1365 - Belials Lügenwelt
es genau.
Steine, die zerstört waren…
Steine?
Diese Frage sirrte durch ihren Kopf. Sie hatte das Gefühl, einen Schlag zu erhalten. Auf dem Rücken krallte sich die zweite Haut regelrecht fest.
Das war eine Szene, ein Ort, ein Platz, den es gab, den sie auch kannte, obwohl sie noch nicht dort gewesen war.
Dafür aber Sinclair und sein Freund Suko.
Ein Ort, der so geheimnisvoll war wie sein Name. Für normale menschliche Augen unsichtbar.
Ein Refugium der Magie und die zweite Heimat der Freunde aus Atlantis.
Die mächtigen Flammenden Steine, die auf der Zeichnung allerdings nicht mehr so mächtig waren.
Jemand hatte sie zerstört…
***
Meine Antwort bestätigte das, was Belial hören wollte. »Nein, es gibt die Steine nicht mehr.«
In seinen kalten Augen leuchtete es. Er freute sich diebisch darüber. »Ja, du sagst es. Alles ist zerstört worden, einfach alles. Verstehst du, Sinclair?« Er deutete in die Runde. »Die alten Welten sind vorbei. Ich habe die neuen geschaffen. Ich schaffe Platz für den größten aller Herrscher, den Schwarzen Tod.«
»Das denkst du!«
»So ist es!«
Ich schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Belial, so ist es nicht. Was du mir erzählst, entspricht nicht der Wahrheit. Es ist eine Lüge, die du aufgebaut hast. Ich gebe zu, dass du mich in diese Lügenwelt entführt hast, aber ich werde sie wieder verlassen, ob die Steine nun zerstört sind oder nicht.«
Es war schon ein Phänomen. Wenn man den Engel der Lügen mit einer Lüge konfrontierte, drehte er durch, dann verschwand sein großes Siegergehabe. Ich musste ihn zu einer Lüge verleiten, wobei er jedoch davon überzeugt sein musste, die Wahrheit gesprochen zu haben. Wenn das eintrat, sackte sein Image, dann war er angreifbar.
»Ich werde dir beweisen, Belial, dass du gelogen hast. Du bist die Lüge. Seit Urzeiten ist es deine Strafe für immer. Was du mir hier zeigt, ist nur ein Wunschtraum, den du gern in die Realität umgesetzt hättest. Aber so leicht sind die Steine nicht zu besiegen. Nicht von dir. Was wir beide sehen, ist nicht wirklich wahr.«
»Hör auf, so zu reden.«
»Passt es dir nicht?«
»Wo denn?«, schrie er mich an. »Wo ist deine Wahrheit? Es gibt nur wenige, die sie vertraten, und einer davon bin ich.«
»Meine Wahrheit kannst du sehen.«
»Und wo ist sie?«
»Hier vor meiner Brust.«
Ich hatte ihn auf mein Kreuz aufmerksam gemacht, und genau das war nicht im Sinne des Erfinders. Er starrte es an. In seinem hageren Gesicht zuckte es. Ich sah eine dunkle Zungenspitze im Lippenspalt erscheinen. Sie huschte von einer Seite zur anderen, und aus seiner Kehle strömte ein Laut, den auch ein Tier hätte ausstoßen können.
Ich fühlte mich längst nicht mehr so schlecht, weil ich ihn durchschaut hatte. Mit gelassenen Schritten ging ich durch seine Welt, die er aufgebaut hatte.
Das Gras besaß an keiner Stelle mehr seinen grünen Schimmer. Es war zu einer feuchten, platten und braunen Masse geworden, die wie ein verschmutzter Teppich wirkte.
Das Holz der beiden Häuser faulte vor sich hin. Noch immer rann die dicke Flüssigkeit zwischen den Bohlen hervor und glitt dem Erdboden entgegen, wo sie sich mit dem Teppich vereinigte: Der eklige Geruch blieb bestehen. Wenn möglich, atmete ich nur flach. Ansonsten drehte ich meine Runde weiter, belauert von den Blicken der unheimlichen Gestalt, die leicht geduckt und wie zum Sprung dastand. Möglicherweise wartete sie darauf, dass ich einen Fehler beging. Nur tat ich ihr den Gefallen nicht.
Über den Haufen Steine musste ich wieder hinwegsteigen, um meinen alten Standort zu erreichen.
»Vergiss deine Welt, Belial. Sie taugt einfach nicht. Du wirst dein Lügengebilde nie durchbekommen.«
»Ich lüge nicht!«, brüllte er mich an.
»Das glaubst du!«
»Ja, so ist es!«
»Dann werde ich dir das Gegenteil beweisen. Du musst einfach lügen, und brauchst den Kontakt zu Menschen, um deine Lügen in sie zu infiltrieren. Es ist ein verdammter Missbrauch. Ich habe es selbst erlebt, als du den jungen Bruce Everett mit einem Lügengebilde erfüllt hast. Du hast deine Helfer geschickt, die ebenfalls deinen Lügen vertrauten, aber letztendlich einsehen mussten, dass sie einfach zu schwach waren. Denn die Wahrheit hielten mein Freund Suko und ich in der Hand. Da kann dich der Schwarze Tod noch so sehr unterstützen, doch auch für ihn gibt es Grenzen, die er nicht überspringen kann.«
Belial wollte mir nicht glauben. Er ballte die linke Klaue zur Faust und
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