137 - Die Rückkehr der Katzengöttin
gewesen wäre. Ich fühlte mich für Sandra Caffey und Tom Gordon verantwortlich.
Sie hatten mir geholfen. Jetzt durfte ich sie nicht im Stich lassen. Diese Kerle, von denen ich nichts wußte, hätten wahrscheinlich kurzen Prozeß mit Sandra und Tom gemacht.
Tom hatte schon recht. Von ihnen wollten die falschen Polizisten eigentlich nichts. Sie griffen sie nur an, weil sie mit mir zusammen waren.
Dadurch waren sie Zeugen geworden, die nicht am Leben bleiben durften.
»Sie werden uns hier finden«, stöhnte Tom Gordon.
Ich blickte mich um. Auf der Mole standen hintereinander einige Boote, an denen Reparaturarbeiten erforderlich geworden waren. Man hatte sie mit Kränen aus dem Wasser gehoben.
Ich riet Sandra und Tom, sich in den Booten zu verstecken. Jeder in einem aederen. Ich sah Sandra an, daß sie lieber mit Tom zusammen geblieben wäre, aber sie befolgte meinen Rat ohne Widerrede.
Ich kletterte die Sprossen einei Leiter hoch und balancierte gleich darauf über die starre Laufschiene eines Krans. Von hier oben überblickte ich das ganze Innere des Bootshauses.
Es konnte nur noch wenige Sekunden dauern, bis das Schnellboot hereinkam. Die falschen Polizisten würden Tom Gordons Kajütkreuzer entdecken und wissen, daß sie hier richtig waren.
Zu meinem Erstaunen stoppten sie draußen, und dann hörten wir eine scharfe Megaphonstimme: »Hier spricht die Polizei!«
Von wegen, dachte ich. Mir kann man ja vieles erzählen, aber das nicht.
»Wir wissen, daß Sie sich in diesem Bootshaus befinden! Kommen Sie heraus!«
Ich stand auf der schmalen Schiene und schaute hinunter. Die Plane, unter der sich Sandra Caffey befand, bewegte sich. Hoffentlich hatte das Mädchen nicht die Absicht, der Aufforderung nachzukommen..
»Wenn Sie nicht herauskommen, müssen wir Sie holen!« kam es von draußen herein.
Wir taten so, als wären wir nicht da. Ich lehnte mich an eine vertikale Metallstrebe und wartete. Draußen knurrte der Motor des Schnellboots, und Sekunden später schob sich der Bug in das Bootshaus.
Die falschen Polizisten schalteten zwei lichtstarke Scheinwerfer ein. Sie spreizten die Lichtkegel weit auseinander, schoben eine helle Lichtwand vor sich her.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie Tom Gordons Kajütkreuzer entdeckten. Sie sprangen auf diesen hinüber, und einer der beiden schaute in die Kajüte.
Dann sah er seinen Komplizen an und schüttelte den Kopf. Sie verließen den Kajütkreuzer und begaben sich auf die Mole, und dann passierte etwas, das mich an meinem Verstand hätte zweifeln lassen, wenn ich nicht schon so lange im »Geschäft« gewesen wäre und so vieles erlebt hätte.
Die Schatten der Polizisten standen auf einmal auf!
Sie traten zur Seite, waren selbständige Lebewesen. Teufel noch mal, dort unten befanden sich nicht mehr nur zwei Gegner, sondern vier!
***
Sandra Caffey schwitzte Blut und Wasser unter der Plane. Die Luft war so stickig, daß sie kaum einzuatmen wagte. Das Mädchen zitterte wie Espenlaub.
Noch nie hatte sich Sandra so entsetzlich gefürchtet. Für sie stand fest, daß diese Polizisten in Wirklichkeit gefährliche Verbrecher waren, denen ein Menschenleben gar nichts bedeutete.
All das hatten sie Tony Ballard zu verdanken, aber Sandra machte dem Detektiv deswegen keinen Vorwurf. Mit diesen Folgen hatte auch er bestimmt nicht gerechnet, sonst hätte er sie dieser Gefahr nicht ausgesetzt.
Unter der Plane wurde es immer heißer und stickiger. Sandra hielt es schon fast nicht mehr aus, aber sie hatte nicht den Mut, die Plane wegzuziehen.
Diese Fahrt stand von Anfang an unter keinem guten Stern, dachte sie. Zuerst machte Tom immer wieder Schwierigkeiten, und nun das…
Sandra wölbte die Plane mit der vorgestreckten Hand. Sie schuf auf diese Weise eine kleine Öffnung, durch die frische Luft hereinströmen konnte.
Gleichzeitig konnte sie hinaussehen, und was sie erblickte, war so unglaublich, daß sie es einfach nicht begreifen konnte. Sie schloß die Augen und riß sie gleich wieder auf.
Das Bild war immer noch dasselbe.
Die beiden Polizisten standen auf der Mole - und ihre Schatten standen neben ihnen!
***
Tom Gordon hatte sich in einem breiten Schiffsrumpf versteckt. Die Wirkung des Alkohols hatte sich restlos verflüchtigt. Er war in dem Augenblick stocknüchtern gewesen, als die falschen Polizisten das Feuer eröffnet hatten.
Die nackte Angst ums Leben hatte ihn schlagartig ernüchtert, und diese Angst hockte immer noch mit eiskalten Krallen in seinem
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