1365 - Belials Lügenwelt
mit ihrer Handfläche über die Lippen, bevor sie einen Blick durch die Scheibe auf die beiden Zuschauerinnen warf.
Jane und Purdy sahen ihr wildes Grinsen, bevor sie ruckartig den Kopf senkte und den letzten Killerengel hochriss. Er schüttelte sich, doch er hatte gegen die Kraft von Justine Cavallo nicht die Spur einer Chance.
Justine wirbelte ihr Opfer herum, bis sie die schon geknickten Flügel vor sich sah. Ein Griff, ein Ruck, und dann hatte sie die Flügel abgerissen.
Der Killerengel zuckte noch einmal hoch. Zu einem Widerstand oder zu einer Gegenwehr war er nicht mehr fähig, denn Justine hatte ihm den Motor geraubt.
Seine letzten, schrillen Schreie echoten in die Wohnung hinein, bevor er zusammenbrach und dabei ein Licht abstrahlte, das zugleich bei ihm zerstörend wirkte.
In diesem Flimmern sackte die Gestalt zusammen und breitete sich als heller Fleck auf dem Boden aus.
Damit war es auch für den letzten Killerengel vorbei. Justine Cavallo hatte gewonnen.
Sie schüttelte kurz den Kopf, als wollte sie die Erinnerung an diesen letzten Kampf loswerden, dann war auch für sie die Sache erledigt, und sie betrat die Wohnung.
Die Blutsaugerin ging nur zwei Schritte weiter, bevor sie stoppte und die Hände in die Hüften stemmte. Lässig nickte sie den beiden Zuschauerinnen zu.
»Es gibt sie nicht mehr!«
»Das haben wir gesehen«, bemerkte Jane.
»Was hättet ihr ohne mich gemacht?« Justine musste einfach lachen. »Ich glaube, sie hätten euch vernichtet. Also könnt ihr mir dankbar sein, dass ich euch das Leben gerettet habe. Sie hätten euch in Belials Lügenwelt mitgenommen, in der ihr elendig verreckt wärt.«
»Vergiss nicht, dass auch wir uns wehren können.« So ganz wollte Jane die Bemerkungen nicht hinnehmen. »Ich denke nicht, dass es so einfach gewesen wäre, uns zu töten.«
»Schade. Man kann es nicht ausprobieren. Jedenfalls haben wir jetzt unsere Ruhe.«
»Und was war mit dem Blut des Killerengels?«
Justine schaute Jane für einen Moment an, bevor sie den Kopf schüttelte. »Es war widerlich. Ekelhaft. Ich konnte und wollte es nicht trinken. Bitter und scharf wie Säure.« Sie winkte ab. »Das war kein Blut, wie ich es gewohnt bin. Ich frage mich, ob es überhaupt den Namen verdient. In euren Adern fließt genau das, was ich brauche.«
Jane Collins hatte den Unterton in der Stimme nicht überhöht.
»Unterstehe dich«, flüsterte sie. »Mach keinen Fehler. Du willst ja noch eine Zukunft haben.«
»Die wird ewig dauern«, erklärte sie und stützte ihre Hände auf den oberen Rand des Rückenteils eines Sessels. Sie ließ ihren Blick schweifen, bis er auf der Gestalt des Jungen hängen blieb.
Der Jungen hatte das Kissen wieder sinken lassen. Die Gefahr war vorbei, aber er sah noch immer mitgenommen aus. Nach wie vor spiegelten seine Augen Angst wider, und auch die Gänsehaut war bei ihm nicht zu übersehen.
Auf dem Tisch lagen weiterhin der Zeichenblock und auch der Kugelschreiber. Jane hat ihn aufgehoben und an seinen Platz gelegt.
Es war durchaus möglich, dass Bruce wieder Kontakt mit dem Lügenengel bekam. Sie glaubt nicht, dass Belial so leicht aufgeben würde.
»Du lässt Bruce in Ruhe, Justine!«
Die Cavallo lächelte spöttisch. »Keine Sorge, ich weiß genau, was ich tue.«
»Hoffentlich.«
»Aber es ist wichtig!«
Das konnten die beiden Frauen verstehen. Nur fühlten sie sich für Bruce verantwortlich, besonders die Staatsanwältin, die sich bisher nicht eingemischt hatte.
Das änderte sich nun, denn sie trat einen Schritt vor und einem kleinen zur Seite, sodass sie zwischen Justine und dem Jungen stand.
»Seine Aufgabe ist erledigt. Ich werde jetzt gehen, ihn zurück in seine Wohnung bringen und die Eltern anrufen, damit sie nach Hause kommen. Dann werde ich versuchen, ihnen zu erklären, was hier abgelaufen ist, auch wenn sie es nicht begreifen werden. Aber wer kann das schon als normaler Mensch?«
»Wie schön für dich. Aber genau das wirst du nicht tun. Der Junge bleibt hier.«
»Warum?«
»Weil er wichtig ist.«
Jane Collins stand der Staatsanwältin bei. »Das ist keine Antwort, Justine. Keine vernünftige, das weißt du selbst. Deshalb werden wir sie auch nicht akzeptieren.«
Die Cavallo wurde sauer. »Ich habe hier das Sagen, verdammt noch mal!«
»Nein! Wir alle. Vergiss nicht, dass wir ein Team bilden. Ich weiß, dass du dich auch allein durchschlagen kannst, aber das ganz große Ziel schaffst du nicht allein. Du brauchst auch Helfer, und dazu
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