1372 - Zwölf Raumschiffe nach Tarkan

Kenntnis dieser Sprache erst vor kurzem erworben - aus dem Empfänger: „Kommandant, die CORDOBA bittet um Feuererlaubnis. Frechheit muß bestraft werden. Gestatte mir fünf Breitseiten, und ich mache, wie man früher so schön sagte, Gulasch aus den hergelaufenen Wegelagerern."
    Es freute einen zu sehen, wie Hue-Win beim Klang der rasselnden Stimme zusammenzuckte. Er war auf einmal nicht mehr so selbstsicher. Dachte er in diesem Augenblick darüber nach, ob er womöglich die Kampfkraft des kleinen Verbands falsch eingeschätzt hatte? „Erlaubnis verweigert", antwortete Atlan amüsiert. „Niemand feuert auch nur einen einzigen Schuß ab.
    Ich glaube, es lohnt sich, der Sache nachzugehen, die Hue-Win uns da anträgt."
    Man sah, daß der Kartanin aufatmete. Er straffte sich und gab sich Mühe, würdevoll zu erscheinen. „Ich freue mich, daß du die Vernunft hast walten lassen, Ata-Lan", erklärte er mit herablassendem Wohlwollen. „Man wird euch auf Doguang willkommen heißen."
     
    4.
     
    Doguang war eine herbe, kalte Welt. Sie war, von der Sonne aus gerechnet, der zweite unter insgesamt sechs Planeten. Die Meßgeräte der KARMINA ermittelten einen Äquatordurchmesser von knapp über 9000 Kilometern, und der Bordsyntron errechnete eine Oberflächenschwerkraft von 0,68 Gravos. Große Landmassen bestimmten das Bild der Oberfläche. Ausgedehnte Bergketten mit schneebedeckten Gipfeln zogen sich über das Land. Auf den kleinen Meeren trieben Eisschollen. Doguang war nur achtzig Millionen Kilometer von seinem Zentralgestirn entfernt, aber die Strahlung des kleinen rötlichen Sterns reichte nicht aus, den Planeten angemessen zu erwärmen.
    Atlans Vermutung, es müsse sich hier um einen unbedeutenden kartanischen Außenposten handeln, erwies sich als falsch. Es gab mehrere Städte auf Doguang, und jede Stadt besaß einen Raumhafen von bedeutender Ausdehnung. Allerdings war auf den Landeflächen nur hier und da ein vereinzeltes Raumschiff zu sehen. Die Siedler von Doguang, so erweckte es den Anschein, hatten für die Zukunft gebaut. Das Bild änderte sich erst, nachdem Hue-Wins zweihundertzehn Einheiten die Landung vollzogen hatten.
    Hue-Win hatte, nachdem Atlan auf seine Forderung eingegangen war, seine leutselige Ader entdeckt.
    Sein Raumboot hatte sich inzwischen von der KARMINA gelöst und war von einem der größeren Kartanin-Schiffe an Bord genommen worden. Der Protektor gab den Fremden bereitwillig über alles Auskunft, was sie im Zusammenhang mit Doguang interessierte. Der Planet sei schon vor Jahrtausenden von den Kartanin besiedelt worden. Nein, Feinde hätten die Siedler in diesem Raumabschnitt nicht. Oh, das Klima komme ihm und seinen Artgenossen recht gelegen. In dieser Hinsicht sprach er wohl die Wahrheit; denn auch von den Meekorah-Kartanin war bekannt, daß sie mit Vorliebe auf kühlen Welten siedelten.
    Als die KARMINA den Planeten anflog, meldete sich Vira noch einmal. Diesmal sprach sie terranisch. „Du wirst einsehen", erklärte sie dem Arkoniden, „daß ich für den Aufenthalt auf Planetenoberflächen nicht gemacht bin. Ich ziehe mich einstweilen zurück. Sobald der Verband wieder startet, werde ich zur Stelle sein."
    Die Kugelschale der Virenwolke hatte sich zuvor schon zu verformen begonnen. Jetzt öffnete sie sich. Die Wolke trieb davon. Auf dem Orterbild war sie als diffuser Reflex noch eine Zeitlang zu sehen. Dann verschwand sie vollends.
    Die größte Stadt des Planeten hieß Qolpan. Sie war das geistige und politische Zentrum der Siedlerbevölkerung, die nach Hue-Wins Aussage 25 Millionen Seelen zählte. Beim Landeanflug auf den Raumhafen, der einen Flächeninhalt von 1000 Quadratkilometern haben mochte und auf dem inzwischen 50 Einheiten von Hue-Wins Flotte gelandet waren, beobachtete man an Bord der KARMINA umfangreiche Hyperfunkanlagen mit ihren charakteristischen, spiralförmig gewundenen Antennen, von denen einige über einen Kilometer weit in die Höhe ragten.
    Die zwölf Schiffe des Expeditionskorps landeten auf ihren Prallfeldern. Die KARMINA mußte für diesen, Zweck ein Feld erzeugen, das groß genug war, um auch Salaam Siins HARMONIE mit einzuschließen.
    Die Geometrie der Kopplung zwischen den beiden Schiffen war so, daß die HARMONIE nach der Landung mit der Unterseite ihres scheibenförmigen Körpers nur ein paar Handbreit über dem Boden schwebte, während die KARMINA in gut zwanzig Metem Höhe zur Ruhe kam.
    Hue-Win hatte nicht übertrieben, als er versprach, daß man dem