1364 - Killer-Engel
bewiesen, dass sie zu ihm stand, doch jetzt, wo ihn die verdammte Stille umgab, konnte er einfach nicht anderes denken, und er musste einen Beweis bekommen.
Er stand auf und sah jetzt sein Gesicht im Spiegel.
Der Junge erschrak vor sich selbst. Sein Mund öffnete sich, und ein krächzender Laut drang aus ihm hervor. Die Angst in den Augen sorgte auch weiterhin für ein Ansteigen der Furcht. Sein Gesicht glänzte durch den Schweiß.
Dann ging er zur Tür.
Nein, er verließ das Bad nicht. Ein letztes Luftholen, danach das Bücken und anschließend drückte er sein Ohr gegen das Holz, um zu erfahren, ob er etwas hörte.
Nichts…
Auch im Flur hatte sich die Stille ausgebreitet, sodass er recht schnell zu der Überzeugung gelangte, dass Mrs. Prentiss ihre Wohnung sehr wohl verlassen hatte.
Die Enttäuschung darüber trieb ihm beinahe die Tränen in die Augen. Aber noch wollte er sich selber nicht zustimmen und musste einen Beweis haben.
Man hatte ihm zwar geraten, im Bad zu bleiben, aber das wollte er nicht mehr. Er musste seinen eigenen Kopf durchsetzen und etwas herausfinden.
Gerade als er seine Hand auf das kühle Metall der Kinkel gelegt hatte, hörte er aus dem Flur das Geräusch. Genau zu definieren war es nicht. Es konnten durchaus Schritte sein. Echos, die entstanden, wenn jemand härter auftrat.
Einige Sekunden später war es wieder still geworden, und seine Hand lag noch immer auf der Klinke.
Er gab sich einen Ruck. Trotzdem ging er so behutsam wie möglich vor. Niemand sollte hören, dass er die Tür öffnete. Er wollte auch nur einen Blick nach draußen werfen.
Sein Standort befand sich in einem günstigen Blickwinkel. So sah er auch die Außenseite der Wohnzimmertür, und er sah Mrs. Prentiss, die ihm den Rücken zuwandte.
Sie war noch immer die gleiche, wie er mit Erleichterung feststellte. Im Flur befanden sich auch keine Feinde, aber trotzdem hatte sie sich verändert.
Sie war jetzt bewaffnet.
Und so betrat sie ihr Wohnzimmer…
***
Die Staatsanwältin Purdy Prentiss stand in ihrem Wohnraum. Sie hielt die Magnum Automatikpistole in der rechten Hand.
In die linke Hand hatte sie das Schwert mit der schmalen Klinge genommen. Ein Erbe ihres Freundes, der mit dieser Hieb- und Stichwaffe so perfekt hatte umgehen können. Überhaupt gehörte er zu Lebzeiten zu den besten Kämpfern, die sie kannte, und auch er hatte schon mal ein erstes Leben auf dem Kontinent Atlantis geführt.
Und nur dadurch hatten sie zusammengefunden. Da hatte das Schicksal wirklich seine Fäden gestrickt.
Wer sie so ansah, der musste zugeben, dass sich Purdy so einfach nicht die Butter vom Brot nehmen lassen würde. Sie war bereit, den Schritt zu gehen, und wenn er sie in die Hölle führte. Das machte ihr verdammt nichts aus.
Ihr Blick streifte durch den recht großen Raum, und sie musste ein zweites Mal hinsehen, um erkennen zu können, dass es niemand geschafft hatte, einzubrechen.
Sie befand sich allein im Zimmer und stand noch immer mit dem Rücken zur geschlossenen Tür.
Für sie war das Fenster wichtig. Auch wenn dahinter die Dunkelheit der Nacht lauerte, ging sie davon aus, dass sich dort diese drei seltsamen Wesen versteckt hielten, aber sie waren noch nicht auf ihre Wohnung zugeflogen.
So wartete sie ab.
Die Stille tat ihr gut. Sie konnte sich etwas entspannen. Es wurde nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Vielleicht waren diese Wesen sogar weitergeflogen. Möglicherweise hatte sie sich sogar getäuscht und es waren wirklich Vögel gewesen, die sich nur verflogen hatten.
Das breite Fenster und der Balkon dahinter lockten Purdy. Sie ging mit den Bewegungen eine Diebin, die soeben eine fremde Wohnung betreten hatte und sich noch unsicher war, was sie dort erwartete.
Bevor sie die Schiebetür öffnete, warf sie noch einen Blick nach draußen. Hinter dem Balkon lag die Nacht wie ein dunkles, riesenhaftes Ungeheuer, das für die nächsten Stunden in einen tiefen Schlaf gefallen war und dafür sorgte, dass all diejenigen, die das Tageslicht scheuten, sich ins Freie trauten.
Auch diese seltsamen Wesen, die ihr jetzt nicht mal so ungewöhnlich vorkamen, denn wieder musste sie an ihre Zeit in Atlantis denken. Dort hatte es Vogelmenschen gegeben, die von dem Eisernen Engel angeführt worden waren. Leider war der Schwarze Tod schon damals stärker gewesen. Bis auf den Anführer hatte er alle Vogelmenschen vernichtet.
Keine Gedanken mehr. Nicht zurück, nur noch nach vorn blicken.
Mit diesem Vorsatz
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