136 - Der Panther-Mann
kannst ihr nichts anhaben.«
»Doch, ich kann.«
»Sie… sie ist unverwundbar, Murray. Eine böse Kraft schützt sie.«
»Ich werde diesen Schutz brechen«, behauptete Murray Blackwood trotzig. »Ich weiß auch schon, wie.«
***
Die zweimotorige Maschine taumelte durch etliche Turbulenzen. Manchmal hatte ich den Magen in der Kniekehle, dann wiederum im Hals, aber mir machten die Bocksprünge durch die Luft nichts aus.
Unter uns jagte eine Antilopenherde davon. Es war eine Freude, diese Tiere zu sehen. Die südafrikanische Regierung tat sehr viel zum Schutz aller Tierarten. Jagderlaubnis wurde außerhalb der Tierreservate nur überlegt erteilt. Man hatte erkannt, wie wichtig es war, all diese Tiere zu erhalten.
Wenn man sie zum Abschuß freigegeben hätte, wären gewissenlose Jäger aufmarschiert, die Spaß am Töten hatten, und hätten auf alles geballert, was sich bewegt. Und bald hätte es keine Gnus, Impalas, Zebras, Büffel und so weiter mehr gegeben.
Kurz vor Sukutara wurde der Flug ruhig. Der Pilot des Postflugzeugs zeigte mir, wo der Schienenstrang für die neue Eisenbahnlinie verlief, und ich hörte zum erstenmal von den Opengas, die die Arbeiten sabotierten, wo sie konnten.
»Was immer man plant«, sagte ich, »es wird jemanden geben, der dagegen ist. Die einen protestieren mit Worten -das sind die Vernünftigen -, die anderen mit Taten - das sind die Unvernünftigen.«
Der Pilot wies nach vorn. »Sukutara!«
Wir hatten ein winziges Nest vor uns. Etwas abseits davon entdeckte ich eine kleine Zeltstadt. Der Pilot erklärte mir, daß dort die Arbeiter der Eisenbahngesellschaft wohnten.
Als wir landeten, wirbelten wir viel Staub auf. Das Flugzeug rumpelte über den unebenen Boden, und ich wurde ein letztesmal kräftig durchgeschüttelt.
Dann hörten die Propeller auf, sich zu drehen, und eine angenehme Stille breitete sich aus.
Da war ich nun… in Sukutara.
***
Murray Blackwood war mit einem Rucksack und mit dem Gewehr im Busch unterwegs. Wenn er zurückkehrte, würde er nur noch das Gewehr bei sich haben.
Der Rucksack samt Inhalt war ein Geschenk für Butu, den Einsiedler. Blackwood erhoffte sich von Butu eine ganz spezielle Hilfe, und um sich den Einsiedler gewogen zu machen, kam er nicht mit leeren Händen zu ihm.
Im Rucksack befanden sich Lebensmittel und Werkzeug. Dinge, die Butu gebrauchen konnte. Eine Stunde Fußmarsch war bis zur primitiven Unterkunft des Einsiedlers zurückzulegen.
Butu bekam nicht gern Besuch. Genaugenommen ärgerte er sich über jeden, der ihn störte, aber darauf konnte Murray Blackwood keine Rücksicht nehmen.
Er brauchte die Hilfe des sonderbaren Alten und hoffte, ihn dazu überreden zu können.
Gleich nachdem Larry Merrill nach Sukutara weitergefahren war, war Murray aufgebrochen. Mutter und Colleen hatten ihn händeringend gebeten, zu Hause zu bleiben, doch er hatte gesagt: »Glaubt mir, ich weiß, was ich tue. Es geschieht zu unserem Besten. Wir müssen Vorkehrungen treffen, müssen uns rechtzeitig wappnen, um dieser Bestie den Garaus machen zu können, wenn sie wiederkommt.«
Es war für ihn zur fixen Idee geworden, daß das Ungeheuer wiederkommen würde.
»Sie will uns alle umbringen, diese grausame Bestie«, behauptete er immer wieder. »Mit dem schrecklichen Mord an Dad allein begnügt sie sich nicht. Ich muß ihr zuvorkommen!«
An manchen Stellen war der Pfad sehr unwegsam. Die Natur überwucherte ihn. Eine Wunde, die Buschmesser geschlagen hatten, verheilte allmählich.
Murray warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Er schwitzte, und ein Schwarm lästiger Mücken umschwirrte ihn. Noch zehn Minuten, dachte er. Dann ist die Stunde um, dann bin ich am Ziel.
Da er von Anfang an rasch gegangen war, erreichte er die schäbige Lehmhütte des Einsiedlers früher.
Butu, ein knochendürrer alter Mann mit pergamentener, glanzloser schwarzer Haut, lag auf einem primitiven Lager und schlief. Es gab keine Tür. Jeder konnte die Hütte ungehindert betreten, aber Butu schlief trotzdem voller Vertrauen.
Man konnte ihm nichts wegnehmen, denn er besaß nichts außer seinem Leben, und das wollte keiner haben. Wozu auch?
Bum war uralt. Wie viele Jahre er schon auf der Welt war, wußte er nicht, Irgendwann würde es ihn nicht mehr geben, doch niemand würde es wissen, und niemand würde ihn vermissen.
Butu war weder nützlich noch schädlich, deshalb ließ man ihm die Ruhe, die er für sich beanspruchte.
Der junge Mann nahm zuerst das Gewehr ab, dann den
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