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1375 - Wächterin der Toten

1375 - Wächterin der Toten

Titel: 1375 - Wächterin der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bleiben…
    ***
    Johnny hatte seine Freundin gefragt, ob sie fahren wollte, doch Clara hatte den Kopf geschüttelt.
    »Nein, Fahr du, bitte. Ich… ich … muss nachdenken.«
    »Kann ich verstehen.«
    Der Mini war ein recht schneller Flitzer, doch bei diesen Straßenverhältnissen mussten sie schon langsam fahren, denn hier konnte man von einer Autobahn nur träumen.
    Die schottische Landschaft hüllte sie ein. Für viele Menschen war dies ein großartiges Schauspiel. Sie freuten sich über das dichte Grün der Landschaft, über die weiten Hänge, die Wälder in der Ferne, nahe irgendwelcher Berggipfel, denn dieses Land besaß irgendwie etwas urzeitliches, das musste man schon zugeben.
    Clara hatte Johnny erklärt, wie er fahren musste. Und auch, dass die Strecke nicht besonders weit war. Sie selbst saß auf der linken Beifahrerseite, schaute nach vorn durch die Scheibe und bewegte sich kaum. Es war ihr anzusehen, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Weit weg von hier. In einer Ebene, über die nur sie Bescheid wusste und sonst kein anderer.
    Nur ein Auto kam ihnen entgegen. Es war ein größerer Van. Sie mussten schon dicht an den Straßenrand fahren, um ihn vorbeizulassen. An der Heckseite besaß der Wagen einen Aufsatz für Fahrräder. Vier Bikes waren auf ihn gepackt worden.
    »Wo liegt denn der Friedhof?«, erkundigte sich Johnny.
    »An der linken Seite.«
    »Gut.«
    »Wenn du die Kreuze siehst, kannst du anhalten.« Sie biss auf ihre Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Das alles ist mir wirklich mehr als ein Rätsel, Johnny. Irgendwie ist alles durcheinander. Das macht mir Sorgen.« Sie nickte sich selbst zu. »Ich weiß nicht, aus welchem Grund ich diesen Geist oder Engel gesehen habe. Das muss mir mal einer erklären.«
    »Kann sein, dass du den Grund schon eher erfährt als du es dir gedacht hast.«
    »Das würde ich mir sogar wünschen.«
    Die gedrückte Stimmung zwischen ihnen verschwand nicht. Und es schien, als hätte sie sich auch auf das Wetter niedergeschlagen, denn es stand kurz vor einer Veränderung.
    Der helle Sonnenschein war verschwunden und damit auch die Klarheit des Tages. Stattdessen hatten sich Nebelschwaden gebildet.
    Die Luft war feucht geworden. Vor den Himmel hatte sich eine lange Decke aus Dunst gelegt. Die Luftfeuchtigkeit nahm zu, die Luft drückte. Sie war schwül geworden, und es roch nach einem Wetterumschwung, der mit Regenfällen und Gewittern verbunden war.
    Clara sah, dass ihr Freund einen besorgten Blick zum Himmel warf. »Hast du Probleme?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich schaue mir nur die Veränderung am Himmel an. Ist schon komisch.«
    »Wieso?«
    »Ich dachte, wir würden das Sommerwetter behalten.«
    »Darauf kannst du hier nie wetten. Es wird sehr feucht werden. Dann kommen der Dunst und der Nebel. Denk daran, dass wir hier in Schottland sind und nicht in London.«
    »Dessen Nebel ist ja weltbekannt.«
    »Das weiß ich sogar.«
    Der Ort Tullich war längst hinter ihnen zurückgeblieben. Johnny Conolly wusste, dass die Straße bis zu einem Ort führte, der Kenknock hieß. Dort endete sie dann. Einfach so. Mitten in den Bergen.
    Das war nicht ungewöhnlich für die Gegend. Es gab viele Straßen, die am Ende im Nichts ausliefen.
    So weit mussten sie nicht fahren. Schon nach relativ kurzer Zeit sahen sie an der linken Seite den kleinen Friedhof am Hang. Ihnen fielen die Grabkreuze auf und besonders das größte.
    Johnny lachte leise. »Super, das hätten wir geschafft. Soll ich hier anhalten?«
    Clara nickte. Sie wirkte noch gedrückter als bei der Abfahrt. Es war ihr anzusehen, dass sie sich fürchtete.
    Johnny Conolly gab sich bewusst forsch. »So, dann wollen wir mal aussteigen.«
    »Nein.«
    »Bitte?«
    »Ich nicht!«
    Er pfiff durch die Lippen. »He, was ist das denn? Du lässt mich hierher fahren, zeigst mir den Platz, und dann willst du kneifen.«
    Clara dreht ihren Kopf nach rechts. Sie schaute Johnny in die Augen, und er sah, dass es nicht gut um sie bestellt war. Die Angst war nicht gespielt.
    »Entschuldige, Clara, ich bin nur ein wenig überrascht gewesen, weil du ja…«
    »Schon gut. Du weißt ja, wo die Gräber sind. Du musst nur den Hang hoch, dann bist da.«
    »Wirst du hier warten?«
    »Klar.« Sie strich über sein Gesicht.
    »Ich lasse dich doch nicht im Stich. Es wird alles so laufen, wie du es dir vorgestellt hast. Nur ich will nicht. Ich habe eine zu große Angst. Deshalb wäre ich dir auch keine Hilfe.«
    »Okay, Clara, wie du meinst.

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