1353 - Die Fratze des Todes
auf einen alten Metallspind zu, dessen Tür sie aufzog. Dann griff sie in den Schrank hinein.
An einem Haken hing ein Kleidungsstück. Sie löste es davon und streifte es über.
Es sah aus wie ein Kittel. Man konnte es aber auch mit einem weit geschnittenen Mantel vergleichen, der bis zu den Waden reichte. Sie war froh, dieses Kleidungsstück zu tragen. An der Innenseite konnte sie das Messer einhaken.
Als es fest hing, knöpfte die Gestalt ihren Mantel zu. Sie war jetzt bereit. Auf Schuhe verzichtete sie. Kälte und Hitze machten ihr nichts, denn davor schützte sie die Macht der Hölle. Aber dafür musste sie etwas tun.
Immer und immer wieder.
Solange die Gestalt existierte…
***
Suko hatte sich geirrt. Er war davon ausgegangen, dass es in diesem Haus nur einen Aufzug gab. Aber er entdeckte auch noch einen zweiten, und mit ihm fuhr er in die Höhe.
Es war ein Rappelgestell. Unterwegs hielt er nicht an, weil Suko bis zum letzten Stock durchfahren wollte. Als er die Kabine im fünfzehnten Stockwerk verließ, fühlte er sich wohler und atmete zunächst mal sehr tief durch.
Auch hier oben gab es vier Wohnungen. Da war alles gleich, aber es roch nicht so stark, und als Suko an den Türen vorbeiging, sah er keine Namensschilder. Hier schien niemand zu leben. Zwei Türen waren nicht mal geschlossen. Suko öffnete die erste und schnupperte. Der Gestank widerte ihn an. Es roch, als hätten sich Menschen wochenlang nicht gewaschen. Aber es waren keine zu sehen. Suko schritt durch eine leere Wohnung.
Er blieb nicht lange, sondern probierte es an der nächsten Tür. Sie quietschte, als er sie aufdrückte.
Diese Bude war nicht leer. Er sah die alte Decke auf dem Boden liegen und auch das Paar, das es sich darauf bequem gemacht hatte.
Ein Mann und eine Frau. Ihr Alter war schlecht zu schätzen. Sie richteten sich mit Bewegungen auf, die darauf hindeuteten, dass sie soeben aus dem Schlaf erwacht waren.
»Hau ab…«
Die Frau hatte gesprochen. Und das mit einer tiefen Säuferstimme.
Suko ging davon aus, dass es sich bei ihrem Mann ähnlich verhielt.
Er stufte die beiden als harmlos ein. Hier hatten sich zwei Berber zurückgezogen, um nicht draußen in der Kälte zu liegen. Suko gönnte ihnen den Platz und zog sich zurück.
Die beiden anderen Türen waren verschlossen. Es gab keine Fenster, durch die er hätte nach draußen schauen können. Sein Blick fiel auf die Wand, wenn er nicht eben auf die Türen schaute. Als Grundfarbe war sie grau gestrichen worden, aber auch hier hatte jemand seine »Künste« ausprobiert und sie beschmiert.
Der Lift war längst wieder nach unten geholt worden. Auch wenn es mühsam war und Zeit kostete, wollte Suko durch das Treppenhaus nach unten gehen. Ein recht gutes Training für ihn.
Hier gab es Licht. Nur nicht überall. Einige der Lampen an den Decken waren zerstört worden. Wurfgeschosse hatten sie getroffen.
Die Scherben lagen noch jetzt auf den Stufen, und Suko musste darauf achten, dass er nicht falsch auftrat und abrutschte.
Die Zugänge zum Treppenhaus waren auf jeder Etage durch Brandtüren gesichert. Suko machte sich die Mühe und zog jede auf.
Alle Flure sahen tatsächlich gleich aus. Vier Türen zweigten immer ab. Aber er erlebte keine Stille mehr wie ganz oben. In jeder Etage erlebte er eine Geräuschkulisse aus Stimmen, Musik und Schreien. Irgendwo gab es immer Streit.
Es wurde ein langer Marsch über eine lange Treppe. Als er die Hälfte hinter sich gelassen hatte, blieb er stehen. Es hatte zwei Gründe. Zum einen gab es in der Etage, die unter ihm lag, kein Licht und in der nächsten darunter auch nicht.
Er hatte den Eindruck, in einen dunklen gefährlichen Schacht zu steigen.
Das tat er zunächst nicht.
Er wartete. Er lauschte. Nur gut, dass die eisernen Türen auch Geräusche schluckten. So konnte er sich auf die Laute konzentrieren, die er wahrnahm.
Er war noch nicht dazu in der Lage, sie zu identifizieren. Was er hörte, das Klang nicht gut, und etwas Kaltes kroch wie ein Strom über seinen Rücken hinweg.
Das Geländer befand sich an der linken Seite. Es sah auch nicht mehr so aus wie früher. Irgendjemand hatte es verbogen. Sowohl am Handlauf, als auch an den Stützen.
Das passt zu diesem Bau, in dem sich Suko alles andere als wohl fühlte. Er ging trotzdem weiter. Aber er hielt sich außen an der Treppe, da waren die Stufen breiter und nicht so abgetreten. Trotzdem lag auch auf ihnen Dreck.
Ja, da war etwas.
Wenn er sich nicht zu sehr täuschte,
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