137 - Fluch der Seelenwanderer
Das lange Haar
lag auf ihren Schultern. Auf dem Beifahrersitz saß ein Mann, der sich
blitzschnell nach vom beugte und versuchte die offenbar aus dem Fahrzeug
Fliehende zu packen.
In seiner Hand blitzte es auf.
Ein Messer!
Damit stach er zu. Einmal, zweimal...
Ein gellender, markerschütternder Hilferuf
drang durch die Nacht.
Iwan Kunaritschew spurtete los. Es war
erstaunlich, wie elastisch und schnell dieser Mann seinen schweren, muskulösen
Körper bewegte.
Noch zweihundert Meter bis zu dem Fahrzeug,
in dem ein Fahrgast die Fahrerin ermorden wollte!
Iwan kam der Weg nach dort vor wie eine
Ewigkeit.
Dabei vergingen nur wenige Sekunden.
Die Fahrerin fiel vom Sitz. Die Beifahrertür
wurde nach außen gedrückt. Blitzschnell lief jemand auf die Straße. Ein
großgewachsener, dunkelblonder Mann. Er sah den Russen herankommen.
Es gab einen Zeugen dieses Überfalls!
Zwei, drei Sekunden lang wandte der Täter das
Gesicht dem heranlaufenden Russen zu. Dann warf er sich herum.
In schnellem Lauf entfernte er sich von dem
Fahrzeug, während die Frau auf dem Boden stöhnte und noch immer um Hilfe rief.
Das Ende der Straße lag nur wenige Schritte von dem parkenden Auto entfernt.
Der Täter verschwand um die Ecke. Parkende Fahrzeuge, Bäume und Gassen, die von
der Hauptstraße abzweigten, boten Schutz und die Möglichkeit, schnell
unterzutauchen.
Iwan holte auf, aber nirgends mehr entdeckte
er den Mann, der aus dem Taxi geflohen war.
Er lief zu dem Wagen zurück in der Hoffnung,
der Überfallenen noch zu Hilfe zu kommen.
Bleich, mit schmerzverzerrtem Gesicht und
stöhnend lag sie neben dem Fahrzeug und versuchte sich in dem Augenblick
aufzurichten, als der Russe ihr entgegenlief.
»Sind Sie verletzt ?« fragte Iwan Kunaritschew rasch.
Die Frau schüttelte den Kopf und schluckte.
»Es ist nicht der Rede wert... es ist mehr
der Schreck... Er wollte mich umbringen .«
X-RAY-7 war der Frau, auf die Beine zu
kommen, behilflich. Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub.
Stockend berichtete sie davon, wie sich der
Vorfall in allen Einzelheiten abgespielt hatte.
Sie hatte noch mal Glück gehabt. Ihre rechte
Hand und ihr rechter Unterarm wiesen Stichverletzungen auf. Der Täter hatte die
Absicht, die Frau ernsthaft zu verletzen. Das war deutlich im Innern des Wagens
zu sehen. Über das Armaturenbrett, unmittelbar oberhalb des Steuerrads, zog
sich ein langer Schnitt. Das Leder klaffte weit auseinander.
Ebenso war es mit dem Fahrersitz, der bis zum
Polster von der Kopfstütze aufgeschlitzt war...
»Er hat... plötzlich ... durchgedreht«,
berichtete Margot Reiser stockend. »Er wollte zum »Black Cat Club«... ursprünglich fahre ich nicht hier durch diese Straße. Die
Hauptverkehrsstraße ist jedoch gesperrt - wegen Bauarbeiten. Als ich fuhr, zog
er plötzlich das Messer aus dem Gürtel. Ein seltsames Messer... es sah aus wie
eine geschmiedete Flamme, auf seiner Klinge habe ich deutlich große, rote
Punkte wahrgenommen ... Punkte, die aussahen wie kleine, glühende, rote Sonnen
...«
Bei diesen Worten gab es dem Russen förmlich
einen Stich ins Herz.
Rote Sonnen!
Genau diese Worte hatte die alte Frau, die er
ins Polizeiquartier begleitet hatte, vor kurzer Zeit ebenfalls gebraucht.
Er konnte es sich kaum vorstellen, aber es
mußte doch etwas dran sein. Zwischen dem vereitelten, durch Zufall mißglückten
Verbrechen an der Taxifahrerin und dem Verhalten der alten Frau, die nicht mehr
ganz richtig im Kopf war, schien es doch tatsächlich eine geheimnisvolle
Verbindung zu geben.
Er leistete erste Hilfe und stellte dabei
einige interessierende Fragen, die ihm von der Frau erschöpfend beantwortet
wurden.
Er wollte Näheres über den unheimlichen
Fahrgast, sein Aussehen, sein Fahrt- ziel wissen... So erfuhr er, daß sein Ziel
der Club gewesen war. Und wieder entdeckte er eine merkwürdige Parallele.
Geheimnisvolle rote Punkte hatten auch bei
den drei bisher gefunden Leichen im Club eine Rolle gespielt. X-RAY-7 holte den
Verbandskasten aus dem Fahrzeug und versorgte die heftig blutende Wunde am
Unterarm. Bei dem Kratzer auf dem Handrücken genügte ein einfaches Pflaster.
In die nächtliche Straße kam Leben.
Die Hilfeschreie der Taxifahrerin hatten die
Anwohner alarmiert. Vom anderen Ende der Straße näherte sich in diesem
Augenblick mit hohem Tempo ein weiteres Taxi. Der Fahrer kam, weil er den
Hilfeschrei über die Funkapparatur vernommen hatte.
Zwei Minuten später traf mit Sirenengeheul
und Blaulicht
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