1356
angekommen, und der Lord of Douglas brannte darauf, sie einzusetzen. Englische Truppen standen in Flandern, in der Bretagne und in der Gascogne, und der Prince of Wales plünderte Südfrankreich, nun wollte Douglas endlich ein paar von den Bastarden töten. Er hasste die Engländer.
«Weiß er, dass der junge Edward nächstes Jahr vermutlich Richtung Norden losschlagen wird?», fragte Douglas. Der junge Edward war der Prince of Wales.
«Ich habe es ihm gesagt.»
«Und da zögert er noch?»
«Er zögert», bestätigte Robbie. «Er liebt Feste und Musik und Vergnügungen. Für den Kampf hat er nicht viel übrig.»
«Dann müssen wir dem verdammten Kerl ein bisschen Kampfesmut beibringen, oder?»
Schottland war in den vergangenen Jahren von einem Unheil nach dem anderen heimgesucht worden. Zuletzt hatte die Pest etliche Täler entvölkert, doch schon beinahe zehn Jahre zuvor war eine schottische Armee bei Durham geschlagen und der König von Schottland von den verhassten Engländern gefangen genommen worden. König David wurde nun im Tower von London festgehalten, und um ihn freizukaufen, sollten die Schotten ein so hohes Lösegeld zahlen, dass ihr Königreich für Jahre verarmt sein würde.
Der Lord of Douglas aber glaubte, dass der König auf eine andere Art heimgeholt werden konnte, auf eine soldatische Art, und das war der Hauptgrund, aus dem er seine Männer nach Frankreich gebracht hatte. Im Frühling würde der Prince of Wales vermutlich wieder mit einer Armee aus der Gascogne ausrücken, und diese Armee würde tun, was englische Armeen immer taten: schänden und brennen und plündern und zerstören, und der Zweck dieser
Chevauchée
bestand darin, die Franzosen zur Aufstellung einer Armee zu zwingen, und dann würden die gefürchteten englischen Bogenschützen ans Werk gehen und Frankreich würde die nächste Niederlage erleiden. Frankreichs bedeutendste Männer würden als Geiseln genommen, und England würde durch die Lösegelder noch reicher werden.
Aber der Lord of Douglas wusste, wie man Bogenschützen besiegen konnte, und das war das Geschenk, das er nach Frankreich mitgebracht hatte, und wenn er den französischen König davon überzeugen konnte, gegen den jungen Edward zu kämpfen, sah er einen großen Sieg vor sich, und bei diesem Sieg wollte er den jungen Prinzen gefangen nehmen. Er würde ein Lösegeld fordern, ein Lösegeld, das ebenso hoch war wie das für den König von Schottland. Es konnte gelingen, dachte er, wenn sich der König von Frankreich zum Kampf entschloss.
«Und du, Robbie? Wirst du kämpfen?»
Robbie errötete. «Ich habe einen Eid abgelegt.»
«Zum Teufel mit deinem verdammten Eid.»
«Ich habe einen Eid abgelegt», beharrte Robbie. Er war Gefangener der Engländer gewesen, war aber freigelassen worden, denn sein Lösegeld wurde für sein Versprechen bezahlt, nie wieder gegen die Engländer zu kämpfen. Er hatte sich dieses Versprechen abgerungen, und das Lösegeld hatte sein Freund Thomas of Hookton bezahlt. Acht Jahre lang hatte Robbie das Versprechen nun gehalten.
«Woher kommt dein Geld, Junge?»
«Von dir, Onkel.»
«Und hast du noch etwas davon übrig?» Douglas wartete ab, sah die Scheu seines Neffen. «Also hast du es verspielt?»
«Ja.»
«Schulden?»
Robbie nickte.
«Wenn du mehr Geld willst, Junge, dann kämpfst du. Du ziehst dieses Hurenjäckchen aus und legst eine Rüstung an. Bei Gott, Robbie, du bist ein guter Kämpfer! Ich will dich! Hast du denn keinen Stolz?»
«Ich habe einen Eid abgelegt», wiederholte Robbie starrsinnig.
«Dann kannst du ihn widerrufen, verdammt. Oder ein Hungerleider werden. Du wirst schon merken, wie gleichgültig mir das ist. Und jetzt nimm diese magere Ziege und zeig, dass du ein Mann bist. Wir sehen uns beim Abendessen.»
Bei dem der Lord of Douglas versuchen würde, den König von Frankreich zum Mann zu machen.
Die Bogenschützen verteilten sich am Waldrand. Ihre Pferde waren hundert Schritt weiter hinten angepflockt und wurden von zwei Mann bewacht, die Bogenschützen aber hasteten zum Saum des Waldes, und als die ersten Reiter der schwerfälligen Kolonne des Comtes de Labrouillade auf weniger als hundert Schritt herangekommen waren, schossen sie ihre Pfeile ab.
Dass die Hellequin reich geworden waren, hatte zwei Ursachen. Die erste war ihr Anführer, Thomas of Hookton, der ein guter Soldat, ein findiger Denker und ein kluger Schlachtenlenker war, aber es gab in Südfrankreich viele Männer, die es an Klugheit
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