden hatten.
Es war ein Sarg!
***
Suko bremste, bis der Jeep stand. Bisher hatte keiner von uns gesprochen. Ich unterbrach das Schweigen.
»Tja, Freunde, ich denke, dass wir hier richtig sind.«
»Ach ja?« Suko grinste. »Fühlst du dich immer zu Särgen hingezogen? Wusste ich ja gar nicht.«
»Nur zu bestimmten.«
Ich war der erste, der die Tür öffnete, aber auch Godwin de Salier hatte den Jeep schnell verlassen. Nur Suko ließ sich damit Zeit.
Vor dem Jeep trafen Godwin und ich zusammen. Wir schauten auf die Bewohner von Cove und zugleich auch auf eine menschliche Wand, die eisige Ablehnung ausstrahlte. Frauen und Kinder befanden sich nicht unter den Herumstehenden.
»Das ist wie in einem Western«, sagte Suko der uns eingeholt hatte.
»Ja, wir sind die Earps. Wyatt und seine beiden Brüder.«
»Wer sind wir?«
Ich winkte ab. »War nur ein Scherz.«
Die beiden Männer, die sich von der Gruppe gelöst hatten, hielten uns auf. Sie waren in unserem Alter, und wir schauten in wettergegerbte Gesichter mit hellen Augen.
Mit Freundlichkeit kommt man meistens weiter. Deshalb lächelte ich und wünschte einen guten Tag.
Eine Antwort gab es nicht.
Ich ließ mich nicht beirren und fragte: »Haben wir euch allen hier etwas
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