137 - Fluch der Seelenwanderer
ein Streifenwagen der Polizei ein.
Margot Reiser mußte noch mal erzählen, was
sie erlebt hatte. Als sie den Mann nennen und zeigen wollte, der ihr zuerst zu
Hilfe gekommen war, sah sie sich vergebens in der Runde um.
Der Fremde war wie vom Erdboden verschluckt.
*
Hinter Larry Brents Stirn arbeitete es.
Der PSA-Agent suchte nach einem Ausweg aus
der verzwickten Situation. Noch vier Schritte bis zu den beiden großen Müllcontainern
... Sein Widersacher ließ ihm keine Wahl.
Noch vier Schritte - in den Tod!
»Warum wollten Sie sie töten ?« fragte Brent unvermittelt.
»Ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen
zu unterhalten«, erhielt er zur Antwort. »Laufen Sie etwas schneller! Meine
Zeit ist knapp ...«
Noch drei Schritte... noch einen Schritt...
Larry fühlte den Druck der Waffenmündung
zwischen den Rippen. Der Mann hinter ihm war nervös, und es gab keinen Zweifel,
daß er bei der geringsten falschen Bewegung abzog.
Brents Nerven waren angespannt. Wenn er etwas
tat, mußte es blitzschnell gehen.
Da Heß er sich in die Knie sacken
...
In der gleichen Sekunde warf er sich
ruckartig nach hinten und riß beide Arme hoch. Mit den Händen umschlang der Fo
Chungs Kniegelenke.
Der Chinese stolperte und fiel nach vom. Er
war überrascht, daß er nicht zum Schuß kam und griff mit beiden Händen in die
Luft, als würde er irgendwo einen Halt finden. Die Waffe entfiel seinen
Fingern, schlidderte über den Boden und blieb vor einem der Müllcontainer
hegen.
X-RAY-3 machte kurzen Prozeß.
Er wirbelte den kleinen Chinesen über sich
hinweg, der keinen Halt mehr fand.
Fo Chung stürzte zu Boden, überschlug sich
und blieb schweratmend liegen. Larry stemmte sich auf die Schultern seines
Gegners und kniete an dessen Seite.
Die dunklen Augen des Mannes bewegten sich
rasch. Er schien Mühe zu haben, den sich über ihn Beugenden deutlich zu
erkennen.
Nebelschleier webten vor Fo Chungs Augen.
Dahinter zeigte sich ein verzerrtes, schemenhaftes Gesicht. Es schien vor ihm
ständig zu wachsen, als würde eine unsichtbare, dämonische Macht unnatürliche
Kräfte entfachen.
»Tun Sie mir nichts !« wimmerte der Chinese. »Ich flehe Sie an... ich habe nichts Unrechtes getan ,. .«
»Das können Sie mir nicht erzählen«, knurrte
X-RAY-3. »Sie wollten die Tänzerin ermorden und hatten die Absicht, mein neues
Hemd mit einer Kugel aus Ihrem Schießeisen zu verunstalten. Und das alles
nennen Sie nichts! Dann möchte ich bloß wissen, wann es bei Ihnen anfängt,
ernst zu werden .«
Der Chinese atmete schnell und flach.
Und dann geschah etwas, was selbst Larry
Brent eine Gänsehaut über den Rücken jagte und er nie in seinem Leben vergessen
sollte.
In den dunklen Augen des Mannes unter ihm
zeigte sich plötzlich ein fieberhaftes Leuchten. Seine Pupillen veränderten
sich. Sie wurden rot und wuchsen unheimlich schnell wie Scheiben, die die Iris
und schließlich das Weiße des Augapfels fraßen...
Aus seinen Augen lösten sich große, rote
Punkte, schwebten wie eine Gespenstererscheinung lautlos über dem Gesicht und
tauchten es in geisterhaften Schein.
Blitzschnell, wie magnetisch voneinander
angezogen, näherten sich die beiden etwa drei Zentimeter messenden, flachen
Leuchtscheiben, berührten sich und stießen sich im selben Augenblick mit
ungeheurer Geschwindigkeit voneinander ab.
Das geschah in einem solchen Tempo, daß
X-RAY-3 der Bewegung nicht mehr folgen konnte.
Was Fo Chung in diesem Moment zusätzlich
sagte, ging ihm durch Mark und Bein.
»Helfen Sie mir! Bitte - helfen Sie mir. So
kann es doch nicht weitergehen !«
Das war nicht mehr die Stimme des Mannes, den
¡er zu Boden gezwungen hatte.
Es war - die silberhelle, klare Stimme einer
jungen, von Panik erfüllten Frau!
*
Es klopfte an die Tür.
Nanette, die Tänzerin, hob den Kopf. »Ja? Wer
ist da ?« fragte sie leise.
»Ich bin’s. Luzille.«
Nanette, die mit übereinandergeschlagenen
Beinen und nur mit einem schwarzen, hauchdünnen Negligé bekleidet vor einem
hohen Spiegel saß und sich die Haare bürstete, erhob sich und öffnete.
Die fuchsrote Luzille trat ein. Sie trug
einen hauteng anliegenden Rock, der unterhalb ihres wohlgeformten Gesäßes
endete. Ein winziger, goldfarbener BH vervollständigte ihre Garderobe. »Ich
wollte nur mal bei dir nach dem Rechten sehen. Alles in Ordnung?«
Nanette nickte. Sie hatte den Zwischenfall
bestens überstanden. »Natürlich.«
»Wer war der Kerl eigentlich, der zu dir
wollte
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