1353 - Die Fratze des Todes
Arbeit kamen. Nur ganz wenige fuhren mit dem eigenen Auto. Die meisten kamen von der nahen U-Bahnstation.
Suko wartete und nagte an seiner Unterlippe. Er stand in der Dämmerung und schaute sich die Leute an, während er wohl weniger hinter seiner Fensterscheibe gesehen wurde.
Vor ihm lief das normale Leben ab, und er fragte sich, ob sich der Killer bereits unter den Leuten befand, die er bisher gesehen hatte.
Das konnte, musste aber nicht sein. Dieser Mörder war etwas Besonderes. Er hatte nicht nur getötet, er hatte auch eine Botschaft hinterlassen.
HILFE!
Dieses eine Wort war jeweils in die Körper der Opfer eingeritzt worden.
Warum tat der Mörder das? Wer sollte ihm helfen? Man konnte es auch dahingehend interpretieren, dass der Killer eigentlich ein Mensch war, der sich nach Hilfe sehnte. Damit ihn jemand aus einer gewissen Situationen herausholte, hatte er sich auf diese schaurige Weise bemerkbar gemacht.
Doch warum?
Das war die große Frage, auf die Suko auch keine Antwort wusste.
Und deshalb kam er zu dem Schluss, dass der Fall komplizierter war, als man bisher angenommen hatte.
Ausreden galten nicht. Wer einen Menschen umbrachte, der durfte damit nicht argumentieren.
Dann fiel Suko auf, dass zwei Männer in Streit gerieten. Sie schrien sich an. Ihre Stimmen drangen sogar durch das geschlossene Fenster, nur konnte Suko nicht verstehen, was sie sagten. Alles rauschte an ihm vorbei wie eine schlechte Aufnahme.
Er schluckte. Das Warten machte ihn leicht müde. Dann befeuchtete er mit der Zungenspitze seine trockenen Lippen und überlegte, ob er überhaupt eine Chance hatte als Einzelgänger. Die drei Häuser waren ein verdammt großes Gebiet. Auch wenn sie alle gleich aussahen, gab es sicherlich in ihnen noch genügend Verstecke, die Suko nicht kannte.
Er wünschte sich seinen Freund John Sinclair zur Seite. Vier Augen sahen wesentlich mehr. Aber John steckte zusammen mit Godwin de Salier in Cornwall, wo sie das Gold der Templer gefunden hatten. Allerdings würde John so schnell wie möglich wieder zurückkehren, das stand für ihn auch fest.
Endlich meldet sich das Handy.
Es war der Kollege, der Suko anrief und ihm eine neutrale Nachricht brachte. »Über die betreffende Person liegt nichts Negatives vor. Das kann ich dir schon sagen.«
»Ist sie denn registriert?«
»Ja.«
»Oh…«
»Nein, nein, du brauchst dir keine falschen Hoffnungen zu machen. Sie gehört gewissermaßen zu uns, weil sie immer mit unseren Kollegen zusammenarbeitet.«
»Danke, wenn das so ist…«
»Sind deine Hoffnungen jetzt zerstört?«
»Nein, das sind sie nicht. Kann sein, dass ich eher beruhigt dar über bin.«
»Freut mich.«
Suko ließ sein Handy wieder verschwinden. Er dachte nach und rieb dabei sein Kinn. Es stand für ihn fest, dass er die Nacht über nicht in seiner Bude bleiben wollte. Er würde auf die Pirsch gehen und sich umschauen. Sich ein Bild von dem machen, was wichtig war, doch auch das war nicht einfach. Als Einzelgänger hatte er ein viel zu großes Gebiet zu durchsuchen. Wenn er sich im ersten Haus befand, konnte sich der Killer im zweiten oder dritten aufhalten.
Alles war möglich.
Trotzdem wollte Suko seinem Job nachgehen, und er hoffte stark, dass sich der Mörder von nun an auch für ihn interessierte und nicht für unschuldige Menschen. Wenn dem Hilfe suchenden Mörder einer helfen konnte, dann war das Suko…
***
In dem kleinen Raum war es nicht nur dunkel. Es war stockfinster.
Eine kleine Zelle ohne Gittertür. Ein Gefängnis, aus dem man nicht leicht ausbrechen konnte oder wollte.
Die Gestalt wollte nicht!
Sie lag auf dem Boden. Sie hatte sich zusammengekrümmt und die Beine angezogen. Aus ihrem Mund drangen laute, pfeifende Atemzüge, die hin und wieder von einem Stöhnen unterbrochen worden.
Das Wesen litt!
Und es hörte die Stimmen, die nur ihm galten. Sie stammten von Sprechern, die nicht zu sehen waren, aber sich auch nicht vertreiben ließen. In der Dunkelheit hielten sie sich versteckt. Sie zischelten, sie kicherten, sie stießen Laute aus, die der Gestalt Angst einjagten, die sie aber hinnehmen musste. Sie konnte sich nicht wehren. Sie lag auf dem Boden, sie rutschte hin und her – und sie war nackt.
In einem Anfall von Wut hatte sie sich die Kleider vom Leib gerissen. Sie fühlte sich plötzlich von allen bedrängt, denn selbst die Kleidung war zu schwer für sie.
Angst!
Eine starke, unglaubliche Angst war wieder über sie gekommen.
Und sie jammerte unter den
Weitere Kostenlose Bücher