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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Bauernhof führen. «Ich wusste nicht», sagte er, dann erstarb seine Stimme.
    «Ihr wusstet nicht, was für ein Bastard Labrouillade ist? Ich hatte es Euch gesagt, aber was soll’s? Wir sind alle Bastarde. Ich bin
le Bâtard
, wisst Ihr noch?»
    «Aber Ihr erlaubt Euren Männern keine Vergewaltigung.»
    «Herrgott», sagte Thomas und wandte sich Roland zu. «Glaubt Ihr wirklich, das Leben ist so einfach wie ein Turnier? Ein Turnier ist unecht. Ihr seid auf der einen oder der anderen Seite, und niemand glaubt allen Ernstes, dass Gott Partei ergreift. Sogar Marschälle gibt es, die dafür sorgen, dass Ihr nicht tot vom Platz getragen werdet. Das hier ist einfach Krieg, Krieg ohne Ende, und das Beste, was Ihr tun könnt, ist zu versuchen, nicht auf der falschen Seite zu stehen. Aber wer in Gottes Namen weiß, welche Seite die richtige ist? Wo Ihr steht, hängt davon ab, wo Ihr geboren seid. Ich bin in England geboren, aber wenn ich in Frankreich geboren wäre, würde ich für König Jean kämpfen und davon ausgehen, dass Gott auf meiner Seite ist. Davon abgesehen versuche ich, nichts Schlechtes zu tun. Das ist vielleicht keine bedeutende Regel, aber sie funktioniert, und wenn ich doch etwas Schlechtes tue, dann bete ich und gebe Almosen an die Kirche und tue so, als hätte ich ein reines Gewissen.»
    «Ihr tut Schlechtes?»
    «Es ist Krieg», sagte Thomas. «Unsere Aufgabe ist es, zu töten. Die Bibel sagt
Non occides
, aber wir tun es dennoch. Ein gewitzter Gelehrter in Oxford hat mir erklärt, das Gebot heißt, dass wir keinen Mord begehen sollen. Aber wenn ich das Helmvisier eines armen Teufels hochklappe und ihm ein Schwert in die Augenhöhle ramme, ist mir das keine große Beruhigung. ‹Du sollst nicht töten›, heißt es und nichts anderes.»
    «Und warum tut Ihr es dann?»
    Thomas sah ihn beinahe feindselig an. «Weil es mir gefällt», sagte er, «weil ich gut darin bin. Weil ich mir im Dunkel der Nacht manchmal einreden kann, dass ich für all die armen Leute kämpfe, die nicht für sich selbst kämpfen können.»
    «Und stimmt das?»
    Thomas antwortete nicht, stattdessen rief er einen Mann, der neben der Tür des Bauernhofes stand. «Vater Levonne!»
    «Thomas?»
    «Das ist der Bastard, der all diesen Ärger verursacht hat. Der Sire Roland de Verrec.»
    «Messire», sagte der Priester und verneigte sich vor Roland.
    «Ich muss mit Robbie sprechen, Vater», sagte Thomas, «und nach Genevieve sehen. Könnt Ihr also nach einem Paar Stiefel für Sire Roland suchen?»
    «Stiefel?», fragte der Priester verblüfft. «Hier? Wie stellt Ihr Euch das vor?»
    «Ihr seid doch Priester. Also versucht es mit Beten, Beten, Beten.»
    Thomas spannte die Sehne von seinem Bogen ab und tadelte sich, dass er es nicht schon früher getan hatte. Ein Bogenstab, der zu lange unter der Sehnenspannung stand, konnte sich dauerhaft biegen, er konnte
der Sehne gehorchen
, wie die Bogenschützen sagten, und ein solcher Bogen hatte weniger Kraft. Thomas rollte die Sehne zusammen, schob sie in einen Beutel und ging zu dem Bauernhaus, das von schwachen Binsenlichtern erhellt wurde. Robbie hockte im Kuhstall, in dem sich von ihm abgesehen nur noch eine Kuh mit einem einzelnen Horn befand. «Er hatte diesen Vogel», sagte Robbie, sobald Thomas durch die klobige Tür gekommen war, «einen Falken. Er hat ihn eine
Calade
genannt.»
    «Dieses Wort habe ich schon einmal gehört», sagte Thomas.
    «Ich dachte,
Calades
entdecken die Krankheiten eines Menschen! Aber er hat versucht, ihr das Augenlicht zu nehmen! Ich habe das Vieh umgebracht. Aber ich hätte Marchant umbringen sollen!»
    Thomas lächelte schief. «Ich weiß noch», sagte er, «wie Genevieve den Priester umgebracht hat, der sie folterte. Damit warst du nicht einverstanden. Und jetzt würdest du selbst einen Priester töten?»
    Robbie senkte den Kopf und starrte das faulige Stroh auf dem Boden des Kuhstalls an. Er schwieg eine Weile, dann zuckte er mit den Schultern. «Mein Onkel ist hier, in Frankreich, meine ich. Er ist nicht viel älter als ich, aber immer noch mein Onkel. Er hat meinen anderen Onkel getötet, den Onkel, den ich mochte.»
    «Und diesen Onkel magst du nicht?»
    Robbie schüttelte den Kopf. «Er macht mir Angst. Der Lord of Douglas. Vermutlich ist er jetzt das Oberhaupt meines Clans.»
    «Und was verlangt er von dir?»
    «Dass ich gegen die Engländer kämpfe.»
    «Was du geschworen hast, nicht zu tun», sagte Thomas.
    Robbie nickte. «Und Kardinal Bessières hat mich

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