Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1375 - Wächterin der Toten

1375 - Wächterin der Toten

Titel: 1375 - Wächterin der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Zwingen kann ich dich wirklich nicht.«
    »Viel Glück. Vielleicht erscheint ja mein Schutzengel oder dieser Geist. Wer weiß das schon?«
    Johnny schaute sie etwas länger an als gewöhnlich. Er versuchte dann, in ihrem Gesicht zu lesen, was ihm allerdings nicht gelang. Es blieb recht ausdruckslos.
    »Soll ich den Wagen schon drehen?«
    »Nicht nötig.« Clara deutete nach vorn. »Da vorn gibt es eine Stelle, wo man leicht wenden kann.«
    »Okay.« Er stellte noch eine letzte Frage. »Alles aufgeben und wieder zurückfahren sollen wir nicht?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    Er lächelte ihr zu, Strich noch mal über ihre linke Wange und öffnete die Fahrertür, nachdem er sich losgeschnallt hatte. Er verließ den Mini und kam sich vor wie in einer völlig veränderten Welt…
    ***
    Der Dunst war nicht besonders dicht. Er hatte sich noch nicht zu Nebel zusammengeballt, aber er war vorhanden. Johnny Conolly konnte die Kreuze oben am Hang zwar noch recht gut erkennen, doch eine weite Sicht war ihm nicht gestattet. Da wurden die Konturen schwammig und lösten die scharfen Umrisse auf. Wolken waren ebenfalls nicht mehr zu erkennen. Der Himmel war in ein einziges helles Grau gehüllt, und Johnny wunderte sich darüber, wie schnell es passiert war.
    Bevor er mit dem leichten Aufstieg begann, warf er noch einen Blick zurück zum Wagen. Clara Lintock saß noch immer auf ihrem Platz. Sie bewegte sich nicht und wirkte wie ihr eigenes Denkmal, das allmählich verschwand, je weiter sich Johnny von dem Mini entfernte.
    Der Weg zum Ziel war nicht weit. Aber weit genug, um über die neue Lage nachzudenken.
    Er war in sie hineingeraten wie die Jungfrau zum Kind gekommen war. Ihm kam wieder das Schicksal der Familie in den Sinn, dass Johnny nie so recht hatte akzeptieren wollen. Er wollte nicht das Leben führen wie sein Vater oder John Sinclair.
    Seine Zukunft hatte er sich anders vorgestellt. Einen normalen Beruf ergreifen und sich darin wohl fühlen. Nur keinen Stress, der ihn fertig machen würde. Immer okay sein. Nichts zu tun zu haben mit einer für den normalen Menschen nicht erklärbaren Welt, obwohl er genau wusste, dass es sie gab.
    Über diese Vorsätze und Pläne hatte er auch lange mit seiner Mutter gesprochen, die natürlich sehr einverstanden gewesen war. Dass ihn das Schicksal nun ereilt hatte, daran konnte er nichts ändern. So war er gezwungen, sich ihm zu stellen.
    Es war nicht nur dunstiger geworden, sondern auch feuchter. Bereits nach wenigen Schritten kam es ihm vor, als läge auf seiner Haut ein Film aus Wasser. Er schwitzte zudem. Ob auf der Stirn Schweißtropfen oder kleine Wasserperlen lagen, fand er nicht heraus, aber er stieg weiter hoch und tat es mit raumgreifenden Schritten.
    Er sah die Kreuze und die Grabmale, doch er hatte nur Augen für das größte.
    Es gehörte zu dem Grab, in dem Jessica Lintock lag. Sie hatte darauf bestanden, und das sicherlich nicht grundlos. Konnte es sein, dass sie schon zu ihren Lebzeiten gewusst hatte, dass nach ihrem Tod nicht alles normal ablaufen würde?
    Er konnte keine Antworten geben, aber Johnny spürte, wie ihn der Zauber dieses kleinen und einsamen Friedhofs gefangen nahm.
    Hier herrschte eine ganz andere Atmosphäre als unten auf der Straße, wo Clara wartete.
    Johnny konnte verstehen, dass sie keine Lust gehabt hatte, ihn zu begleiten. Es war ja für sie kein fremdes Stück Erde. Hier lag ihre Großmutter begraben, die sie in ihrem Leben so geliebt hatte.
    Johnny pustete einige Male durch, als er den Friedhof erreicht hatte und stehen blieb. Das große Kreuz befand sich ganz in seiner Nähe, doch er beachtete es nicht. Er wollte sich zunächst einen allgemeinen Eindruck verschaffen und stellte sehr bald fest, dass dieser Flecken Erde ihm ebenfalls nicht gefiel.
    Es war still. Möglicherweise noch stiller als sonst, was an dem Dunst liegen konnte, der auch den Friedhof nicht verschont hatte. Er reichte Johnny bis über den Kopf hinweg. Alles war so fein verteilt, als hätten sich unzählige Geister zusammengefunden.
    Einen Plan hatte Johnny nicht gehabt. Er wollte sich inspirieren lassen, was auch jetzt passierte. Es war eigentlich recht einfach. Er würde sich umschauen und hoffte darauf, auf die seltsame Erscheinung zu treffen, die angeblich Claras Schutzengel war. So richtig glauben konnte er das noch immer nicht, aber er ließ sich gern überraschen. Den Mini, in dem Clara saß, sah er auch von seinem Standort aus. Der Dunst hatte sich wie dünne Tücher über

Weitere Kostenlose Bücher