1382 - Götterfluch
können. Allerdings ist die Rechnung nicht aufgegangen, und der Schuss ist sogar voll nach hinten losgegangen. Ich gehe davon aus, dass mein Ankh oder mein Kreuz eine Gefahr für die andere Seite bedeutet hat. Deshalb nahm man es mir weg. Dass dies überhaupt passieren konnte, zeugt von einer wahnsinnigen Stärke eben dieser anderen Seite. Sie wird nichts Gutes im Sinn haben.«
Rebecca stand auf. Sie trat von mir weg, als hätte sie Furcht.
»John, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber für mich sind Sie ein ungewöhnlicher Mensch. Sie nehmen das alles hin, als wäre es das Normalste der Welt, aber das ist es nicht.«
»Ich weiß.«
»Ja und?«
»Gehen Sie davon aus, dass ich mich seit Jahren mit übersinnlichen Fällen beschäftige. Die andere Seite dieser Welt ist mir keineswegs fremd, und nicht grundlos ist das Ankh von meinem Kreuz verschwunden. Jemand weiß, dass er mich zum Gegner hat. Er wollte mich aus genau diesem Grund schwächen. So sehe ich es.«
»Gut, ja. Aber… aber … warum befindet sich das Ankh jetzt bei mir? Was soll das bedeuten?«
»Ich sehe es als Zeichen an.«
»Welches Zeichen denn?«
»Es könnte sein, dass es der Wegweiser zum Ziel ist. Ein Ziel auch nur für Sie.«
»Zum Götterfluch?«
»Ich möchte Ihnen nichts einreden, Rebecca, aber möglich ist wirklich alles. Es gibt jemand im Hintergrund, der uns seine Macht demonstrieren will, und das hat er geschafft. Auch ich bin nicht glücklich darüber, dass mir das Ankh geraubt wurde, doch ich denke, dass ich es mir zurückholen kann.«
»Möglich«, flüsterte Rebecca. »Es ist das Symbol des Lebens, des ewigen Lebens.«
»So sagt man.«
Plötzlich wurde sie nervös, und ihre Stimme fing an zu zittern.
»Was mich auf einen schrecklichen Gedanken bringt.«
»Sprechen Sie ihn aus.«
»Kann…«, sie räusperte sich. »Ich meine, könnte dieses Henkelkreuz auch Leben erwecken oder wieder zurückholen, was schon vor sehr langer Zeit ausgelöscht wurde.«
»Woran denken Sie?«
»An die Mumien«, erwiderte sie flüsternd und wurde dabei noch blasser…
***
Ich hatte es ihr so direkt nicht sagen wollen, doch der Gedanke hatte auch mich beschäftigt, und so nickte ich ihr zu.
»Das wäre schrecklich«, flüsterte sie weiter. »Da würde das zu einer Tatsache werden, was man in alten Geschichten gelesen hat oder auch in irgendwelchen Filmen sah. Lebende Mumien, die Menschen angreifen und sie töten.«
»So weit möchte ich nicht gehen, aber es könnte letztendlich darauf hinauslaufen.«
Rebecca Taylor stöhnte auf. »Und wie kann man das verhindern? Wissen Sie die Lösung«
»Ja, indem man es nicht so weit kommen lässt. Wir müssen es verhindern.«
»Wir?«
Ich schaute in ihre großen Augen und bestätigte es. »Ich denke, dass wir dazu ausersehen sind. Aber das können wir nicht hier erledigen, sondern woanders.«
»Das wäre dann in der Ausstellung.«
»Genau daran dachte ich.«
Rebecca Taylor sagte zunächst nichts. Sie brauchte diese Zeit.
Nach einer Weile flüsterte sie mit spröder Stimme: »Ich denke, dass ich mir jetzt etwas anziehen sollte.«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Dann gehe ich jetzt ins Bad. Meine Kleidung hängt in dem Wandschrank im Flur.«
»Gut, tun Sie das.«
Sie lächelte verlegen und verließ den größten Raum der Wohnung, in dem ich zurückblieb. Ich wartete, bis sie die Kleidung hervorgeholt hatte und im Bad verschwunden war, denn erst konnte ich mich ungestört um das Henkelkreuz kümmern.
Dass es hier lag und sich nicht mehr auf meinem Kreuz abzeichnete, war für mich auch jetzt noch ein Phänomen. Zugleich lockte es mich natürlich an. Es gehört nicht auf den Tisch, sondern war ein Teil meines Kreuzes. Da hatte das Ankh bisher seinen Platz gehabt, und dort sollte es auch wieder hinkommen.
Aber ich wusste auch, dass es nicht einfach würde. Dass ich nicht hingehen und es locken konnte, damit es sich mit meinem Kreuz verband. Die andere mir unbekannte Macht war verflucht stark, sodass ich sogar eine gewisse Vorsicht walten ließ, als ich mich dem Tisch näherte. Bisher hatte ich das Ankh noch nicht angefasst, und auch jetzt ging ich behutsam zu Werke. Das Ankh kam mir sogar seltsam fremd vor.
Mein Kreuz hielt ich in der Hand. Wärme gab es nicht ab. Sehr gut, denn so konnte ich davon ausgehen, dass das Ankh nicht manipuliert war.
Es schimmerte silbrig, als wollte es mich auf diese Art und Weise begrüßen. Sehr vorsichtig näherte sich meine linke Hand diesem kleinen
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