1381 - Wanderer zwischen den Welten
auf den Weg zu ihrem nächsten Ziel machte…
***
Die Aufgabe, Cynthia Black zu bewachen, gefiel Suko ganz und gar nicht. Am liebsten wäre er losgezogen, zusammen mit John Sinclair, doch er sah ein, dass jemand bei der Frau bleiben musste, von der es ebenso eine Doppelgängerin gab wie von diesem Alain.
Eine Nacht wie diese erlebte er auch nicht jeden Tag. Da hatte sich der Horror potenziert. Wenn ihm das jemand vor einigen Stunden gesagt hätte, er hätte es nicht geglaubt, so aber musste er sich damit abfinden und zudem damit, dass er nicht mehr an der Front stand.
Cynthia saß weiterhin auf dem Bett. Sie konnte oder wollte nicht sprechen. Hin und wieder entwischte ihrem Mund ein Flüstern, und jedes Mal fragte Suko nach.
»Ich weiß nichts, ich weiß nichts…«
»Aber sie ist noch da – oder?«
Cynthia nickte. Sie deutete dabei gegen ihren Kopf. »Ich spürte sie in meinem Gehirn. Ich habe Kontakt mit dieser verfluchten Person. Man hat mir mein eigenes Ich geraubt. Es ist grauenhaft. Ich kann damit nicht umgehen.«
»Wir werden es ausschalten, keine Sorge.«
»Wie denn?« In den beiden Worten steckte all die Verzweiflung, zu der Cynthia fähig war.
Suko versuchte es mit einem Lächeln. »Ich kann es nicht genau sagen«, gab er zu, »und ich verlange sicherlich viel, wenn ich um Ihr Vertrauen bitte, aber das sollten Sie versuchen.«
»Das kann ich nicht begreifen«, stöhnte sie. »Mein Leben wurde auf den Kopf gestellt. Ich bin hier und trotzdem noch woanders. Wie kann das sein?«
»Es ist schwer, das zu erklären.«
»Was ist mit mir?«, fragte Cynthia. »Trauen Sie sich nicht, die Wahrheit zu sagen?«
»Sie würde Sie überfordern.«
Cynthia bekam große Augen. »Sie meinen also, dass ich nicht in der Lage bin, sie zu…«
»Genau das meine ich.«
Die Artistin schloss die Augen. So weit wie möglich kroch sie auf dem Bett zurück und berührte mit dem Rücken die Wand.
Suko beobachtete sie genau. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt.
Etwas geschah mit der Frau, das sah er. Sie war so durcheinander und hektisch geworden.
»Ist es die andere Cynthia?«, fragte er.
»Ja, ja, ja! Da ist was! Ich merke es wieder, verflucht noch mal. Ich spürte etwas Böses«, flüstere sie. »Es ist wie ein Strom, der in mich hineingeflossen ist. Ich kann ihm nicht entgehen. Ich bin mit der anderen Person gefangen.«
»Wissen Sie, was sie tut?«
»Ja. Nein. Ja…«
»Und?«
Cynthia hatte die Arme halb erhoben. Suko schaute auf die Handrücken.
Dann klatschte sie die Hände gegen das Gesicht. Und dann sprach sie aus, was sie fühlte, wobei Suko ihr jedes Wort glaubte.
»Sie… sie … hat getötet?«
»Wen? Wissen Sie das?«
»Eine Frau«, hauchte Cynthia. »Ja, sie hat eine Frau getötet. Mit ihrem Messer, mit ihrem verdammten Messer…«
Suko ließ Cynthia nicht zur Ruhe kommen. »Sehen Sie noch etwas?«, fragte er.
Sie nickte sehr langsam und sagte dabei: »Ein Krankenzimmer, glaube ich…«
***
Ruhe – Unruhe?
Jane Collins wusste nicht, welches Gefühl sie tatsächlich überkommen hatte. Zwar lag sie still im Bett, hatte den Blick gegen die Decke gerichtet, und nach dem Gespräch mit Justine Cavallo hätte sie eigentlich ruhiger sein können. Zudem war es ihr gelungen, den verdammten Mordversuch zu überleben, aber das brachte ihr keine Zuversicht.
Sie gehörte zu den Menschen, die ein Gespür dafür hatten, wenn wirklich etwas vorbei war.
Und genau das hatte sie nicht. Sie fürchtete, dass noch etwas nachkommen würde. Bisher lauerte es nur in der Nähe, aber irgendwann würde es sein Gefängnis verlassen und zuschlagen.
Ein Aufstehen war unmöglich. Sie hing an den Apparaten, sie wurde überwacht, und genau diese Tatsache ließ die Unruhe in sie hochsteigen. Bewegungslos.
Ein leichtes Opfer…
Es waren keine guten Gedanken, die sie überkamen. Jane konnte sich dagegen nicht wehren. Es mochte daran liegen, wie sie persönlich lebte. Es war ja kein normales Leben. Manchmal kam sie sich vor, als würde sie auf einer scharfen unendlichen Rasierklinge balancieren, um zudem noch von Feinden angegriffen zu werden.
Das Herz hatte sie gerettet!
Nie hätte sie das für möglich gehalten, als es ihr damals eingepflanzt worden war. Sie hatte sich so daran gewöhnt, dass sie gar nicht mehr daran dachte. Nun musste sie für die schrecklichen Ereignisse von damals dankbar sein. Da hatte sich wieder ein Schicksalskreis geschlossen.
Professor Hellman hatte ihr geraten, sich nicht zu bewegen. Daran
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