1382 - Götterfluch
wollen Sie in die Ausstellung, John?«
»Ja, das will ich.«
»Gut.«
»Kommen wir hinein?«
Rebecca stand auf. Sie wirkte jetzt wieder gefasst. »Natürlich. Ich habe einen Schlüssel.« Dann erzählte sie mir, was mich dort erwartete. Eine ägyptische Welt. Etwas unheimlich, aber spannend, denn wenn die offizielle Eröffnung vorbei war, wollte man nicht nur Erwachsene in die Ausstellung locken, sondern auch Jugendliche, um ihnen die alte Kultur näher zu bringen. Doch um die jungen Menschen zu begeistern, musste man ihnen schon etwas bieten.
»Etwas wäre für mich noch wichtig, John«, sagte Rebecca.
»Ich höre.«
»Ich würde gern meinem Mentor Bescheid geben. Meinem ägyptischen Freund. Er hat es überhaupt ermöglicht, dass ich diese Ausstellung nach London bringen konnte.« Bei den nächsten Worten wirkte sie etwas verlegen. »Ich käme mir wie eine Verräterin vor.«
Ich nickte. »Das kann ich verstehen, aber…«
»Ja?«
»Ich gebe nur zu bedenken, dass noch nichts bewiesen ist. Ich weiß ja nicht, wie weit Sie Ihren Freund Kazar eingeweiht haben, aber wir sollten das Museum zunächst allein betreten. Wenn es sich ergibt, dann können Sie Ihrem Freund noch immer Bescheid geben. Ist das okay für Sie?«
»Sie machen es mir schwer.«
»Ich weiß, aber denken Sie nach.«
»Sie rechnen mit Gefahren?«
»Auch!«
»Und Sie trauen Kazar nicht?«
»Das habe ich nichts gesagt. Ich kennen ihn nicht. Doch ich denke, dass wir trotzdem nicht nur zu zweit ins Museum gehen. Ich möchte auch jemand dabei haben.«
»Wen? Professor Gibson?«
»Das wäre nicht schlecht. Aber an ihn habe ich nicht gedacht, sondern an einen Freund und Kollegen. Er heißt Suko. Sechs Augen sehen mehr als vier, und auf ihn ist Verlass.«
Rebecca Taylor gab noch nicht sofort ihr Einverständnis. Sie musste eine Weile überlegen, bis sie sich schließlich entschlossen hatte.
»Sie haben mir bisher geholfen, John, und ich vertraue Ihnen auch weiterhin.«
»Danke.«
In den nächsten Minuten erfuhr ich Einzelheiten, auf die es mir ankam. Ich kannte das British Museum und wusste, dass man Tage brauchte, um es zu durchwandern. Es gab dort allein zwei große Innenhöfe, und all die zahlreichen Gebäudeteile waren durch Treppen und Gänge miteinander verbunden.
Die Ausstellung befand sich in der Nähe des Nordeingangs. Dort gab es auch die ägyptische Abteilung, und ein großer Raum war für die Ausstellung geräumt worden.
»Dann ist ja alles klar.« Ich rief meinen Freund Suko an, der kurz zuhörte und natürlich sofort einverstanden war, mit uns auf Erkundungstour zu gehen.
Wir wollten nicht aufeinander warten, sondern uns im Museum treffen. Rebecca würde den Schlüssel vor dem Eingang in einen Blumenkübel legen. Suko fragte natürlich nach Alarmanlagen. Darüber hatte ich mit Rebecca auch gesprochen.
Es war kein Problem. Sie würde eine bestimmte ausschalten. Das durfte sie, denn während der Verbreitungen hatte sie schon Nächte durchgearbeitet. Suko erhielt auch eine kurze Erklärung von mir, wie er in den Ausstellungsraum gelangte, dann war alles gesagt.
Ich schaute Rebecca an. »Können wir?«
Sie nickte. Begeistert sah sie nicht aus. Die Furcht war ihr anzusehen. Wenn ich ehrlich war, dann musste ich zugeben, dass auch ich mich nicht eben wohl fühlte…
***
Längst hatte sich die Dunkelheit Bahn gebrochen. Bei uns hatte alles geklappt. Wir waren auf zwei Wächter getroffen, die es trotz der Alarmanlagen noch gab. Beide kannten Rebecca Taylor. Sie hatten nichts dagegen, dass die Anlagen in einem bestimmten Bereich ausgeschaltet wurden. Die nächtlichen Besuche waren den Männern vertraut. Rebecca plauderte auch locker mit ihnen, und ich wurde als Kollege vorgestellt und Experte für Altertumsforschung.
Zum Schluss fragte sie, ob sich irgendjemand noch im Hause aufhielte.
Die beiden verneinten.
So hatten wir freie Bahn, und es war schon etwas Besonderes, dieses weltbekannte Museum zu betreten, auch wenn wir nicht durch dieses griechisch anmutende Hauptportal schritten. Wir gingen dafür über zahlreiche Treppen und durch ebenso viele Flure, wobei man sich nicht verlaufen konnte, denn es gab genügend Wegweiser. Wir passierten die langen Säle, in denen das alte Rom und die Griechen vertreten waren, und erreichten schließlich den großen Ausstellungskomplex des Orients.
»Jetzt sind wir fast da«, erklärte Rebecca.
»Super. Und wohin?«
»Kommen Sie.«
Wir hatten leise gesprochen, denn in den kahlen Gängen
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