1357 - Dein Blut für mich, Sinclair!
In seinem Körper schienen sich Nadeln zu verteilen und zu stechen. Der Schrei war verstummt. Stille breitete sich aus.
Der Grusel-Star wusste, dass es für ihn nicht vorbei war. Jäger wie Sinclair und Suko würden nicht aufgeben und immer nach einer Chance suchen. Sie wussten, dass der Blutsauger nicht von selbst zu dieser Kreatur geworden war. Also würden sie nach der Quelle suchen. Möglicherweise gingen sie davon aus, dass sich die Quelle auf diesem Gelände befand.
Es gab für van Akkeren nur eine Möglichkeit. Er musste so schnell wie möglich weg.
Der Zündschlüssel steckte. Der Wagen war startbereit, und van Akkeren dachte auch nicht länger nach.
Er drehte den Schlüssel um. Der Motor sprang an. Das Geräusch kam ihm unwahrscheinlich laut vor. Danach gab es für ihn kein Halten mehr. Auch wenn das Auto leicht rutschte, er fuhr so schnell wie möglich und hütete sich davor, die Scheinwerfer einzuschalten. Er wollte, nein, er musste schneller als seine verdammten Jäger sein…
***
Der Fluch, der mir auf den Lippen lag, drang nur leise aus meinem Mund, obwohl ich ihn gern herausgeschrien hätte. Aber ich riss mich zusammen, und so wurde nur ein Zischen daraus.
Suko reagierte anders als ich. Er sprach den Namen des Grusel-Stars aus und tauchte zugleich in den Rover.
Ich wartete noch einen Moment und ließ ihn auf dem Fahrersitz sitzen. Neben dem Auto blieb ich stehen und verfolgte das Geräusch des anderen Wagens.
Zu sehen war so gut wie nichts, denn der Flüchtling verzichtete darauf, die Scheinwerfer einzuschalten. Er nutzte den Schutz der Dunkelheit eiskalt aus.
Ich konnte mich täuschen, aber es war möglich, dass ich einen Schatten sah, der sich durch die Nacht bewegte und auch ein bestimmtes Ziel hatte.
Wir würden bei einer Verfolgung den gleichen Weg wieder zurück fahren müssen.
Auf dem Militärgelände war es noch relativ leicht. Aber wohin fuhr van Akkeren, wenn er es verlassen hatte?
Suko hatte den Rover gewendet. Ich sah die offene Beifahrertür neben mir schwingen.
»Los, steig ein!«
Genau das tat ich auch. Ich knallte die Tür zu und hörte Sukos Stimme. »Wir kriegen ihn, John! Wir kriegen ihn…«
***
Nicht nur Menschen wünschen sich manchmal Flügel, bei van Akkeren war es nicht anders. Was hätte er darum gegeben, wegfliegen zu können! Es war nicht möglich. Er musste in seinem Fahrzeug bleiben, das ihm vorkam wie die Zelle, in der er gesteckt hatte.
Nur dass der Wagen noch enger war als diese.
Aber er konnte sich bewegen. Er rollte einer Freiheit entgegen, die er bestimmen konnte.
Das Gelände hatte er bald hinter sich gelassen. Danach musste er sich entscheiden, in welche Richtung er fahren wollte. In der Umgebung kannte er sich nicht aus, und so vertraute er einfach auf sein Glück. Zudem vermied er es, das Licht der Scheinwerfer zu nutzen.
Er wollte auch weiterhin in der Dunkelheit unsichtbar bleiben, und als er sich entschlossen hatte, nach links zu fahren, da warf er kurz zuvor noch einen Blick in den Innen- und Rückspiegel.
Lichter – schwach, aber sichtbar. Hinter ihm waren sie erschienen.
Zwei kleine Punkte, die über den Boden hinwegtanzten. Eine Mischung aus gelbem und weißem Licht.
Es waren die Verfolger! Sinclair und Suko! Ein Schrei der Wut drang aus seiner Kehle. Er fluchte darüber, dass er die beiden nicht los wurde. Sie hatten genau gehört, dass er gestartet war, sonst hätten sie nicht gedreht und die Verfolgung aufgenommen.
Noch hatten sie ihn nicht gesehen, und das sollte auch so bleiben.
Er zerrte das Lenkrad herum. Zugleich sackte das Auto nach rechts hin ab, weil ein Reifen in einer Mulde gelandet war. Sehr schnell kam er wieder frei, und gab Gas.
Sein Gesicht hatte sich verzerrt. Die Augen waren weit aufgerissen. Die oberen Lippen zurückgeschoben, sodass die beiden Blutzähne vorschauten.
Ein Sprung ließ ihn nach vorn schießen. Hier war der Boden besser. Van Akkeren konnte mehr Gas geben, was er auch tat. Er ging ein Risiko ein, das wusste er, denn in dieser Gegend ohne Licht zu fahren, das war eigentlich lebensgefährlich.
Nur dachte jemand wie van Akkeren nicht darüber nach. Er saß geduckt hinter dem Steuer, dass er krampfhaft mit beiden Händen hielt. Es war zu sehen, wie dünn die Haut war, denn sie spannte sich über den Knöcheln. Manchmal wehte ein Zischen über seine Lippen, wenn er mit sich selbst sprach. Er stieß Flüche aus, er verfluchte sich, seine Jäger und die gesamte Lage.
Man hat ihn zu einem Spielball
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