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136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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eigenen. Wie auch?
    Seit jener schrecklichen Nacht am Kratersee achtete sie sehr genau darauf, eine erneute Schwangerschaft zu vermeiden.
    Nicht etwa, weil sie kein Kind wollte. Vielmehr wurde Aruula von bitteren Gefühlen geplagt.
    Ich hätte es verhindern müssen!, dachte sie, wie schon viele Male zuvor – obwohl es keinen Zweifel daran gab, dass Aruula gar nichts hätte machen können. Es ist meine Schuld, dass ich mein Kind verloren habe, und ich weiß nicht einmal, was mit ihm geschehen ist! Wenn ich ihn tot gesehen hätte, oder wenn es ein Grab gäbe, dann könnte ich wenigstens um ihn trauern.
    Aber so darf ich nicht einmal das, denn es wäre Verrat! Es würde bedeuten, dass ich ihn aufgegeben habe – ohne mit letzter Gewissheit sagen zu können, dass er wirklich nicht mehr lebt.
    Aruula hatte von ihrem Ungeborenen stets als einem Jungen gesprochen. Sie hatte ihm damals sogar schon einen Namen gegeben: Matjunis. So hätte es heißen sollen, das Kind, von dem die Barbarin in aller Unschuld glaubte, es sei Maddrax’
    Sohn. Die Möglichkeit, dass es auch ein Mädchen sein konnte, war Aruula nie ernsthaft in den Sinn gekommen.
    Wenn ich ein zweites Kind bekäme, würde ich ihn vielleicht vergessen, quälte sie sich weiter. Ihre Augen verengten sich. So wie Maddrax ihn vergessen hat!
    Hätte jemand Aruula gefragt, warum sie in diesen Tagen nach langer Zeit wieder so intensiv an ihr verlorenes Kind dachte, dann hätte die Barbarin auch eine Antwort erteilt – doch sie wurde nicht gefragt. Zumindest nicht nach relevanten Dingen. Stattdessen hatte sich Jenny erkundigt, was genau dem Doyzdogger verfüttert worden war.
    Was glaubt sie, wer ich bin?, dachte Aruula verärgert. Eine eifersüchtige Hexe, die den Hund vergiftet, damit Jennys Kind verschollen bleibt?
    Ein Vogel kam im Tiefflug über die Ebene geflattert. Er war nicht sonderlich groß, ungefähr wie ein Kolk, aber er hatte eine schöne Zeichnung. Grün und rot. Aruula wusste nicht, dass dieser Gi’roogi ein Nachfahre der rumänischen Finken war, und es hätte sie auch nicht sonderlich interessiert. Ihre Augen folgten ihm nur, weil er so melodisch sang, während er auf einen Waldrand zu flog, der auch das Ziel der drei Gefährten war. Ting-Ting-Ting, ging es zwischen jeder Strophe.
    Aber schlimmer noch als Jenny ist Maddrax! Aruula schoss einen Finsterblick auf den Rücken ihres Geliebten ab. Maddrax hatte sie vor ein paar Tagen in Beelinn allen Ernstes gefragt, ob sie bei den Vorgesprächen zu seiner »Operation Annie« nicht ein bisschen mehr Begeisterung zeigen wollte.
    Er hat gesagt: ›Ein Kind ist in Gefahr – da müssen wir doch helfen!‹ Als ob es nötig wäre, mich zu überreden! Habe ich je einem Menschen meine Hilfe verweigert? Nein! Aber Maddrax begreift nicht, dass es mich quält, ihn so entschlossen nach seinem anderen Kind suchen zu sehen, während mein eigenes vergessen ist. Er hat mich nicht einmal gefragt, ob ich bei dieser Suche mitmachen möchte. Maddrax erwartet es einfach!
    Schließlich geht es ja um Anniemouse. Seine Tochter. Jennys Kind.
    Aruula schloss zu ihren Gefährten auf. Zufällig sah sie den grünroten Vogel zwischen den Bäumen verschwinden, und ein wahrhaft ketzerischer Gedanke stieg in ihr auf. Was, wenn sie es genauso machen würde? Einfach die Flügel ausbreiten und verschwinden? Es klang irgendwie verlockend.
    Der kleine Vogel war ein schlechtes Vorbild. Doch das wusste die Barbarin nicht. Auch nicht, dass sie beobachtet wurde.
    ***
    Ting-Ting-Ting, schmetterte der Gi’roogi, während die drei Menschen ahnungslos weiter zogen und er selbst auf den Ästen einer Tanne herum hüpfte. Das Frühjahr hatte begonnen, und der gefiederte Sänger suchte nach einer Gefährtin. Er schien auch tatsächlich Glück zu haben mit seinem Lockruf.
    Ting-Ting-Ting, scholl es plötzlich zurück. Der Vogel legte den Kopf schief und lauschte. Die fremde Stimme kam aus den Büschen tief unter ihm. Das war seltsam. Doch sie klang exakt wie seine eigene, und das wiederum war gut, denn es ließ auf ein paarungswilliges Weibchen hoffen, das zu ihm passte. Also flatterte der Gi’roogi hinunter ins Gesträuch.
    Direkt in den Tod.
    ***
    (Du da! Welchen Zweck erfüllt es, dass du unter dem Tisch sitzt?)
    (Ich habe einen Zahn verloren, Grao’sil’aana!) (Das entspricht dem Reifegrad deines Körpers. Es ist ein natürlicher Prozess. Besorgnis ist nicht opportun.) (Wie nehme ich meine Nahrung auf, wenn alle Zähne fort sind,

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