1369 - Eine grausame Wahrheit
Taten hier begangen worden waren, deutete auf den Hypnotiseur Saladin hin, der aus der Ferne seine Fäden zog und wie eine Spinne im Netz saß.
Klar, da passte ja einiges zusammen. Glenda hatte gespürt, dass etwas nicht stimmte. Ich ging nicht davon aus, dass auch sie unter Saladins Einfluss stand, bei ihr war etwas anderes geschehen, aber der Weg hatte sie und mich dort hingeführt, wo sie nach der Einnahme des Serums einfach hatte etwas spüren müssen.
Ich strich über mein Haar. Es war eine Geste der Verlegenheit, aber ich sagte auch, dass uns noch verdammt viel Arbeit bevorstand.
Der Ansicht war Suko ebenfalls, wobei er danach auf Glenda zu sprechen kam.
»Sie hat den Wagen verlassen. Wie auch immer…«
»Ja, wie auch immer«, wiederholte ich. »Entweder ist sie ausgestiegen oder hat sich weggebeamt.«
»Ich rechne eher mit der zweiten Möglichkeit. Sie kann etwas erfahren haben und hält sich irgendwo auf.«
»Hoffentlich nicht bei Saladin«, murmelte ich.
»Das glaube ich nicht. Sie wird…«
»He, was ist denn mit meinen Fahrern?«
Uns erreichte Jenkins’ Ruf. Wir hatten den Fischhändler tatsächlich vergessen. Jetzt hatte er sich einigermaßen erholt und kam mit stampfenden Schritten auf uns zu.
»Es wird ihn schockieren!«, sagte Suko.
Ich wollte Jenkins den Anblick nicht unvorbereitet zumuten und ging ihm entgegen. An meinem Gesichtsausdruck musste ihm aufgefallen sein, dass nicht alles im Lot war, denn er stoppte plötzlich und schaute mich mit schiefgelegtem Kopf misstrauisch an.
»Was ist passiert, Mr. Sinclair?«
»Es geht um Ihre Mitarbeiter…«
Er ließ mich nicht ausreden. »Ach, sind sie verschwunden? Sagen Sie nur. Das wäre…«
»Nein, sie sind noch da.«
»Ha, dann ist hier alles in Ordnung.«
»Nichts ist in Ordnung.«
Jenkins sagte nichts. Dafür schaute er mich sehr misstrauisch und lang an. Es war sehr still zwischen uns beiden. So konnte ich hören, dass Suko im Hintergrund telefonierte. Er sprach mit den Kollegen von der Mordkommission.
»Wie soll ich das verstehen, Sinclair?«
»Ihre Männer sind tot!«
Einmal musste es heraus, und ich hatte leise gesprochen. Jenkins starrte mich weiterhin an. Nur schüttelte er diesmal den Kopf. Dann hatte er sich gefangen.
»Aber… aber … sie sind doch noch vor kurzem gefahren. Wir hätten sehen müssen, wenn man sie umbringt.«
»Man hat sie nicht ermordet. Sie haben sich selbst umgebracht. Mit ihren Fischmessern.«
Ray Jenkins sprach kein Wort mehr. Er schauderte zusammen, und ich sah, dass sich auf seinem Gesicht eine Gänsehaut bildete.
Dann bewegte er seine Lippen, doch es war nicht zu hören, dass er etwas sagte. Als er ging, hielt ich ihn nicht zurück. Er warf einen Blick in das Fahrerhaus. Nur kurz, das reichte aus.
Dann drehte er sich um. Schwankend und schwerfällig kam er mir entgegen. Als ich ihn nähern anschaute, sah ich, dass in seinen Augen Tränen schimmerten.
Wenn ich ehrlich war, dann hätte auch ich losheulen können…
***
Der Tunnel schloss sich!
Allerdings hinter Glenda, was sie nicht sah. Dort schoben sich zwei Seiten zusammen. Sie bildeten faltige Muster, die aufeinander zuliefen und sich dann vereinigten, was Glenda nicht sah, denn ihr Blick war nach vorn gerichtet, und dort entdeckte sie etwas Helles und zugleich Schattiges, das sehr schnell näher kam.
Es gab für sie keinen Zeitbegriff. Sie dachte auch nicht über eine Geschwindigkeit nach, sie musste alles hinnehmen, und es war ja unmöglich, die Dinge zu lenken.
Alles verdichtete sich. Alles wurde sehr schnell, und plötzlich war sie angekommen.
Allein, ohne die beiden schrecklichen Gestalten, die sie »unterwegs« verloren haben musste.
Keine Zombies mehr. Der Druck auf ihrem Rücken war ebenfalls nur noch Erinnerung, und sie konnte beinahe den Eindruck haben, dass all das, was sie erlebt hatte, nur ein Traum gewesen war. Glenda stand im Freien, wurde nicht attackiert und glaubte auch nicht daran, wieder angegriffen zu werden, doch eines stand für sie fest.
Beendet war dieser Fall für sie noch längst nicht. Da kam noch etwas nach. Das musste einfach so sein.
Für sie war wichtig, dass sie sich zunächst umschaute. Sie musste sich einfach mit der Umgebung vertraut machen. Kurz vor ihrer Ankunft hatte sie das Licht und die Schatten gesehen und diese Umgebung mehr wie ein abstraktes Gemälde aufgenommen. Jetzt, wo sie inmitten dieses Gemäldes stand, nahm es konkretere Formen an.
Es war warm, sonnig, und war zugleich
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