1368 - Glendas Feuertaufe
musste völlig aus der Bahn geworfen worden sein.
Wir diskutierten darüber, und Shao fasste es zusammen, indem sie es auf den Punkt brachte.
»Selbst wenn Glenda es schafft und wenn ihr nichts passiert, kann ihre Zukunft völlig anders aussehen als ihr bisheriges Leben abgelaufen ist. Sie hat einen Job, das ist klar. Sie wird ihm auch gerecht werden können, so lange, bis sich ihr Zustand nicht verändert und sie sich durch das Teufelszeug wieder an einen anderen Ort teleportiert. Dann kann es verdammt böse für sie werden. Wenn sie wieder bei uns ist, müssen wir mit ihr über dieses Thema sprechen.«
Nach diesen Worten blickte uns Shao an, weil sie von Suko und von mir eine Antwort erwartete.
Suko machte es kurz, indem er sagte: »Ich gebe dir Recht.«
»Danke. Und du, John?«
»Tja.« Ich lehnte mich zurück und hob die Arme. »Du kannst jetzt lachen oder nicht, doch ich will ehrlich sein, Shao. Ich habe ähnlich gedacht wie du.«
»Danke.«
»Nur bringt uns das nicht weiter«, meinte Suko. »Die Beeinflussung ihres Zustands hat für Glenda nicht nur berufliche Folgen, sondern auch private.«
»Wie meinst du das genau?«
Suko blickte mich sehr ernst an. »Es liegt eigentlich auf der Hand. Im Beruf steht sie mehr unter Kontrolle als in ihrem privaten Bereich. Und da sollte unser Nachdenken beginnen.«
»Du denkst an einen Schutz?«
»Ja.«
Ich hob meine Augenbrauen. »Wie willst du den bewerkstelligen? Glenda Tag und Nacht überwachen lassen?«
»Das geht nicht.«
»Eben.«
»Und wir können auch nicht immer an ihrer Seite sein. Denk daran, wie oft wir zusammen aus London weg sind. Ich plädiere dafür, dass Glenda nicht mehr allein in ihrer Wohnung bleibt und woanders hinzieht.«
»Da wäre sie ebenfalls allein«, sagte Shao.
»Eben nicht, wenn es nach meinen Vorstellungen geht. Mir fällt zum Beispiel ein, dass sie zu Jane Collins und Justine Cavallo ziehen kann. Deren Haus ist groß genug.«
Ich bekam zwar keinen Herzinfarkt, aber schon einen tiefen Schreck. Drei Frauen unter einem Dach. Hinzu kam, dass es sich dabei um Glenda Perkins und Jane Collins handelt. Zwei Frauen, die sich sowieso nicht besonders grün waren. Ihre Eifersüchteleien hatten wir oft genug erlebt. Da konnte man von einer gewissen Zickigkeit sprechen.
»Das klappt nie«, sagte ich. »Du kennst sie doch. Auch wenn die beiden so tun, als würden sie sich gut verstehen, gewisse Rivalinnen werden sie immer sein. Und drei Frauen zusammen unter einem Dach. Dazu welche, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, das blas dir mal aus dem Kopf, Suko. Das geht nicht gut, nie und nimmer.«
»John hat richtig gedacht«, meldete sich auch Shao. Sie wollte weiter reden, aber mir war etwas eingefallen, das ich unbedingt loswerden musste.
»Suko, deine Idee ist im Prinzip super. Nur sollten wir es mit einer anderen Denkweise versuchen. Dass Glenda nicht länger in ihrer Wohnung allein bleiben kann, steht für mich fest, aber ich denke nicht so sehr an Jane und Justin, sondern an ein Paar, das wirklich auf der Hand liegt. Da braucht man nicht lange nachzudenken.«
Shao wusste als Erste, was ich meinte: »Sheila und Bill Conolly. Sie wären ideal.«
»Genau!«
Suko, der geschwiegen hatte, fasste sich an den Kopf. »Himmel, ich glaube, ich bin blockiert. Warum habe ich nicht an die beiden gedacht? Die würden Glenda sofort unter ihren Schutz nehmen. Und Ärger sind sie ja auch gewohnt.«
»Alles klar.« Ich freute mich, dass mein Vorschlag auf so viel Gegenliebe gestoßen war, aber wir würden uns zurückhalten und erst mit Glenda reden, bevor wir die Conollys kontaktierten.
Nachdem dieses Thema erledigt war, sahen wir alle ein wenig zufriedener aus. Die Sorgen allerdings blieben. Sie drehten sich nicht mehr um Glendas Zukunft, sondern um ihre Gegenwart.
Sie hatte sich selbst weggeschafft und war nicht mehr zurückgekehrt. Ich würde ihr auf diese Art und Weise nicht folgen können, denn ich war nicht mit diesen Kräften gesegnet, die auch zu einem Fluch werden konnten.
Auch war ich gespannt darauf, wie sich Glenda verhalten würde, wenn wir ihr den Vorschlag machten, bei den Conollys zu wohnen.
Sie selbst würden nichts dagegen haben, dazu kannte ich sie einfach zu gut, und Glenda würde es einfach einsehen müssen.
Wenn sie kam…
Aber das stand weiterhin in den Sternen. Da Saladin im Hintergrund lauerte, hielt sich mein Optimismus in Grenzen.
Shao war es, die plötzlich den Kopf drehte und dorthin schaute, wo das Bad
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