1365 - Belials Lügenwelt
Menschen noch eine Chance gelassen wurde, sich zu orientieren.
Suko blickte sich um, mit dem Gedanken verbunden, seinen Freund John zu entdecken. Den Erfolg erreichte er leider nicht mehr.
Es wäre auch unwahrscheinlich gewesen. Sie hatten sich zwar beide innerhalb einer bestimmten Welt befunden, aber in dieser Welt gab es noch andere Welten und John und er waren innerhalb einer Welt in separaten, eigenen Welten gefangen und so durch eine Dimension voneinander getrennt.
Suko stand auf.
Er blickte allerdings nicht in seine Umgebung. Zuerst wollte er nachforschen, wo er stand. Möglicherweise ließ der Boden auf etwas Bestimmtes schließen. Da ihm das Zwielicht allein nicht ausreichte, holte Suko seine Leuchte hervor.
Er stellte den Strahl auf die breiteste Bahn und untersuchte im Lichtkegel den Boden.
Schwarz war er. Zugleich auch rissig. Hinzu kam, dass es keine Vegetation gab. In dieser Umgebung konnte einfach kein Leben existieren. Möglicherweise gab es nicht mal Wasser.
Das alles erschreckte den Inspektor nicht. Auch als er den Kreis weiterzog und sich der Lichtschein in einer bestimmten Richtung verlor und aufgesaugt wurde, war er sogar relativ zufrieden, weil sich der Eindruck, diese Welt zu kennen, immer mehr verstärkte.
Ja, er wusste Bescheid.
Er kannte sie.
Er brauchte auch nicht länger darüber nachzudenken, denn diese Welt hatte mal Dracula II gehört.
Jetzt nicht mehr.
Jetzt war sie das neue Reich des Schwarzen Tods!
***
Sukos Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Der Inspektor war tief in seinem Inneren froh, auf etwas Bekanntes gestoßen zu sein.
Auch wenn dieses Bekannte ihm feindlich gegenüberstand.
Die Vampirwelt!
Einige Male schoss ihm dieser Begriff durch den Kopf. Und er wusste dann, dass es nicht stimmte.
Es war zwar die Vampirwelt, aber im Prinzip war sie es nicht, denn der Schwarze Tod hatte sie zu seiner gemacht. Er wollte eine Heimat haben, und diese Heimat sollte so aussehen wie die, in der er mal vor urlanger Zeit existiert hatte.
Da veränderte sich der Begriff, und aus der Vampirwelt wurde das Neue Atlantis.
Ja, das war sein Plan!
Atlantis nacherschaffen, aber nun besetzt mit dem Grauen. Mit den Wesen, die er damals so geliebt hatte. Keine positiven. Nichts, was er hätte als Feinde ansehen können.
Wie groß die Vampirwelt war, konnte Suko nicht sagen. Er kannte keine Ausmaße. Lang, breit, hoch – okay, das musste es einfach geben. Möglicherweise sogar eine vierte Dimension, aber das war nur das Äußere. Im Inneren musste die Welt ganz anders aussehen, wenn der Schwarze Tod sie nach seinen Vorstellungen geschaffen hatte. Suko hatte mit seinem Freund John schon öfter Zeitreisen unternommen. Sie waren dabei auch in Atlantis gelandet. Als er daran dachte, drückte sich in seinem Inneren eine gewisse Spannung hoch, die verbunden war mit einer bestimmten Erwartungshaltung.
Jetzt war er gespannt darauf, ob er das Atlantis wiederfand, das er kannte. Oder zumindest Teile davon. Von seiner Position aus war es nur schlecht zu sehen. Wenn er etwas erkennen wollte, musste er sich eine andere Stelle suchen.
Die Lampe ließ er vorerst brennen, als er sich auf den Weg machte.
Mit jedem Schritt stieg bei ihm die Spannung. Seine Gedanken drehten sich zurück, bis sie nur noch Erinnerung an das waren, was er in Atlantis erlebt hatte.
Schreckliche Kämpfe in einer ebenso schrecklichen Umgebung. Da gab es oft kaum Licht in düsteren, mit Nebel gefüllten Schluchten, in denen sich der Schwarze Tod immer so heimisch gefühlt hatte. In den Schluchten hatte er auch seine Armee von Skeletten versteckt, die bei ihren Attacken auf urwelthaften Greifvögeln saßen, um das Grauen über die Feinde zu bringen. Sie hatten die Helfer des kleinen Magiers, die schwarzen Vampire, vernichtet, während der Magier selbst durch den Schwarzen Tod in einen zehntausendjährigen Schlaf auf dem Meeresgrund versenkt worden war, aus den ihn John Sinclair schließlich befreit hatte. Allerdings nicht durch einen Kuss wie bei Dornröschen. Aber bei ihr hatte auch der Schlaf nicht so lange gedauert.
Je mehr Zeit verstrich, desto besser schaffte Suko es, seine Augen an die Düsternis zu gewöhnen.
Es hatte sich etwas verändert. Er sah es deshalb, weil er sich auf einer gewissen Höhe befand. Vielleicht auf einem Plateau, das eine gute Weitsicht gestattete.
Suko dachte daran, dass es einen Rand gab, und genau den wollte er finden.
Es war wirklich Zufall, dass er den richtigen Weg eingeschlagen
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