138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits
wurde
immer weniger ...
*
Morna Ulbrandson alias X-GRIL-C machte auf
dem Absatz kehrt und ging den Weg zurück, den sie gekommen war.
Larry war hier gewesen, und es war
offensichtlich alles planmäßig über die Bühne gegangen. Warum aber hatte er
keine Nachricht für sie hinterlassen? Das konnte nur bedeuten, daß
offensichtlich nicht alles nach Plan lief und seine Anwesenheit irgendwo anders
erforderlich war.
Da fühlte sie den Impuls in der goldenen
Kugel an ihrem Armkettchen.
Die Schwedin blieb stehen und meldete sich
mit ihrer Codebezeichnung.
»Larry Brent in Todesgefahr«, gab die
Stimme David Galluns alias X-RAY-1 von sich. »X-RAY-3 wurde offensichtlich im
Sarg Armand Louses lebendig begraben. Bitte leiten Sie umgehend
Rettungsmaßnahmen ein!«
Morna Ulbrandson glaubte zu erstarren.
Sie warf den Kopf herum. Ihre Nackenhaare
sträubten sich.
Dann begann sie zu laufen. Sie rannte, als
ob es um ihr Leben ging. Sie erinnerte sich, in der Nähe der Friedhofskapelle
zwei Totengräber bei der Arbeit gesehen zu haben.
Die sprach X-GIRL-C an. Die Männer
starrten die Schwedin an wie einen Geist. Offensichtlich hielten sie die Frau
für nicht mehr ganz richtig im Kopf.
»Bitte zögern Sie nicht! Es geht um Leben
und Tod! Da vorn, in der nächsten Grabreihe, wurde ein Mann lebendig begraben!«
Die beiden Franzosen folgten ihr rasch.
Die frisch aufgehackte Erde an der schon einige Jahre alten Grabstätte
irritierte sie.
»Bitte, graben Sie! Graben Sie, so schnell
es geht!« stieß Morna Ulbrandson hervor.
Die Männer zögerten. Da griff sie
kurzerhand selbst ein. Sie entriß dem einen Mann den Spaten und fing an zu
graben.
»Mademoiselle«, sagte der ältere der
beiden. »Was Sie da tun, ist nicht ganz in Ordnung. Da müssen wir erst
Erlaubnis einholen.«
»Bis Sie Ihre Erlaubnis haben, kann es
bereits zu spät sein. Sie gehen überhaupt kein Risiko ein. Ich übernehmen die
volle Verantwortung.«
Das Verhalten der blonden Frau veranlaßte
die beiden schließlich doch, an die Arbeit zu gehen.
Sie begannen zu graben, verhältnismäßig
schnell, weil die Erde locker war.
Dann lag nur noch eine hauchdünne Schicht
Sand auf dem Sarg.
Ein Mann klopfte mit dem Spaten gegen den
Sarg.
Man sah, wie der Totengräber wie unter
einem Peitschenschlag zusammenfuhr. Leises, kraftloses Klopfen war die Antwort
aus dem Sarg!
*
Sie machten sich nicht die Mühe, den Sarg
aus der Grube zu heben. Mit ihren Spaten lockerten sie den Deckel und warfen
ihn zur Seite.
Bleich, erschöpft und von kaltem Schweiß
bedeckt, lag Larry Brent vor ihnen.
Seitlich neben ihm der Tote Beobachter,
der von der Behörde bestellt worden war.
X-RAY-3 schaffte es kaum, aus eigener
Kraft den Sarg zu verlassen. Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem
Trockenen.
Die Männer und Morna waren ihm behilflich
hinaufzukommen auf den Weg.
X-RAY-3 stützte sich auf den Boden.
»Rufen Sie . die Gendarmerie! Da ist
einiges passiert, was man dort wissen muß .«
Dankbar blickte er auf Morna, die neben
ihm in die Hocke ging.
»Alles okay, Sohnemann?« fragte sie
besorgt. Brent nickte schwach, aber glücklich.
»Sauerstoff - ist doch etwas Kostbares ...
man weiß ihn erst zu schätzen, wenn er fehlt. Ich fühl’ mich noch ein bißchen
schlapp. Aber das gibt sich.
Du könntest vielleicht etwas nachhelfen -
dann ging’s schneller. Wie wär’s mit Mund-zu-Mund-Beatmung, Schwedenmaid?«
*
X-RAY-3 erholte sich schnell. Was für eine
Natur mußte der Mann haben!
Er weihte Morna in das ein, was in der
vergangenen Nacht passiert war, froh darüber, daß das schicksalsschwere
Erlebnis doch noch sein gutes Ende gefunden hatte.
Das schnelle, entschlossene Eingreifen
seiner Kollegin hatte ihm das Leben gerettet.
Er wartete, bis die Gendarmen kamen. Auch
ihnen erzählte Larry Brent seine Geschichte. Er hinterließ seine Personalien
und nannte außerdem den Namen seines Mittelsmannes im Innenministerium und der
Behörde, die über die Graböffnung in der vergangenen Nacht informiert war.
Gemeinsam mit Morna verließ er dann den
Friedhof.
»Bewegung, Luft und Sonne«, freute er
sich. Er war ganz wieder der Alte. »Das ist fast wie Urlaub .«
»Und jetzt geh’n wir wohl gemeinsam
frühstücken?« fragte X-GRIL-C.
»Leider, nein. Ich hab’ da mit jemand ein
Hühnchen zu rupfen. Jemand, der offenbar mehr weiß, als er zugibt. Der
Bestattungsunternehmer Michel Dupois . mein Programm hat sich etwas geändert.
Dein’s bleibt
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