Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
Grao’sil’aana?)
    (Es werden neue Zähne wachsen.)
    (Immer wieder?)
    (Nein. Nur ein Mal.)
    (Dieser Körper ist unvollkommen, Grao’sil’aana!) (Ich stimme zu.)
    ***
    Anns Welt
    »Schnee!«, jauchzte Ann, als Nicu gähnend die zugige Holztür aufstieß. Drüben, in der anderen Hälfte des Doppelturms, blökten die Schafe nach Futter. Ann nahm ihre Felljacke vom Boden und lief los. »Komm, Jana – wir bauen einen Schneemann!«
    »Nichts da!« Mamm Kalina hielt sie am Kragen fest. »Erst wird Feuer gemacht! Dann essen wir, dann füttert ihr die Schafe, und dann könnt ihr ein bisschen spielen.«
    Ann zog einen Flunsch. Nie durfte man was.
    Jana zerrte bereits einen Bottich heran. Die Feuerstelle war erkaltet und musste erst ausgeräumt werden, ehe man auf Wärme und Essen hoffen konnte. Neben dem Herd, dort, wo das Brennholz gelagert wurde, lehnte eine verbeulte Schale.
    Ann nahm sie, stieß sie mit Schwung in die Asche und begann zu schaufeln, während Jana Holzreste auflas. Die Mädchen sahen sich von der Seite an. Ihre Augen blitzten. Das war eine schöne Schweinerei!
    »Du bist ganz grau!«, sagte Jana vergnügt.
    »Und deine Finger sind schwarz!« Ann nahm das Holzstück aus Janas Hand. Nachdenklich sah sie erst auf das verkohlte Scheit, dann auf Janas Gesicht. Dann malte sie ihr die Nase an.
    Die Vierjährigen prusteten los; Ann ließ sich sogar auf den kalten Boden sinken vor Lachen. Dort blieb sie aber nicht lange. Plötzlich standen zwei schwere Stiefel vor ihr, und als sie an ihnen hoch sah, waren da Boogans finstere Augen. Anns Lachen erstarb. Hastig senkte sie den Kopf und ging wieder an die Arbeit. Boogan trat nach Jana; nicht fest, aber doch fest genug, dass sie nach vorn ruckte.
    »Beeil dich was!«, knurrte er, wandte sich um und stapfte zur Tür. Ann sah ihm nur heimlich hinterher. Er machte einem Angst.
    Es war früher Morgen; noch ein wenig dämmerig und ziemlich kalt. Draußen vor der Löcherburg lag eine dünne Schneeschicht. Sie sah so schön aus, weiß und glitzernd, aber Nicu hatte natürlich unbedingt schon darauf herum trampeln müssen. Er hob den Kopf, als sein Vater ins Freie trat, und zeigte auf den Schnee. Aber warum guckte er so ernst?
    »Lupas!«, hörte Ann ihn sagen. »Die werden immer dreister!«
    Boogan spuckte aus. »Verdammte Biester! Irgendwann haben wir sie vor dem Bettkasten stehen!«
    Er stapfte davon, und man konnte ihn nicht mehr sehen.
    Doch Ann wusste, wo er war: bei den Schafen! Aber denen würden die Wölfe bestimmt nichts tun. Sie waren viel zu bissig. Nicu glaubte das auch, denn er ging nicht mit.
    Stattdessen bückte er sich und schabte im Schnee herum.
    Dann war die Feuerstelle leer geräumt. Der Bottich war voll, und Ann stand auf, um ihn mit Jana rauszutragen ins Freie. Als sie sich zur Tür drehte, kam etwas Weißes geflogen. Rumms ging es, und ein Schneeball zerknallte an der Wand. Jana schrie vor Schreck und Mamm Kalina begann zu schimpfen.
    Nicu lachte, und Ann lachte mit. Er war eigentlich ganz nett, auch wenn er sich für was Besseres hielt, weil er größer war.
    Aber er half einem wenigstens manchmal, wenn man schwere Sachen tragen musste, so wie jetzt. Nicu trocknete sich schon die Hände an der Jacke ab. Vielleicht packte er ja gleich noch mit an.
    Arpad war da anders. Ann kam an der Fensterbank vorbei und sah hoch. Da saß er, faul wie immer, und schnitzte mit seinem Messer an einem Holz herum.
    Er lässt sich bedienen wie ein König!, dachte sie. Und dabei ist er so hässlich!
    Arpad war siebzehn Jahre alt, und schon so groß wie sein Vater. Nur dünner. Er trug eine Kette um den Hals, mit stinkenden Zähnen, und er prahlte immer damit, wie er die Tiere erlegt hatte. Außerdem hatte er Haare im Gesicht – hier welche und dort welche. Das sah so albern aus! Aber am schlimmsten war seine Stimme! Meistens war sie brummig wie die von Boogan. Doch manchmal kiekste Arpad mitten im Wort, und wehe, man lachte dann!
    Ann guckte weg, als er den Kopf hob. Arpad durfte man nicht reizen. Er wurde schnell wütend, und dann musste man noch schneller laufen. Sonst wurde man geschubst, oder er kniff einen in den Arm.
    Das merke ich mir alles! Und wenn Dad kommt, dann kann Arpad was erleben! Ann nickte energisch. Der Gedanke an Dad tat so gut.
    Sie erschrak, als sie mit Jana und dem Bottich ins Freie trat.
    Um ein Haar hätte Boogan sie einfach umgelaufen. Er stapfte durch die Tür, als wären die Mädchen Luft, und man konnte hören, dass er richtig wütend

Weitere Kostenlose Bücher