1358 - Im Dimensionsgefängnis
Meter vor ihr stehen. „Du hast zu uns gesprochen", stellte ich fest. „Ich bin Atlan. Meine Freunde heißen Gucky - das ist das Pelzwesen und Ras."
„Ich bin Virakochaggua", sagte die Pflanze und zauberte ein wundervolles Farbenspiel auf ihre Staubblätter. „Du bist sehr schön", erklärte ich aufrichtig. „Und deine Artgenossen sind es auch."
„Wirklich phantastisch!" flüsterte Ras Tschubai hingerissen. „Ich habe euch alle gem", stellte Gucky fest und klatschte in die Patschhändchen. „Warum hast du dann eben daran gedacht, daß Karotten wenigstens eßbare Pflanzenwesen wären, Gucky?" fragte Virakochaggua. „Das war nicht ich", widersprach der Ilt, wenn auch ziemlich betreten. „Das war mein innerer Schweinehund. Aber ich selber habe euch ehrlich lieb."
„Zum Fressen gern", flüsterte ich ihm zu.
Dabei fiel mein Blick auf eine blanke, dampfende Fläche in einer Nische.
Als ich genauer hinsah, wurde mir klar, daß diese Fläche aus gefrorenem Wasser bestand.
Das war es jedoch nicht, was meine Aufmerksamkeit so sehr erregt hatte. Es war das Fragment einer Zatara, das sich etwa knöchelhoch über die Eisfläche erhob und das in sich zusammensank und zu schwarzem Staub zerfiel, während ich vielleicht zehn Sekunden lang hinsah. Ein paar Sekunden danach war der schwarze Staub vom Eis förmlich aufgesogen worden. „Das ist Hildariukaggachua", erklärte Virakochaggua, die natürlich gesehen hatte, wohin ich starrte. „Die Älteste unserer Kolonie."
„Das ist Hildariu?" fragte ich verblüfft, die letzten Silben einfach weglassend, weil ich den Namen nicht mehr voll zusammenbekam. „Aber ich sehe sie nicht mehr. Ist sie tot und vergangen?"
„Tot, aber nicht vergangen", antwortete Virakochaggua. „Hildariukaggachua starb an Altersschwäche.
Das kommt bei uns Zataras immer wieder vor. Aber dieses Sterben ist nichts Endgültiges. Wir regenerieren uns, brauchen dazu aber gefrorenes Wasser. Dann wachsen wir neu und behalten alle unsere Erinnerungen."
„Ich bin fasziniert", sagte ich mit ehrlicher Begeisterung - obwohl mir solche Phänomene nicht ganz unbekannt waren und ich im Tiefenland an Clio, der Spielzeugmacherin, ein ganz ähnliches Talent entdeckt hatte. „Das glaube ich", erwiderte Virakochaggua - und ich bildete mir ein, einen Hauch von Eitelkeit herauszuhören. „Aber ihr seid bestimmt nicht zu uns gekommen, um diesem Vorgang beizuwohnen und etwas darüber zu erfahren."
„Natürlich nicht", erklärte ich. „Wir kamen hierher, weil Bao at Tarkan uns sagte, wir könnten von euch Informationen erhalten, die uns dabei helfen würden, einige Probleme besser zu verstehen, die seit einiger Zeit in der NARGA PUUR aufgetreten sind."
„Wir wissen viel, aber wir wissen nicht, ob etwas darunter ist, was euch hilft", erwiderte die Zatara. „Könnte es sein, daß eure Probleme mit den Funkimpulsen aus dem Halo von Absantha-Gom zu tun haben, die vor nicht langer Zeit auf der NARGA PUUR eingingen?"
„Funkimpulse aus dem Halo von Absantha-Gom?" wiederholte ich erregt, denn das war für mich tatsächlich eine Neuigkeit. „Wann genau war das gewesen?"
Diese Frage vermochte Virakochaggua verständlicherweise nicht ohne weiteres zu beantworten, da es zu große Unterschiede in der Zeitrechnung der intelligenten Pflanzenwesen und unserer gab. Aber mit Hilfe des Austauschs von Informationen, die mit Zeitgrößen und Geschehnissen zu tun hatten, arbeiteten wir eine gemeinsame Basis heraus.
Und kamen schlußendlich zu dem Ergebnis, daß das Durcheinander auf der NARGA PUUR am 2. April dieses Jahres einsetzte, bald nachdem rund fünf Millionen Sonnenmassen aus dem Halo von Absantha-Gom entmaterialisierten.
Zu diesem Zeitpunkt gingen die bewußten Funkimpulse auf dem KLOTZ ein, die von Unbekannten aus dem Riesenschiff beantwortet wurden. In der Folgezeit gerieten alle Schiffssysteme, soweit die Zataras das zu bemerken in der Lage waren, in hektische Betriebsamkeit, die vorerst darin gipfelte, daß die NARGA PUUR am 4. April in die Überlichtphase gegangen war, ohne daß Bao at Tarkan und seine Kartanin etwas dagegen hätten unternehmen können. „Von Unbekannten beantwortet!" platzte Gucky heraus, bevor ich mir überlegt hatte, wie ich weiterfragen sollte. „Wer können denn diese Unbekannten sein?"
„Eigentlich nur die Nakken", antwortete Virakochaggua zu meiner Überraschung prompt. „Sie sind die Navigatoren, die eigentlichen Piloten der NARGA PUUR."
„Aber Bao ist der Projekt-Koordinator!"
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