1368 - Glendas Feuertaufe
vergessen. Wir möchten, dass du eine großmöglichste Sicherheit bekommst. Alles andere können wir nicht verhindern, aber wir können vorsorgen.«
»Ja, ja«, murmelte sie, ohne allerdings davon großartig überzeugt zu sein. »Ich habe eben das Pech gehabt, in diesen Strudel zu geraten. Und ich weiß nicht, wann die Wirkung des Serums nachlässt und ob das überhaupt jemals passieren wird. Wenn nicht, muss ich damit bis zu meinem Lebensende…« Es fiel ihr schwer, weiterzusprechen, und wir hörten ihren stöhnenden Atemzug, der uns bewies, unter welch einem großen Druck sie stand.
»So pessimistisch sehen wir das nicht«, sagte ich.
»Klar. Ihr steht auch nicht unter diesem Druck.«
»Bist du damit einverstanden oder könntest du dich mit unserer Lösung anfreunden?«, fragte Suko.
Sie nickte. »Aus eurer Sicht habt ihr ja Recht. Nur ist es schwer für mich, daran zu glauben. Ich habe Probleme, ich werde sie auch weiterhin haben, bis ich dieses verdammte Serum aus meinem Blut bekomme. Und wenn es bis zum Ende meiner Tage dauert, wie ihr gesagt habt. Ich habe nun mal diese Fähigkeit und muss damit leben.«
»Und vielleicht zusehen, dass du sie steuern kannst«, schlug ich vor. »Das wäre ein Vorteil. Ein kleines Wunder, wenn du dich plötzlich von einem Ort zum anderen teleportieren kannst, wobei es für dich unter Umständen keine Grenzen mehr gibt. Aber darüber wollen wir jetzt nicht diskutieren, weil es Zukunftsmusik ist.«
»Ich habe alles verstanden und auch behalten«, fasste Glenda zusammen. »Nur weiß ich jetzt nicht, wie es mit mir weitergehen soll. Ich komme mir vor wie eine Reisende auf dem Bahnhof, die aber noch nicht weiß, in welchen Zug sie einsteigen soll.«
»Man wird versuchen, dich zu finden«, erklärte Suko. »Nach allem, was du berichtet hast, bist du wichtig für Saladin und seinen Mitläufer. Deshalb musst du damit rechnen, dass sie immer versuchen werden, an dich heranzukommen. Ob sie dich so in der Hand haben, dass sie dich voll manipulieren können, das kann ich nicht sagen, aber möglich ist es. Wobei dagegen steht, dass du allein verschwinden konntest. Da hat Saladin es nicht geschafft, dich aufzuhalten.«
»Ja, so ist das.«
»Und für uns ist es wichtig, dass wir nicht nur Saladin finden, sondern auch diesen Phil Newton. Er hat das Serum erfunden, und vielleicht gibt es ein Gegenmittel.«
Glenda sah mich an. »Davon hat er mir aber nichts erzählt«, erklärte sie mit trauriger Stimme.
»Das hätte ich an seiner Stelle auch nicht.«
»Viel Hoffnung macht ihr mir nicht.«
Das wusste ich, das wussten wir alle. Es war mal wieder eine dieser verrückten Situationen, in denen wir zwar im Mittelpunkt standen, uns jedoch fühlten, als hätte man uns gegen den Rand gedrückt, denn wir waren nicht in der Lage, etwas auf den Weg zu bringen. Das schaffte allein nur Glenda Perkins.
Suko dachte wieder an Saladin und meinte: »Ob wir nicht doch auf dem Parkplatz nachschauen? Glenda ist doch wichtig für ihn. Es kann zudem sein, dass er gar nicht weiß, wohin sie gereist ist und jetzt zusammen mit Newton in seinem Wagen hockt und auf sie wartet. Das will mir einfach nicht aus dem Kopf.«
Sukos Gedankengang war nicht mal falsch. Schaden konnte es nicht. Ich überlegte nur, ob wir Glenda mitnehmen sollten, aber es kam anders, ganz anders.
Jemand schellte.
Überrascht schauten wir uns an. Keiner konnte mit dieser Botschaft etwas anfangen.
»Wir erwarten keinen Besuch«, sagte Shao schnell. Sie spekulierte auch nicht darüber, wer es sein konnte, aber Suko wollte seine Neugierde befriedigen.
»Ich öffne.«
Es war seine Wohnung. Keiner konnte etwas dagegen haben. Er schloss die Tür zum Wohnzimmer nicht, als er in den Flur ging und die Tür bald erreicht hatte.
»Hast du eine Idee?«, fragte Shao.
»Nein.« Ich war ratlos, sah allerdings hin zu Glenda, die ebenfalls nichts wusste oder sich nichts vorstellen konnte, denn sie saß starr auf ihrem Platz.
Trotzdem sagte sie: »Es hängt sicherlich alles mit mir zusammen.«
Inzwischen hatte Suko die Wohnungstür geöffnet, und wir spitzten unsere Ohren.
Zwei Männerstimmen hörten wir. Nicht besonders laut, aber der Klang reichte für Glenda aus.
Auf ihrem Gesicht breitete sich die Gänsehaut aus, als sie flüsterte.
»Das ist Dr. Newton…«
***
Die Überraschung war nicht gespielt, das sah ich ihr an. Wir hörten auch ihren heftigen Atem, und auf den Wangen erschienen kleine, rote Flecken. Damit hatte sie einfach nicht
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