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1382 - Götterfluch

1382 - Götterfluch

Titel: 1382 - Götterfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte, aus welchen Gründen auch immer. Sie war wichtig, sie war eine Helferin der anderen Seite, ohne dass sie sich dessen voll bewusst war.
    Ich musste mit ihr reden, und plötzlich fiel mir auf, dass sie schon längst wieder hätte hier im Zimmer sein müssen. So lange dauerte es nicht, bis sich jemand umzog, und ich glaubte nicht daran, dass Rebecca noch groß Makeup auflegen wollte.
    Mein Herz klopft ein wenig schneller, als ich mich auf den Weg zur Badezimmertür machte. Mich umgab eine so harmlose und normale Umgebung, in der man nichts Negatives vermutete, aber darauf verließ ich mich nicht. Ich hatte schon zu viele böse Überraschungen erlebt und richtete mich auch jetzt auf einiges ein.
    Dennoch vergaß ich die Regeln der Höflichkeit nicht und klopfte gegen die Tür. Dabei rief ich zweimal den Namen der jungen Wissenschaftlerin, aber eine Antwort erhielt ich nicht. Zumindest keine normale. Dafür vernahm ich Geräusche, die mir nicht gefielen.
    Bevor ich die Tür öffnete, holte ich tief Luft.
    Ich drückte die Tür nach innen auf und hatte sie kaum offen, als mich die Laute alarmierten.
    Es war kein normales Atmen mehr, das ich hörte, sondern ein Schluchzen. Plötzlich war ich schnell, stieß die Tür so weit auf wie möglich und sah ein Bild, das mich erschütterte.
    Umgezogen hatte sich die junge Frau schon. Sie hätte das Bad eigentlich verlassen müssen. Doch sie hockte auf dem Boden und hatte eine Ecke gefunden, in die sie ihren Körper hineingedrückt hatte. Dort saß sie wie ein verängstigtes Tier mit angewinkelten Beinen und die Hände gegen das Gesicht gepresst.
    Dass ich den kleinen Raum betreten hatte, war ihr gar nicht aufgefallen. Sie bemerkte mich erst, als ich sie anfasste, und da schrie sie auf.
    »Bitte, Rebecca, bitte…«
    Meine Stimme musste sie irgendwie beruhigen, denn jetzt sanken die Hände nach unten.
    Ich schaute in ein von Gefühlen gezeichnetes Gesicht. Die Züge waren verzerrt. Deutlich sprang mir die Angst entgegen, die sie erlebte. Ihr Mund war nicht geschlossen, der Atem pfiff daraus hervor. Die Augen bewegten sich hin und her, als suchte sie etwas.
    »Bitte, Rebecca«, sprach ich sie an. »Was immer passiert ist, es ist vorbei. Bitte, Sie müssen sich jetzt zusammenreißen. Es ist alles in Ordnung.«
    Ich hatte gegen meine Überzeugung gesprochen, aber wenn ich mich umschaute, war alles okay. Weder sie noch ich wurden von irgendeiner Seite bedroht.
    Sie sah mir ins Gesicht, und ich hoffte, dass sie sich an mich erinnerte.
    »Nun…?«
    »Ich habe Angst.«
    »Ja, das verstehe ich, aber jetzt…«
    Mit zischender Stimme unterbrach sie mich. »Blut!«, flüsterte sie.
    »Überall ist Blut, überall ist Blut, schrecklich…«
    »Nein, Rebecca, es gibt kein Blut!«
    »Doch, doch!«, schrie sie mich an und fuchtelte mit den Händen.
    »Ich habe es doch gesehen. An den Wänden, auf dem Tisch, auf dem Boden, und auf dem Tisch liegt meine Mutter. Tot, umgebracht, gemetzelt. Grausam ermordet. Ich kann es nicht vergessen, kann es nicht…«
    Sie fiel wieder zusammen. Ich wollte sie nicht hier im Bad lassen und zog sie hoch. Sie trug jetzt eine dunkle Jeans und ein helles Sweatshirt, das ihr bis zu den Oberschenkeln reichte.
    Ich schob sie in den Wohnraum, wo sie sich in einen schmalen Sessel setzte.
    Aus der winzigen Küche holte ich ihr ein Glas Wasser und drückte es ihr zwischen die Hände. Sie trank, die Flüssigkeit tat ihr gut, doch über den Glasrand starrte sie ins Leere. Sicherlich war sie in ihrer eigenen Gedankenwelt gefangen.
    Ich erinnerte mich an die Worte, die sie im Bad gestammelt hatte.
    Das viele Blut, die tote Mutter auf dem Tisch… Bildete man sich das ein?
    Ich konnte es mir nicht vorstellen. Da steckte mehr dahinter. Es waren Erinnerungen, die in ihr hochgestiegen waren. Möglicherweise Dinge, die sie als Kind hatte mitansehen müssen und die sie ihr Leben lang begleitet hatten.
    Eine Mutter, die auf schreckliche Art und Weise ermordet und von der Tochter entdeckt worden war. So etwas vergaß man sein ganzes Leben lang nicht. Das kehrte immer wieder zurück und brachte einen Menschen aus dem seelischen Gleichgewicht.
    Das Glas war leer. Es rutschte aus ihren Händen und landete auf dem Boden, wo es nicht zerbrach, weil der Teppich den Aufprall dämpfte.
    Ich nickte ihr zu, nachdem ich mich auf die Bettcouch gesetzt hatte. »Können Sie reden, Rebecca?«
    Mit einer müden Bewegung hob die junge Frau den Kopf. Am Ausdruck ihrer Augen erkannte ich, dass sie

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