1365 - Belials Lügenwelt
hatte, denn der Lichtkegel war plötzlich verschwunden. Einfach über einen Rand hinweggehuscht, um sich dann in eine Tiefe zu verlieren, in die Suko selbst bald hineinschaute.
So hätte es auch in Atlantis aussehen können. Er am Rande einer Schlucht stehend und dabei in die Tiefe schauend.
Der Strahl erreichte den Boden nicht. Das hatte Suko auch nicht erwartet. Er bewegte seine Hand trotzdem mal nach links, dann wieder nach rechts, und so hoffte er, dass er von irgendwelchen Wesen entdeckt wurde und er sie locken konnte.
Nach einigen Sekunden gab er auf. Da hatte sich nichts getan.
Nach wie vor blieb es leer und still um ihn herum.
Der Himmel war nicht nahe, auch wenn es ihm so vorkam. Er schaute in die Höhe und stellte fest, dass die Fläche dort sogar relativ hell geworden war.
Ein wenig von diesem Licht sickerte nach unten, doch es erreichte nicht den Boden der Schlucht.
Nachdem Suko einigermaßen beruhigt war, keine Feinde in der Nähe zu wissen, machte er sich Gedanken über sein Schicksal. Er hatte keine Lust, hier wie lebendes Futter für einen Riesenvogel auf der Kuppe stehen zu bleiben. Da war er aus dem Spiel. Atlantis, auch wenn es nur nachträglich als Kopie erschaffen worden war, hatte mehr zu bieten. Nur fiel es Suko schwer, daran zu glauben, dass tatsächlich ein neuer Kontinent dieses Namens geschaffen worden war.
Der Schwarze Tod würde daran noch basteln, und er gehörte auch zu denen, die eine solche Welt bevölkern mussten, wenn auch aus nur dem Antrieb heraus, etwas zum Jagen und zum Töten zu haben.
Einen Ausweg aus dieser Welt gab es ebenfalls. Der Spiegel stand versteckt in einer Hütte, die mal Will Mallmann gehört hatte. Dieser Spiegel war nicht mit einem üblichen zu vergleichen. Wer vor ihm stand, der konnte auch hineinschreiten und diese Welt verlassen, um in einer anderen Dimension wieder zum Vorschein zu kommen.
Für Suko war dieses Haus im Augenblick am wichtigsten. Wer voran will, der muss auch den Rückweg kennen. Deshalb wollte sich Suko auf die Suche nach diesem Haus machen, denn in dessen Umgebung war ihm die Welt nicht mehr so fremd.
Wo war der beste Weg?
In dieser Höhe bleiben? Darüber dachte die Inspektor zuerst mal nach. Es wäre eine Möglichkeit gewesen, aber irgendwann würde er absteigen müssen. So weit er sich erinnerte, befand sich das Haus nicht auf einem Bergkamm. Es lag mehr im Tal, zwar schon ein wenig erhöht, doch von der Hütte aus hatte sich Suko später auf einem recht ebenen Boden weiterbewegt.
Der Abstieg!
Im wollte der Gedanke nicht aus dem Kopf, und er war auch scharf darauf, eine Lösung zu finden. Letztendlich war es egal, wo er es versuchte. Ob hier oder an einer anderen Stelle, runter musste er immer.
Er leuchtete noch mal.
Ja, da gab es die Tiefe. Aber er hatte Glück im Unglück, denn es ging nicht steil bergab, sondern wie auf einer schiefen Ebene, und es gab genügend Vorsprünge und kleine Senken, wo er mit den Händen ebenso Halt finden konnte wie mit den Füßen.
Der letzte Rundumblick vor dem Abstieg. Sicher konnte er nie sein, aber er wollte das beruhigende Gefühl behalten, dass ihm im Augenblick keine Gefahr drohte.
Momentan sah er nichts. Der gefleckte Himmel über ihm blieb ruhig. Kein Flugmonster segelte mit ausgebreiteten Schwingen über ihn hinweg, und auch in der Tiefe lauerte niemand.
Er wollte es wagen.
Die Lampe klemmte er an seinem Gürtel fest. Er wollte sie so schnell wie möglich greifbar haben. Beim Klettern brauchte er beide Hände und vor allem kräftige Finger.
Es ging abwärts.
Schon nach den ersten Schritten konnte er recht zufrieden sein.
Seine Füße fanden ebenso einen sicheren Halt wie die zupackenden Finger. Nichts brach, nichts bröckelte weg, das Gestein schien wie für ihn geschaffen zu sein.
Er hielt sich an die alte Bergsteigerregel. Nur nicht in die Tiefe schauen. Dort würde er wahrscheinlich nichts erkennen, aber die dichte Dunkelheit konnte ihn leicht anziehen wie ein Magnet.
Er glitt weiter.
Es kam ihm seine Geschmeidigkeit zugute. Der Körper war durchtrainiert, und bevor Suko den Fuß wieder aufsetzte, prüfte er durch vorsichtiges Drücken nach, ob diese Stelle sein Gewicht auch aushielt.
Es klappte.
Sorglos wurde er allerdings nicht. Nach einer gewissen Zeit hielt er an, um in die Höhe zu schauen. Da stellte er fest, dass er den Rand schon längst nicht mehr sah.
Nach unten schaute er weiterhin nicht. Stattdessen sah er zu, weiterzuklettern. Bisher konnte er mit seiner
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