1361 - Sheilas Horrorzeit
Mittelpunkt.«
»Hören Sie auf. Mein Mann und meine Freunde lassen sich nicht erpressen.«
Der Hypnotiseur lachte. »Ich bitte dich, Sheila. Wer spricht denn von Erpressung. Hältst du mich wirklich für so primitiv? Nein, das wird nicht der Fall sein.«
Sheila hatte jedes Wort verstanden, und sie wusste nicht, ob sie froh sein sollte oder nicht. Eine Erpressung wäre auf irgendeine Art und Weise eine klare Sache gewesen, doch dieser neue Plan, den sie nicht kannte, bereitete ihr Sorgen.
Saladin war jemand, dessen Handlungen sich nicht ausrechnen ließen. Er gehörte zu den Menschen, die stets für eine Überraschung gut waren, aber nie für eine positive. Alles was er tat, war auf Chaos und Zerstörung ausgerichtet.
Er hütete sich davor etwas von seinen Plänen laut werden zu lassen. Stattdessen verließ er mit Sheila den großen Schweinestall und trat an die frische Luft.
Sheila atmete sie ein. Sie tat ihr gut, doch in ihrer Nase klebte noch weiterhin der Stallgeruch. Auch als Saladin jetzt so locker neben ihr herging, dachte sie nicht an Flucht. Sie wusste, dass Saladin immer schneller und mächtiger war.
Nach wenigen Schritten blieb er stehen und schaute irgendwie gedankenschwer nach vorn wie jemand, der sich noch über seine nächsten Schritte klar werden muss.
Hinter Sheila grunzten wieder die Schweine. Als sie sich umschaute, sah sie die Tiere an der Tür, wo sie eine dichte Masse gebildet hatten, aber nicht nach draußen liefen. Da gab es wohl eine unsichtbare Grenze, und die war von Saladin geschaffen worden.
Nach wie vor besaß er die Gewalt über die Tiere.
Sheila konnte die Stille nicht mehr aushalten und fragte deshalb:
»Werden wir wieder fahren?«
Der Hypnotiseur drehte sich gemächlich um, und ebenso gemächlich nickte er.
»Ja, das werden wir wohl. Nur nicht mehr mit dem Motorrad. Ich habe da so meine Prinzipien. Es hat seinen Dienst getan, und es wird auch gute Bewacher haben.«
»Wen denn?«
»Die Schweine.«
»Bitte?«
Er amüsierte sich. »Ja, ich habe ihnen befohlen, das Fahrzeug zu bewachen. Sie werden es tun, denn sie wissen genau, dass ich ihr Chef bin. In diesem Zustand würden sie sogar für mich in den Tod gehen. Das kannst du mir glauben.«
Sheila wollte darauf nicht näher eingehen und fragte stattdessen:
»Gehen wir zu Fuß?«
»Haben wir das nötig?«, lautete die Gegenfrage.
»Ich weiß es nicht.«
»Nein, Sheila, wir werden nicht zu Fuß gehen. Es gibt noch andere Alternativen. Komm mit.«
Sie gehorchte. Saladin wartete, bis sie neben ihm stand. Danach schritt er mit ihr auf den zweiten Schuppen zu, der nicht so groß war wie der mit den Schweinen.
Saladin entriegelte die Tür. Wie ein höflicher Mensch öffnete er sie für seine Begleiterin. Sheila fiel auf, dass sie sehr breit war, und Saladin zog sie auch ganz auf.
Immer mehr Licht fiel in diesen Schuppen hinein, und Sheila sah jetzt, was sich darin verbarg. Keine Tiere, sondern ein Auto. Ein dunkler Mercedes der E-Klasse, dessen Karosserie von einer dünnen Staubschicht bedeckt war. In dem Schuppen roch es nach Heu, und durch die Luft wirbelten zahlreiche Staubkörner.
Saladin drückte auf die Kontaktstelle des Schlüssels. Die Türen öffneten sich automatisch, und für einen Moment flammten die Heckleuchten auf.
»Du kannst einsteigen.«
»Und dann?«
»Fahren wir.«
An der Tür blieb Sheila stehen, die Hand um den Griff gelegt.
»Wohin fahren wir denn?«
»Steig ein und lass dich überraschen.«
Ihr blieb keine andere Wahl, als der Aufforderung Folge zu leisten.
Sheila ärgerte sich darüber, dass sie nicht dazu in der Lage war, normal zu denken. Sie spürte in ihrem Inneren die Wut. Sie wollte etwas tun, denn sie war keine Frau, die gewisse Dinge einfach hinnahm. Aber sie schaffte es nicht, über den eigenen Schatten zu springen, und so nahm sie auf dem linken Vordersitz Platz.
Saladin stieg ein, ohne etwas zu sagen. Er blieb auch stumm, als er den Zündschlüssel ins Schloss steckte und den Motor anließ.
Saladin war guter Laune. Er pfiff sogar leise vor sich hin, legte den Rückwärtsgang ein und ließ den Wagen durch die Öffnung ins Freie gleiten.
Erst jetzt schaute Sheila sich wieder um. Sie tat es automatisch.
Das hätte jeder Mensch getan, wenn er vom Halbdunkel ins Helle fährt.
Es hatte sich nichts verändert. Es war auch niemand aufgetaucht, um ihr zu helfen, und doch gab es etwas, das nicht mehr so war wie zuvor.
Bevor sie näher darüber nachdenken konnte, hielt Saladin
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