1364 - Killer-Engel
abspielte, wusste ich nicht. In solchen Momenten setzte mein Denken einfach aus. Es war auch besser so. Ich wollte eine Sache durchziehen, die verdammt gefährlich war, und da war es hinderlich, wenn ich darüber nachgrübelte, ob es von Vorteil war oder nicht. Ich musste einfach handeln und die Konsequenzen auf mich nehmen.
Belial hatte die Tür so weit geöffnet, dass sich auch zwei Personen auf den Balkon drängen konnten. Er hatte ihn bereits erreicht, aber er hatte gehört, dass wir ihn verfolgten, denn fliegen konnten wir leider nicht.
Aus der Schrittbewegung hervor fuhr er herum.
Wir mussten noch einen Meter vorgehen, dann standen wir auf dem Balkon und vor ihm.
Das lachende Gesicht des Lügenengels tauchte vor uns auf. Er stand zudem in einer perfekten Entfernung, um von den Riemen der Peitsche getroffen zu werden, aber Suko konnte sich anstrengen wie er wollte, er schaffte es nicht.
Urplötzlich tanzten vor unseren Augen Blitze auf. Von allen Seiten erwischte uns zudem die magische Kraft, und wir hielten uns inmitten des verdammten Blitzgewitters auf, obwohl wir irgendwie noch am Rande standen, denn Belial war das Zentrum.
Ich fühlte mich, als wäre ich von starken Händen angehoben worden. Zugleich erschienen am Rand meines Blickwinkels die Gestalten der Killerengel. Diese weißen, kleinen Wesen mit den grässlichen Zähnen, die uns zerbeißen würden.
Ich schrie Suko etwas zu. Was es war, wusste ich nicht, denn plötzlich erwischte mich die Kraft des Lügenengels und schleuderte mich um meine eigene Achse.
Automatisch ging ich einige Schritte vor. Es half mir auch nichts, denn die fremde Kraft riss mir die Beine unter dem Körper weg, sodass ich wegschwebte.
Es war nicht zu fassen. Ich besaß keinen Halt mehr, aber ich sah vor mir die Fratze des Lügenengels.
Belial grinste mich an.
Das Tier war da!
Und dann gab es nichts mehr um mich herum…
***
Mit einem heftigen Sprung war Purdy Prentiss in die Höhe gesprungen. Sie hielt ihre Hände zu Fäusten geballt, und sie hatte auch die Arme nach vorn gestreckt, aber es war ihr nicht möglich, etwas zu unternehmen. Was sie mit ihren eigenen Augen gesehen hatte, war kaum zu glauben gewesen. Sie fühlte sich wie jemand, der einen heftigen Schlag erhalten hatte und noch nicht zurück in die Realität gekehrt war, weil die einfach zu grauenhaft war.
Sie sah den Balkon wie eine Bühne und konnte noch immer nicht fassen, was sich dort abgespielt hatte. Im Zeitlupentempo schüttelte sie den Kopf. Ihr Gesicht war durch den erlebten Schrecken gezeichnet. Und das, obwohl sie selbst nicht dabei gewesen war. Aber sie hatte dieses Ereignis mitbekommen, dass jetzt noch einmal wie ein zurückgedrehter Film vor ihren Augen ablief.
John und Suko waren verschwunden!
Sie hatten nicht auf ihre Warnungen gehört und mussten in ein Energiefeld hineingeraten sein, das sie nur mit diesem Ausdruck bezeichnen konnte, weil ihr etwas anderes nicht einfiel.
Die nächtliche Atmosphäre auf dem Balkon war völlig anders geworden. Wie aus dem Nichts waren die schimmernden Blitze erschienen und das von allen Seiten.
Und sie hatten die beiden Geisterjäger voll erwischt. Noch jetzt fühlte sich die Staatsanwältin wie in einem Trauma gefangen. Sie konnte nicht fassen, wie ihre Freunde plötzlich zu Puppen geworden waren. Man hatte sie kurzerhand herumgeschleudert, sie hatten sich um die eigene Achse gedreht, und dabei waren sie in das verdammte Blitzgewitter hineingetaucht.
Und dann?
Ja, dann waren sie plötzlich weg gewesen. Verschluckt, gefressen, wie auch immer.
Es gab sie nicht mehr. Der Balkon war leer. Die verdammte Macht des Lügenengels hatte sie geholt, und für dieses Problem fand Purdy keine Lösung.
Sie hörte sich mit sich selbst sprechen, ohne darauf zu achten, was sie sagte. Erst als sie die Stimme des Jungen hörte, kehrte sie in die Realität zurück.
»Was war das, Mrs. Prentiss?«
Sie schloss die Augen.
»Können Sie es nicht sagen?« Der Junge zupfte sich am Hosenbein.
»Ich weiß es nicht genau, Bruce. Ich weiß es wirklich nicht. Es ist nicht zu fassen…«
»Sie sind weg.«
»Ja.«
»Und wohin sind sie?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Bruce. Das… das … wissen sie wohl selbst nicht.«
»Das war doch einer, der lügt, nicht?«
»Richtig.«
»Dann sind sie bestimmt in einer Lügenwelt«, sagte er mit der ihm eigenen Logik.
»Vielleicht.«
Bruce ließ nicht locker. »Aber wenn das wirklich eine Lügenwelt ist, kann es sie nicht geben,
Weitere Kostenlose Bücher