1382 - Götterfluch
gehöriger Schuss Mystik mit dabei ist. Es gab fünf ägyptische Hohepriester, die sich mit dem Schlangengott Anophis beschäftigten. Sie wollten ihn aus der Welt schaffen und haben ihn begraben. Sie entnahmen ihm seine Innereien und legten sie in eine Kanope. Allerdings passierte dabei ein Unglück. So sehr sich die Hohepriester auch vorsahen, sie konnten nicht vermeiden, dass einer der ihren vom Schlangengott gebissen wurde, bevor er einging. Es war der jüngste Priester, und Anophis wollte durch ihn seine Macht weitervererben. Das ließen die anderen nicht zu. Er wurde von seinen Helfern getötet und ebenfalls begraben. All diese Rituale geschahen heimlich, aber sie wurden doch irgendwie verraten. Vertraute des Pharaos erwischten die vier Hohepriester und brachten sie auf die gleiche Art und Weise um, auf die der fünfte Mann getötet worden war. Es gab also fünf Mumien und fünf Kanopen, die irgendwann in Vergessenheit gerieten und vom Sand der Wüste begraben wurden.«
»Bist heute?«
»Nein, Mr. Sinclair…«
»Ach, sagen Sie John.«
»Okay. Nicht bis heute. Vor einigen Jahren hat man das Grab entdeckt, in dem alle lagen. Natürlich auch die Kanopen.« Sie holte tief Luft. »Und man fand noch etwas. Auf einer Tafel war die Geschichte, die ich Ihnen berichtet habe, verewigt worden. Allerdings mit einem Zusatz. Es heißt: Im Wind der Zeit wird der Götterfluch lebendig werden…«
»Götterfluch?«, fragte ich.
»So stand es dort.«
»Und Sie glauben daran?«
Rebecca hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß es einfach nicht. Es gibt ja unzählige Geheimnisse, die sich um das alte Volk drehen, und ich denke, dass man nicht so einfach darüber hinweggehen sollte.«
»Das stimmt. Sie sind die Fachfrau, Rebecca. Deshalb möchte ich Sie fragen, ob Sie sich mit dem Götterfluch vielleicht näher beschäftigt haben? Was hat er zu bedeuten?«
»Das ist schwer zu beantworten…«
»Lebende Mumien? Hohepriester, die wieder zurückkehren?«
Sie schluckte. »Ich will es nicht hoffen.«
»Aber Sie schließen es auch nicht aus?«
»Ja und nein, John. Es gibt da noch etwas, mit dem ich meine Probleme habe. Es geht dabei um diesen fünften Hohepriester, den der Schlangengott gebissen hat. Er könnte so etwas wie ein Erbe von ihm geworden sein. Möglich, dass in ihm die Magie des Gottes schlummert, die auch nach rund viertausend Jahren noch Bestand hat und möglicherweise jetzt wieder aktiv wird. Vielleicht hätte ich die Mumien nebst ihrer Kanopen in Ägypten lassen sollen, aber ich habe hervorragende Unterstützung durch Kazar bekommen, der…«
»Pardon, aber wer ist Kazar?«
»Ein ägyptischer Wissenschaftler. Ein Mann um die Sechzig, der sich gut auskennt. Jemand, der am Nil ebenso zu Hause ist wie hier in London, denn unser Land kennt er schon seit Jahrzehnten. In ihm habe ich einen großen Unterstützer gefunden. Ich schaffte die Mumien hierher, nach London. Ich musste es einfach tun. Es war der innere Drang in mir, dem ich nicht entrinnen konnte. Und den habe ich bereits seit meiner Jugend in mir gespürt. Ich war für diese Aufgabe bestimmt und habe noch jetzt das Gefühl, dass alles, was ich bisher getan habe, nur diesem einen Ziel galt.«
»Die Ausstellung?«
»Genau.«
Ich nickte. »Wenn das alles so stimmt, dann müssten Sie eine besondere Beziehung zu diesen Mumien haben.«
»Genau, John. Sie haben es getroffen. Es ist die besondere Beziehung. Ich kann sie nicht erklären, aber sie ist vorhanden. Sie können mich als verrückt bezeichnen, aber in den letzten Wochen hat sich mein Leben nur um diese Mumien gedreht und meine besondere Beziehung zu ihnen.«
»Wie sieht die Beziehung aus?«
»Das ist seltsam«, gab sie mit leiser Stimme zu. »Es war mir nichts fremd. Manchmal habe ich das Gefühl, mit ihnen in einer besonderen Verbindung zu stehen. Wesensgleich.«
»Mit allen oder nur mit dem einen?«
»Sie denken an diesen Priester, der gebissen wurde?«
»Genau an ihn.«
»Er ist eine unbekannte Größe. Er könnte den Götterfluch weiterleiten.«
»Glauben Sie daran? Was wir hier erlebt haben, ist alles andere als normal. Es könnte sein, dass Sie ein Zielobjekt sind.«
»Ich?«, flüsterte sie.
»Ja, Sie, Rebecca. Sie sind bewusst in diesen Kreislauf mit hineingezogen worden, und ich gehe jetzt davon aus, dass das auch bei mir der Fall war. Das Ankh ist nicht aus Zufall verschwunden. Man wollte mich aus dem Spiel haben, um in Ruhe agieren zu
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