1367 - Serum des Satans
der Weißhaarige nichts hatte. War er ein normaler Dieb oder steckte etwas anderes hinter seinem Auftreten?
Beides konnte zutreffen. Sie würde es noch herausfinden, denn sie wollte eine bestimmte Taktik anwenden und den Weißhaarigen in ein Gespräch verwickeln.
»Darf ich die Tasche ablegen?«
»Ich bitte darum.«
Glenda ließ sie zu Boden sinken. Danach richtete sie sich wieder auf, und noch während der Bewegung nahm sie einen bestimmten Geruch wahr, der ihr schon bekannt war, den sie allerdings spontan nicht identifizieren konnte.
»Sie bleiben stehen!«
»Klar doch!«
Glenda wollte die Bedrohung locker angehen. Leider sah das der Eindringling nicht so. Sie hörte dicht hinter sich einen scharfen Atemzug, spürte dann den Druck der Waffe in ihrem Rücken, und zugleich wischte etwas von unten her an ihrem Gesicht hoch, wobei dieser stechende Geruch noch zunahm.
Einen Moment später presste sich etwas Weiches auf ihren Mund.
Es war eine getränkte Watte, und schon mit dem letzten Atemzug hatte sie dieses Zeug eingeatmet.
Chloroform!
Dass ihr der Namen noch eingefallen war, brachte ihr nichts ein.
Sie merkte den Schwindel, auch die Weichheit in den Knien und war plötzlich zu schwach, sich noch zu wehren.
Bewusstlos sackte sie in den Armen des Weißhaarigen zusammen…
***
Würgen, ausspeien, sich übergeben – das waren alles Tätigkeiten, die Glenda durch den Kopf schossen, mit denen sie allerdings nicht viel anfangen konnte, obwohl sie es gern getan hätte. Sie fühlte sich einfach zu schwach.
Und sie merkte, dass sie nicht mehr auf ihren eigenen Füssen stand. Man hatte sie hingelegt und dabei auf die Seite gedreht. Aber es war noch etwas mit ihr geschehen, das sie im ersten Augenblick nicht glauben wollte.
Sie war gefesselt worden. An den Händen ebenso wie an den Füßen. Und die Fesseln umschlangen ihre Gelenke, sodass sie nur noch die Finger bewegen konnte.
Ihr war hundeelend. So ein Gefühl hatte sie lange nicht mehr erlebt, wenn sie es überhaupt schon einmal erlebt hatte. Daran erinnern konnte sie sich nicht.
Es war einfach scheußlich, und das Gefühl, sich übergeben zu müssen, kam immer wieder. Dabei verstärkte es sich noch, und schließlich konnte Glenda nicht mehr an sich halten.
Aus ihrem Rachen brach das hervor, was sich bis dorthin freie Bahn geschaffen hatte.
Glenda hatte sich noch etwas zur Seite gedreht. Sie stellte fest, dass sie auf einer Couch lag. Über deren Rand hinweg erbrach sie sich, und die Ladung hätte sich auf dem Boden verteilen müssen. Das trat nicht ein. Sie vernahm das typische Klatschen, das entsteht, wenn sich jemand in einen Eimer erbricht.
Ob dort tatsächlich ein Eimer stand, war für sie zweitrangig. Sie wollte zunächst mal die Ladung loswerden und schaffte dies auch.
Ob es ihr anschließend besser ging, konnte sie zunächst nicht feststellen. Sie blieb noch für eine Weile in ihrer Haltung, und das war auch gut so, denn es folgte noch eine zweite Ladung.
Bis auf die Kopfschmerzen fühlte sie sich tatsächlich erlöst. Von den Zehen bis hoch zur Stirn klebte der Schweiß, und sie hatte Mühe, ihren Atem zu regulieren.
In dieser Seitenlage wollte sie nicht bleiben. Es bereitete Glenda schon eine leichte Anstrengung, sich auf den Rücken zu rollen, liegen zu bleiben und gegen die Decke zu starren. Dabei versuchte sie darüber nachzudenken, wie sie in diese Situation hineingeraten war.
Lange brauchte sie nicht zu überlegen. Es stand wie ein angehaltenes Kinobild vor ihren Augen. Sie selbst spielte dabei eine der Hauptrollen. Die zweite hatte dieser Weißhaarige eingenommen, denn er hatte sie mit einer Waffe bedroht und schließlich mit diesem widerlichen Chloroform betäubt.
Und jetzt lag sie in der Wohnung. In ihrem Wohnzimmer auf der Couch. War gefesselt worden, hatte sich übergeben müssen und hatte noch jetzt unter den Nachwirkungen zu leiden.
Glenda Perkins verspürte keine Kraft mehr. Alles an ihr war schlapp. Auch wenn sie nicht gefesselt gewesen wäre, hätte es an ihrer Situation nichts geändert. In ihrem Zustand hätte sie ohnehin erst mal nichts zur ihrer Rettung unternehmen können.
Die Ruhe bewahren und tief Luft holen, das allein zählte für sie.
Dabei klebte der Schweiß nach wie vor auf ihrem Körper. Nur war er jetzt kalt geworden, was sie ebenfalls als unappetitlich empfand.
Auch der Geschmack in ihrem Mund war so unnatürlich, und in der Nase klebte noch immer der Geruch des Chloroforms.
Ihren Atem bekam sie unter
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