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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gesucht, und auch sie war fort, und er hatte gedacht, dass, sollte er
La Malice
finden, auch sie besser für immer verschwinden würde, und während seine Gedanken umhergeschweift waren, hatte er den trüben Schimmer gesehen, der auf einmal im Torbogen der Burg auftauchte, und dann hatte das gewaltige Krachen bestätigt, dass die Zugbrücke heruntergefallen war.
    «Kommen sie heraus?», fragte sich Sam laut.
    «Bögen!», rief Thomas. Er stand auf, krümmte seinen langen dunklen Eibenbogen und legte die Sehne über die Hornnocken. Er berührte die Innenseite seines linken Handgelenks, um zu prüfen, dass der Lederschutz festsaß, der ihn gegen die voranschnellende Sehne schützte. Er zog einen Pfeil aus seiner Tasche.
    «Keine Reiter», sagte ein Mann. Die Bogenschützen waren aus dem Wald vorgerückt, um ungehindert schießen zu können.
    «Irgendwer kommt raus», sagte Sam.
    Sie hatten keinen Grund, die Zugbrücke herunterzulassen, dachte Thomas, es sei denn, sie wollten einen Ausfall machen. Aber wenn sie einen nächtlichen Überraschungsangriff planten, warum galoppierten dann nicht jetzt schon Pferde über die Freifläche unterhalb der Burg, die weiß im Mondlicht lag? Er sah ein paar Leute über die Zugbrücke kommen, aber keine Reiter. Dann sah er weitere Männer, die den ersten folgten, und er sah das Mondlicht auf Klingen glitzern. «Vorwärts!», rief er. «Eine Reihe bilden!»
    Thomas verfluchte sein Hinken. Er war kein Krüppel, aber er konnte nicht mehr so schnell laufen wie früher, und seine Männer überholten ihn mit Leichtigkeit. Nun galoppierten Karyl und zwei andere mit gezogenen Schwertern an ihm vorbei. «Das ist Hugh!», rief jemand.
    «Und Genny!» Thomas erhaschte einen Blick auf dunkle Gestalten vor dem erleuchteten Torgang, glaubte, Genevieve und Hugh erkannt zu haben, doch dann sah er hinter ihnen eine weitere Gestalt, einen Mann mit einer Armbrust. Thomas blieb stehen, hob seinen großen Kriegsbogen und zog die Sehne nach hinten.
    Seine Rückenmuskeln stellten die enorme Spannung her, zwei Finger zogen die Sehne, zwei weitere stabilisierten den Pfeil am Bogenstab, als er den Bogen zu den Sternen hinaufrichtete. Er schaute zu dem Tor, sah, wie sich der Armbrustschütze auf ein Knie niederließ und die Waffe an seine Schulter hob – er könnte zu weit weg sein, diese Entfernung war selbst für einen Langbogen zu groß –, doch Thomas zog die Bogensehne bis hinter sein rechtes Ohr.
    Und ließ sie los.
     
    Roland glaubte, er würde sterben. Er hatte Angst. Der kreischende, hämmernde, dröhnende Lärm der abspulenden Winde hallte immer noch in seinen Ohren nach, erfüllte ihn mit Furcht und Entsetzen wie der Schrei eines grässlichen Teufels. Am liebsten hätte Roland sich irgendwo versteckt, sich in einer dunklen Ecke zusammengerollt und gehofft, die Ereignisse würden an ihm vorbeiziehen, doch stattdessen setzte er sich in Bewegung. Er sprang die Treppe hinunter, immer noch ohne Stiefel, und erwartete halb, dass Labrouillades Männer das Torhaus wieder übernommen hätten und er von rächenden Klingen niedergemacht würde, doch zu seinem Erstaunen befand sich immer noch nur der eine Mann im Wächterraum, und dieser Mann war verängstigter als Roland. Robbie rief Roland zu, er solle sich beeilen.
    «Gott», sagte Roland, und es war ein Gebet.
    Sculley brüllte den Männern im Burghof zu, sie sollten kommen und sich von ihm töten lassen. Drei Männer lagen vor seinen Füßen, und das Licht schimmerte in ihrem Blut, das in die Zwischenräume der Pflastersteine gelaufen war. «Genevieve ist draußen», rief Robbie, «jetzt kommt! Sculley!»
    «Ich bin noch nicht fertig», knurrte Sculley.
    «Du bist fertig», sagte Robbie und zog Sculley am Arm. «Lauf!»
    «Ich hasse es wegzulaufen.»
    «Lauf! Jetzt! Für Douglas!»
    Sie liefen los. Bis jetzt hatten sie überlebt, weil die Männer im Burghof, benommen vom Schlaf, nicht begriffen hatten, was vor sich ging. Nun jedoch wurden die Flüchtenden verfolgt, Roland hörte ein Geräusch, das er fürchtete, das Ratschen, mit dem eine Armbrust gespannt wurde. Er polterte mit seinen bloßen Füßen über die Zugbrücke, hörte das Surren, mit dem die Armbrust abgeschossen wurde, doch der Bolzen ging weit über ihn hinweg. Er sah den Bolzen nicht, aber er wusste, dass noch andere abgeschossen würden. Er packte Hugh an der Hand und zog ihn vorwärts, und in diesem Moment sah er aus dem Augenwinkel etwas Weißes vorbeifliegen. Und dann noch ein weißes

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