138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits
Jenseits hob wie
abschiednehmend die Rechte und nickte Morna Ulbrandson noch ein letztes Mal zu.
Dann verschwand er, um nie wiederzukommen.
*
Draußen über dem Landhaus der Seherin
ratterten die Flügel des Hubschraubers.
Der Pilot setzte die Maschine mitten in
den Innenhof in unmittelbarer Nähe des Brunnens auf. Das Hausmädchen Nicole
verließ wie von Furien gehetzt Morna Ulbrandsons Buick, den sie benützen
wollte.
X-RAY-3 zögerte nicht, aus dem Helicopter
zu springen, noch ehe die Flügelschrauben still standen.
Geduckt lief er zum Hauseingang und packte
Nicole am Ärmel.
»Was ist geschehen? Was wollten Sie mit
dem Wagen? Wo ist - die blonde Frau?« Er vermied absichtlich den Namen der
Schwedin zu nennen.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden,
Monsieur. Ich .«
Da tauchte X-GIRL-C in der großen
Wohnhalle auf. Blaß und erschöpft.
»Ich kann dir manches erklären, Sohnemann
. «, sagte die Schwedin mit schwacher Stimme.
Stockend berichtete sie von den Dingen,
die sie erlebt hatte.
Larry Brent ließ Nicole nicht los. Auch
ihr rätselhaftes Verhalten fand eine Aufklärung.
Sie war eine Eingeweihte. Diesmal hatte es
Madame besonders eilig gehabt, Opfer zu bringen und die Spuren zu verwischen.
Nicole war beauftragt, den Buick irgendwo in der Provence abzustellen, so daß
es aussah, als ob die spleenige Amerikanerin von Zigeunern oder Anhaltern
niedergeschlagen und entführt worden sei. Ihre Spur würde sich irgendwo in der
Camarque verlieren .
Das Hausmädchen wirkte verstört und war weiß
wie eine Kalkwand. »Ich mußte tun, was sie von mir verlangte. Nur so konnte ich
mein eigenes Leben erhalten. Madame stand mit den bösen Geistern im Bund. In
der letzten Zeit traten Situationen ein, die zeigten, daß eine Macht die Jugend
und die Kräfte Madames aushöhlte.
Mehrmals habe ich nachts in diesem Haus
einen Mann gesehen, Nostradamus . dann traten Anfälle bei Madame auf, die sie
an den Rand des Todes brachten. Ich mußte dann ihre Hand halten, und das hat
sie gerettet. Ich diente ihr gewissermaßen als menschliche Batterie. Es gab
Stunden, da zapfte Madame meine Lebensenergie an .«
Larry warf einen Blick in den
fensterlosen, geheimnisvollen Raum.
Außer den Einrichtungsgegenständen gab es
dort nicht mehr viel zu sehen.
Auf dem Lehnsessel Madames lag deren
seidenes Gewand. Sie selbst war nur noch ein Rest Staub. Grau und pulverartig.
Das Schicksal, das sie all jenen hatte zuteil werden lassen, deren Leben sie
den Dämonischen schenkte, war auch ihr widerfahren.
Kurze Zeit später meldete sich Iwan
Kunaritschew.
Über den PSA-eigenen Funksatelliten
erfuhren Morna und Larry, was sich dort zugetragen hatte. Iwan war nicht von
Paris weggekommen, da Conelleys Privatjet unmittelbar nach dem Start einen
technischen Defekt aufwies. Das Fahrgestell ließ sich nicht mehr ausfahren.
Daraufhin verlangte die Flugsicherung, daß Conelley mehrere Stunden über dem
Flughafen kreiste, um so viel Treibstoff wie möglich zu verbrauchen.
Währenddessen war die Feuerwehr damit
befaßt, auf einer abseits gelegenen Landebahn einen Schaumteppich auszulegen.
Conelleys Pilot hatte auf dem Flughafen,
von dem er startete, eine Bauchlandung vornehmen müssen.
X-RAY-7 wollte eigentlich nur Morna
Ulbrandson über diese Umstände informieren. Von ihr wußte er, daß sie sich in
Frankreich aufhielt, um dem Fall Estrelle Kuruque nachzugehen. Er erfuhr durch
die Freunde vom Jenseitsgericht des Nostradamus und den Hintergründen.
»Choroschow«, murmelt der Russe. »Dann
kann ich mir den Weg in die Provence ersparen. Conelley liegt auf Eis. Die
Behörden werden sich mit ihm zu befassen haben. Außer dem Jenseitsgericht des
Nostradamus für Madame Kuruque werden sehr irdische Richter sich mit dem
Verhalten des James Conelley befassen müssen.
Dann hätten wir’s ja wieder mal geschafft.
Sah ja ziemlich bös aus, die ganze Geschichte. Das müssen wir eigentlich
begießen, findet ihr nicht auch?«
»Okay, Brüderchen«, sprach X-RAY-3 in das
Mikrofon des PSA-Ringes.
»Wir müssen sowieso nach Paris zurück. Ich
hab da noch ein Zimmer im >Lion d’Orc. Das ist bezahlt, aber das Bett habe
ich noch nicht benutzt«.
Die Blicke der Schwedin und des blonden
Agenten begegneten sich. »Ich hab auch ein Bett im >Lion d’Orc, Iwan«, fügte
X-GIRL-C hinzu.
»Das ist noch nicht bezahlt, dafür aber
benutzt.«
»Ausgezeichnet! Dann könnt ihr beide ja wieder
mal etwas für die Spesenkasse der PSA tun. Wir sind alle zum
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