Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
137 - Fluch der Seelenwanderer

137 - Fluch der Seelenwanderer

Titel: 137 - Fluch der Seelenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Tisch
neben der Stehlampe. Dort lag aufgeschlagen ein ledergebundenes Fotoalbum mit
einem ganzen Packen frischer Fotos. Er hatte den kleinen Abstellraum in seiner
Wohnung zu einer Dunkelkammer umfunktioniert und machte seine Fotos selbst.
    Die Filme, die er in Hongkong verknipst hatte , waren durchweg ausgezeichnet. Die ersten Fotos nach
der Entwicklung konnten sich sehen lassen.
    Gerd Mahler war mit der Ausbeute zufrieden,
erhob sich, um ein wenig die Beine zu vertreten, und wollte sich dann wieder an
den Tisch in Höhe der Stehlampe setzen, um weitere Bilder einzukleben.
    Aber er fühlte sich so schwach und müde, daß
ihm selbst das zu viel war.
    So entschloß er sich schließlich wieder mal
frühzeitig zu Bett zu gehen, wie schon in den vergangenen drei Tagen.
    Ohne Eile machte er sich im Badezimmer
fertig. Dann löschte er in der ganzen Wohnung das Licht und suchte das kleine
Schlafzimmer auf, das einen wohnlichen Charakter besaß.
    Wie überall in der kleinen Wohnung, gab es
auch hier an den Wänden und in den Regalen viele Dinge zu sehen, die Gerd
Mahler von seinen weiten Reisen mitgebracht hatte.
    Kultische Gegenstände aus Afrika und Indien
waren in den Regalen ebenso vertreten wie in ihrer Naivität und Farbigkeit
einmalige Zeichnungen und Bilder aus Bah und Neuseeland. An der Wand neben dem
eingebauten Kleiderschrank hing ein riesiger, schwarzer Sombrero, der mit
echten Gold- und Silberfäden bestickt war. Diesen Sombrero hatte Mahler in
Mexiko gekauft. Die fast achtzig Zentimeter große, bunt bemalte Vase mit
indianischen Motiven stammte von Mayafrauen, die diese Vase getöpfert und
bemalt hatten und die er vor den Bauern der legendären, peruanischen Stadt
Machu Picchu käuflich erwarb.
    Die Wohnung war ein Kaleidoskop der Länder,
die Gerd Mahler in seinem Leben schon gesehen und besucht hatte.
    Auf dem Nachttisch stand die kleine, etwa
zehn Zentimeter große Bronzefigur, die - nach den Worten des Bettlers in den
Straßen von Hongkong - angeblich auf Wang, den Totengott, zurückging
...
    Nach seiner Rückkehr hatte es Mahler
interessiert, was die Legende um Wang bedeutete. Alle ihm zugänglichen
Nachschlagewerke hatte er daraufhin durchgeblättert. Aber auf eine chinesische
Gottheit mit diesem Namen war er nicht gestoßen.
    Es mußte schließlich doch so sein, wie Mr. Fo
Chung gesagt hatte, es handele sich um die Darstellung eines namenlosen Gottes.
    Der Gedanken an Fo Chung zauberte ein
amüsiertes Lächeln auf Mahlers Lippen. Der Chinese war schon ein rechtes Unikum gewesen ...
    Das Lächeln verschwand sehr schnell wieder
von Mahlers Lippen, als die Schmerzen erneut auftraten.
    Der Mann legte sich hin und versuchte zu
entspannen.
    Im Liegen ließen die Schmerzen in der Tat
auch nach. Er fühlte sich schließlich nur noch abgeschlagen und entsetzlich
müde. Eine eigenartige, bleierne Schwäche erfüllte seine Glieder, und jede
Bewegung war ihm zu viel.
    Mahler drehte den Kopf. Fast auf Augenhöhe
stand die kleine, bronzene Figur.
    Im gedämpften Licht der Nachttischlampe warf
sie seitlich einen bizarr verformten Schatten auf die dünne Messingplatte.
    Das Licht- und Schattenspiel auf der Figur
ließ sie eigenartig lebendig erscheinen. Mahler mußte sich im stillen
eingestehen, daß er an dieser hervorragend und lebensecht nachgebildeten Statue
immer wieder etwas Neues entdeckte.
    Heute war es - der Gesichtsausdruck!
    Licht- und Schattenreflexe, die auf dem
winzigen Antlitz spielten, schienen den Totengott auf eine hämische und
unbeschreibliche Weise grinsen zu lassen.
    Die kleinen Lippen wirkten herabgezogen, die
Brauen ein wenig angehoben. Ein Ausdruck des Triumphes stand in dem winzigen
Gesicht.
    Gerd Mahler schloß die Augen.
    Sein Körper fühlte sich heiß und schwer an,
und der Druck, der bisher auf seiner Magengegend lastete, schien sich nach und
nach über Brust und Hals schließlich auf seine Stirn zu verlagern.
    Zu dem körperlichen Unwohlsein gesellte sich
eine leichte Benommenheit, wie sie auftrat, wenn jemand im Fieber lag.
    Als Mahler die Augen wieder öffnete, nahm er
seine Umgebung nur noch verschwommen und wie hinter einem dichten Nebelschleier
wahr.
    Seltsamerweise stieg ob seines Zustandes
keine Angst bei ihm auf.
    In Wirklichkeit, so sagte er sich, schlafe
ich, in Wirklichkeit - ist dies nur ein Traum! Ich bin müde, das ist alles. Die
Reise hat mich diesmal etwas mitgenommen. Das ist zwar außergewöhnlich, aber
schließlich kann es ja auch mal etwas geben, was einem nicht so

Weitere Kostenlose Bücher