1370 - Amoklauf der Wissenden
weg. Sie suchte sich ein passendes Stück Metall und rückte der Maschine damit zu Leibe. Als sie gerade eine Stelle gefunden hatte, an der sie die Hülle aufbrechen konnte, rückte die Abstrahlöffnung der Waffe herum. Dao-Lin konnte sich gerade noch mit einem gewaltigen Satz in Sicherheit bringen, bevor der Roboter zu feuern begann.
Mit gesträubten Haaren und ausgefahrenen Krallen drückte sie sich in eine enge Nische, fauchend vor Wut und Schreck. Draußen schossen grelle Strahlen vorbei, schlugen in die Wände des Ganges ein und hinterließen dort große Löcher. Die Voica hatten die kleine Maschine gut ausgestattet.
Dao-Lin begann sich zu fragen, wie lange die Energie der kleinen Maschine noch reichen mochte. Es wurde bereits unangenehm heiß, und wenn das Feuerwerk noch länger anhielt, würde ihr nichts anderes übrigbleiben, als auch noch die letzten beiden Tränen für die Vernichtung des Roboters zu verwenden.
Da spürte sie plötzlich eine Bewegung in ihrem Rücken. Etwas gab unter dem Druck ihres Körpers nach.
Sie stolperte nach rückwärts und landete in einem kleinen, engen Raum. Im flackernden Lichtschein, der von draußen hereindrang, erkannte sie an der Wand zwei Schatten, die ihr einen gehörigen Schreck einjagten, denn sie sahen wie Kartanin aus. Einen Augenblick später wurde ihr klar, daß sie zwei Schutzanzüge vor sich sah. Sie packte sie und warf sie auf den Gang hinaus. Es krachte und dröhnte, und mehrere Strahlen lösten die Anzüge innerhalb einer halben Sekunde in nichts auf.
Danach blieb es einige Zeit still: Dann vernahmen Dao-Lins scharfe Ohren ein leises Kratzen und Schaben, und sie fragte sich voller Entsetzen, ob dieser unheimliche Roboter etwa immer noch am Werke war. Sie hielt das geöffnete Kästchen in der Hand, bereit, hineinzugreifen, um ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
Da gab es einen grellen Blitz.
Dao-Lin brauchte Minuten, bis sie wieder richtig sehen konnte. In ihrem Gesicht kribbelte es, und es roch nach verbranntem Haar, und sie wußte, daß sie nur um Haaresbreite davongekommen war.
Als sie es endlich wagte, nach draußen zu sehen, war von dem Roboter nichts mehr zu sehen. Nur ein schwach nachglühender Fleck auf dem Boden kündete vom Ende der kleinen Maschine. In dem Gang sah es aus, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen.
Dao-Lin lehnte sich zurück und holte tief Luft. Diese Luft war zwar nicht besonders gut, denn sie war heiß und es stank nach verbranntem Kunststoff, aber sie genoß jeden Atemzug.
Sie fragte sich, was die Wissenden als nächstes tun würden. Glaubten sie, daß sie Dao-Lin und Oogh at Tarkan erledigt hatten? Das wäre zweifellos die angenehmste Lösung gewesen, denn dann würden sie zumindest darauf verzichten, den beiden weiter nachzustellen.
Bei dem Gedanken, daß die Voica noch mehr solcher Roboter losschicken könnten, wurde der Kartanin geradezu übel.
Da kam ihr plötzlich ein Gedanke, und sie fragte sich, warum sie nicht eher an diese Möglichkeit gedacht hatte.
Die NARGA SANT war zwar ein sehr großes Raumschiff, aber die Entfernung zwischen Dao-Lin und den Voica war gering, wenn man sie an den Möglichkeiten einer guten Esperin maß. Und Dao-Lin war eine sehr gute Esperin.
Sie wußte, daß von der Energie, die die beiden Tropfen ihr gegeben hatten, nach dem Angriff auf den Roboter nicht mehr viel übrig sein konnte. Trotzdem zögerte sie, eine weitere Träne der N'jala zu verbrauchen. Sie versuchte es ohne weitere Zufuhr zusätzlicher Energie, und zu ihrer Überraschung vernahm sie ganz deutlich die Stimme von Nana-Bea-Voica. „... wird es ohnehin nicht mehr wichtig sein ob sie am Leben sind oder nicht", sagte die Wissende. „Wir werden sie mit uns nehmen. Sie können nichts dagegen tun!"
Dann riß die Verbindung ab.
Dao-Lin war sich nicht sicher, ob sie den Kontakt verlor, weil die Wirkung des Parataus vorüber war.
Vielleicht hatte sie auch selbst unbewußt den Kontakt abgebrochen.
Sie sah ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
In aller Eile kehrte sie zu Oogh at Tarkan zurück. Er bastelte immer noch an den fremdartigen Schaltelementen herum, und Dao-Lin fragte sich, ob das überhaupt noch einen Sinn hatte. „Sie werden sich umbringen", sagte sie, kaum daß sie den Saal betreten hatte. „Ich habe sie belauscht.
Sie werden die NARGA SANT und sich selbst vernichten - und uns auch."
Sie sah Oogh at Tarkan an und fragte sich, was er in diesem Augenblick denken und fühlen mochte.
Er war aus
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