1353 - Die Fratze des Todes
Phantomschmerzen, die ihr die andere Seite zugefügt hatte.
Sie wusste auch, dass ihr Körper in dieser verdammten Zeit dabei war, sich zu verändern. Wer sie jetzt sah, würde sie nicht mehr erkennen, denn sie war in der eigentlichen Metamorphose schon zu weit fortgeschritten. Wenn sie sich auf dem Boden bewegte, spürte sie auch die Kälte, was nicht am Untergrund lag, sondern an ihr, denn ihr Körper war vom Kopf bis zu den Füßen hin mit einer öligen Schicht bedeckt, die aus ihren Poren gedrungen war.
Mit einem Ruck kam sie hoch und blieb auf den Knien. Die Gestalt bewegte ihren Kopf nach vorn. Sie drehte ihn dabei, und wieder drangen die Stöhnlaute heraus.
Ihr Zustand verschlimmerte sich immer mehr. Er war einfach nicht auszuhalten. Sie wusste auch, was jetzt folgte. Es war das schlimmste aller Gefühle, denn sie spürte das Feuer in ihrem Inneren. Dort tobten die Flammen. Es war eine Hitze, die sie schon oft gespürt hatte und die sie nicht begriff.
Sie wusste auch nicht, warum sie in ihr aufgestiegen war. Die Gestalt war zudem nicht mehr dazu in der Lage, darüber nachzudenken, denn das Brennen erreichte auch ihren Kopf.
Die Gestalt wusste jetzt, was geschah. So war es immer gewesen.
Die Stimme war da. Nur eine einzelne. Nicht mehr die zahlreichen Stimmen aus der Geisterwelt.
Sie schrie in ihrem Kopf.
»Du wirst wieder töten! Du wirst es in meinem Sinne tun! Du hast versucht, dich mir zu entziehen, aber so etwas lasse ich nicht zu. Wenn du deine Qualen loswerden willst, musst du es tun. Für dich ist der Körper, für mich ist die Seele…«
Die Stimme verstummte!
Sekundenlang hockte die Gestalt auf dem Boden. Sie zitterte, weil sie von einem Kälteschauer übermannt worden war. Mit beiden Handflächen strich sie über ihren Körper hinweg und spürte wieder das Öl auf ihren nackten Haut.
Tief im Rachen entstand das Keuchen. Die Gestalt schüttelte den Kopf. Sie war ein Mensch, aber sie fühlte sich nicht mehr so. Man hatte aus ihr wieder das Tier gemacht.
Dieser letzte Gedanke sorgte bei ihr für eine Bewegung. Sie trug ihren Körper in die Höhe. Dabei streckte sie die Arme aus und ließ die Hände über die Innenfläche einer Tür gleiten. Noch öffnete sie sie nicht, sondern legte den Kopf zurück. In dieser Haltung blieb sie an der Tür stehen und schrie gegen die Decke.
Es war ein wilder Schrei. Zugleich der neue Anfang.
Eine Hand sank nach unten. Die Finger fanden die Klinke, die sie drückten.
Die Tür wurde aufgestoßen.
Es schien, als wäre die Person dabei, mit letzter Kraft aus der Kammer zu taumeln. Sie geriet dabei in einen ebenfalls dunklen Raum, in dem sich die Kälte ausgebreitet hatte. Es gab kein Licht, kein Fenster, aber es gab einen Schalter an der Wand, den die Finger der Frau nach unten drückten.
Unter der dunklen Steindecke glühte eine Lampe auf. Sie wirkte wie ein rotes breit getretenes Auge, in dem sich gelbe Streifen verirrt hatten.
Die Gestalt schlich zurück zu einem Steintisch. Sie hatte ihn selbst hergestellt. Die Steinplatte stand auf Felssteinen, die nicht die gleiche Höhe besaßen. So wies sie eine leichte Schräge auf. Aber sie war nicht so schräg, als dass der Gegenstand von ihr herabgerutscht wäre, der auf ihr lag.
Es war das Messer mit der Säbelform. Die Gestalt fasste es an.
Noch hielt sie den Mund geschlossen, aber innerhalb dieser Höhle bewegte sie die Zunge und ließ sie wandern. Sie drückte sie gegen die Innenseiten der Wangen, sodass diese nach außen ausgebeult wurden. Dann huschte die Zunge hervor, und einen Moment später leckte sie über den Stahl der Waffe hinweg.
Die Gestalt war zufrieden. Es passte alles. Es war so wunderbar.
Denn jetzt war etwas von der Kraft der Waffe auf sie übergegangen, und umgekehrt wurde auch ein Schuh daraus.
Messer und Mensch waren zusammengekommen, und das unter dem Segen der Hölle.
Die Person bewegte sich weiter durch den Raum und auf einen Spiegel zu. Er war mehr lang als breit. Das Licht reichte soeben aus, um das Bild wiederzugeben.
Die Gestalt sah sich.
Sie schaute sich ihren Körper an. Er war so glatt und zugleich glänzend. Jeder Tropfen war aus der Pore gedrungen. Ihr Geruch war mit den Ausdünstungen der Hölle vergleichbar.
Die Gestalt sah den Glanz in ihren Augen. Er bewies, dass sie bereit war. In der nächsten Nacht musste etwas passieren. Die Hölle wollte es so, und sie war gezwungen, der Hölle zu gehorchen.
Mit einer langsamen Bewegung drehte sich die Person um. Sie ging
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