1366 - Die Freiheit des Bewußtseins

Fogha her in Erinnerung hatte.
    Es gab ein Dutzend bildschirmähnliche Einrichtungen an den Wänden der großen Halle. Darunter die Kontrollkonsolen und Frequenztaster. Aber nur unter einem der Bildschirme entdeckte Ellert die gleiche Lichttastatur wie auf Neuerde.
    Fünf Meter vor ihr blieb er stehen. Noch blieben die sechsundzwanzig Tasten dunkel. Die Sensoren, ahnte er, tasteten sein Bewußtsein erneut ab und gaben die Information an die Kontrollzentrale weiter, die sie bestätigen mußte.
    Das alles dauerte nur Bruchteile von Sekunden, dann leuchteten die Regenbogentasten auf. Das Spektrum war vollständig. „Na also!" war die jetzt lautlose Stimme der ZUGVOGEL zu vernehmen.
    Ernst ignorierte sie und trat vor. Ohne zu zögern, drückte er die elf Tasten in der richtigen Reihenfolge und ging wieder einen Schritt zurück, um den Bildschirm besser im Auge behalten zu können.
    Sein Name erschien darauf.
    Und dann, diesmal allerdings in Altarkonidisch, eine Information.
    Sie lautete: „Da nur du das Kodewort kennst, Ellert, hast du meine Spur gefunden. Ich habe lange auf dich gewartet und dich lange gesucht. Ich muß weiter. Nach Estartu in die Galaxis Absantha-Gom. Folge mir. Du wirst mich dort aufspüren. Barkon."
    Im ersten Moment war Ellert über die Kürze der Nachricht enttäuscht, wenn sie ihm auch mitteilte, wohin Barkon transmittiert war. Aber Absantha-Gom war keine Minigalaxis. Wie sollte er den Barkoniden dort finden?
    Der Transmitter!
    Die Schrift auf dem Bildschirm war erloschen, und als er sich von der Konsole entfernte, wurden auch die Lichttasten wieder dunkel.
    Er ging in die Mitte des Saales und blieb vor dem Podestsockel stehen. Stufen führten hinauf zum Transmitter. Wie ein Schock traf ihn die plötzliche Erkenntnis, daß der Transmitter noch immer aktiviert war und mit ziemlicher Sicherheit auf Barkons Zielstation justiert sein mußte.
    Er brauchte nur hinaufzugehen und die ... „Vergiß es!" kam die Warnung des Schiff es und unterbrach seine Überlegungen. „Es ist durchaus möglich, daß du Barkon auf diese Weise findest, aber auf Kosten deines Virenkörpers. Du würdest ihn für alle Zeiten verlieren. Ich warne dich! Du hast erfahren, was du wolltest. Kehr zu mir zurück, Ellert."
    Ellert stand regungslos vor der großen Versuchung.
    Er liebte seinen Virenkörper keineswegs und hätte sich gern seiner entledigt, und genau diese einmalige Chance bot sich jetzt. Der Körper, den er normalerweise nicht verlassen konnte, war für sein Bewußtsein wie ein Gefängnis. Erst körperlos und als bloßes Bewußtsein würde er wieder frei sein und konnte Raum und Zeit nach seinem Willen durcheilen. „Gerate nicht in Versuchung, ich warne dich noch einmal, Ernst. Auch weißt du nicht mit Sicherheit, wohin dich der Transmitter schleudert. Wir werden Barkon auch ohne ihn finden. Das verspreche ich dir." Die Stimme wurde drängender, bittender. „Komm zurück, Ernst! Ich flehe dich an: Komm zurück!"
    Immer noch zögerte Ellert, aber dann war sein Entschluß gefaßt. Die ZUGVOGEL hatte recht. Die Sache war zu unsicher. Außerdem steckte tief in ihm schon der Wunsch nach einem eigenen Körper, aber einem solchen, den er nach Belieben verlassen und wieder übernehmen konnte.
    Die Chance gab es später vielleicht einmal. „Ich komme", teilte er der ZUGVOGEL mit. „Bereite dich auf den Flug nach Absantha-Gom vor."
    „Schon geschehen", kam es erfreut zurück.
    Ernst streifte noch kurz einige Räume, deren Einrichtung verriet, daß vor unendlich langer Zeit die Station öfter benutzt wurde und sich Personen länger hier aufgehalten hatten. Barkoniden oder deren Kundschafter ,..?
    Die Platte brachte ihn sicher zur Oberfläche zurück.
    Er atmete trotz des Erfolgs seiner Mission erleichtert auf, als er die Sonne und in einiger Entfernung sein Schiff wiedersah.
    Als er es erreichte, entstand die Einstiegsluke. „Willkommen an Bord", sagte die ZUGVOGEL, und jetzt war die Stimme auch wieder akustisch zu vernehmen. „Der Kurs ist programmiert."
    Ellert schwenkte eine beschriftete Metallfolie. „Ich habe noch etwas Interessantes gefunden", deutete er an und ging an Bord. „Es war nicht direkt für mich bestimmt, sondern für die Kundschafter der Barkoniden. Du wirst staunen."
    „Mich wundert überhaupt nichts mehr", behauptete die ZUGVOGEL und machte die Hülle dicht. „Selbst nicht die Tatsache, daß du stiehlst."
    Ellert setzte sich und legte die Schriftfolie auf seinen Schoß.
    Er kannte die Sprache,