1380 - Blonder Satan Cynthia
Bewegung sah.
Zuerst dachte ich, dass sich nur die leichten Vorhänge bewegt hätte, doch bei genauerem Hinschauen entdeckte ich über dem Bett so etwas wie einen hellen Schimmer.
Dann ging alles blitzschnell.
Auf dem Bett saß eine nackte Frau.
Dunkle Haare, sehr schlank mit kleinen Brüsten und einem etwas puppigen Gesicht. Es war Norma!
***
In den folgenden Sekunden passierte nichts, denn wir beide schauten uns nur an. Dann verzog sich ihr Mund zu einem lockenden Lächeln. Wer als Frau so kokett lächelte, der wollte etwas, nur war mir diese Gestalt nicht geheuer.
Im Yogasitz hockte Norma mitten auf der Matratze und hatte ihre Hände auf die Oberschenkel gelegt.
Ich stand neben dem linken hinteren Bettpfosten und hielt ihn mit einer Hand umschlossen. Dem Lächeln traute ich nach wie vor nicht, deshalb kam ich auch nicht näher. Der Vorhang war dünn genug, um alles sehen zu können.
Es war Norma, die das Wort ergriff. »Nun, bist du enttäuscht? Oder wie gefalle ich dir?«
»Das spielt keine Rolle.«
»O doch, das muss eine Rolle spielen. Bin ich dir nicht schön genug? Ich habe noch keinen Mann erlebt, der mich abgewiesen hätte. Deshalb möchte ich, dass du zu mir kommst. Vergiss die beiden Frauen dort unten. Es gibt jetzt nur dich und mich. Wir gehören zusammen, und wir können zusammen kommen.«
»Nein. Auch wenn du dich noch so anstrengst, ich denke, dass wir einfach zu verschieden sind. Ich weiß nicht, wo du herkommst, aber ich würde es gern wissen.«
»Ich werde es dir nicht sagen.«
»Schade.« Ich hob die Schultern. »Auch nicht, wenn ich jetzt doch zu dir komme?«
»Dann würde ich es mir überlegen.«
»Okay, dann komme ich.«
Ich drückte an einer Stelle den Vorhang zur Seite, damit eine Lücke entstand. Durch sie ließ ich mich bis dicht an das Bett gleiten.
Norma wich um keinen Millimeter zurück. Wer so handelt, der ist sich seiner Sache sicher, und so ließ sie mich kommen, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich bückte mich und berührte sehr bald die Matratze mit Händen und den Knien. So schob ich mich voran, bis ich die nackte Norma zum Greifen nahe vor mir hatte.
Sie saß, ich kniete. Für einen Beobachter hätten wir wie zwei normale Menschen ausgesehen, aber einer von uns war es nicht.
»So ist es schon besser«, flüsterte sie.
»Wer bist du, Norma? Wer bis du wirklich? Bist du überhaupt wirklich?«
»Ja, du kannst mich anfassen.«
Ich tat es. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken, um ihren Arm zu berühren.
Es war ein erster Test. Es konnte auch sein, dass ich einen weiblichen Zombie vor mir hatte, denn ich hatte noch nicht darauf geachtet, ob sie atmete oder nicht.
Ich strich leicht und tastend über ihre Haut. Sie fühlte sich normal an. Sie war nicht kalt, sie war nicht warm, einfach nur neutral. Während der Aktion ließ ich die Person nicht aus den Augen. Ich wollte jede Reaktion schon im Keim erkennen.
Sie tat nichts und blieb weiterhin wie eine Puppe sitzen.
Wo kam sie her? Dass es in mir kribbelte, war nicht wegzudiskutieren. In einer Situation wie dieser wird wohl jeder Mensch nervös.
Meinen letzten Trumpf hatte ich noch nicht ausgespielt, und damit ließ ich mir auch Zeit.
»Ich bin jetzt bei dir«, sagte ich. »Was willst du noch?«
»Das weißt du.«
Diesmal lächelte ich. »Darf ich dir vorher einige Fragen stellen, Norma?«
»Wie du willst.«
»Kennst du Saladin?« Den Namen hatte ich bewusst lange zurückgehalten. Jetzt war ich darauf gespannt, wie sie reagierte. Mein Blick hatte sich in ihren Augen festgesaugt, und ich wartete darauf, dass sie antwortete.
»Wer ist Saladin?«
Mist! Ich riss mich zusammen, um nicht einen leisen Fluch auszustoßen. Mit dem Namen konnte sie nichts anfangen. Ich sah ihr an, dass sie nicht log.
»Du kennst ihn nicht?«
»Wer soll das sein?«
»Schon gut, vergiss es.«
Norma rückte etwas zurück und streckte mir die Arme entgegen.
»Komm her! Du kannst mich haben. Und ich will dich haben. Hast du verstanden?«
»Ja, das habe ich.«
»Dann zögere nicht.«
»Klar.« Ich hatte meiner Stimme einen optimistischen und freudigen Klang gegeben wie jemand, der etwas Bestimmtes nicht erwarten kann.
Ich fing sogar damit an, mein Hemd aufzuknöpfen. Der oberste Knopf stand immer offen, die weiteren allerdings waren geschlossen.
Norma verfolgte meine Bewegungen genau. Ob aus ihrem Mund ein heftiges Atmen drang oder nur ein Stöhnen, das bekam ich so genau nicht mit, aber eine gewisse Unruhe war schon zu
Weitere Kostenlose Bücher