1383 - Hexenfriedhof
Armbänder, Ohrschmuck, Ketten und sogar Verzierungen für irgendwelche Gürtel.
Das alles war nicht schlecht gemacht.
Melissa wälzte sich herum. Der Ausdruck passte, denn sie hatte enormes Übergewicht. Aber sie hatte auch ein nettes Gesicht. Die rotschwarzen Haare waren gegelt und nach hinten gekämmt.
»Wie Kunden seht ihr nicht aus.«
»Da kann man sich aber täuschen«, sagte Glenda.
»Würde mich freuen.«
»Darf ich mal schauen?«
»Gern.«
Ich war sicher, dass Glenda etwas finden und auch kaufen würde.
Ich wollte die Zeit nicht unnötig verstreichen lassen, so stellte ich über den dunklen Teppich hinweg meine Fragen.
»Sie kennen auch Lucy Carver?«
»He.« Melissa lachte. »Wer will das wissen?«
»Wir suchen Lucy.«
»Ihr seid Bullen!«
»Nicht direkt…«
»Sie wohnt nicht mehr hier. Aber zu mir kommt sie noch. Wenn ihr ihre Bewährung überprüfen wollt, seit ihr hier leider an der falschen Adresse. Ich weiß nicht, so sie sich aufhält.«
»Wir hörten, dass es sie zu den Hexen hingezogen hat.«
»Stimmt. Sie ist sogar eine. Hat sie mir immer gesagt. Aber keiner hat ihr geglaubt.«
»Aber sie – oder?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil ich mir ein Geschäft erhoffte. Auch Hexen lieben Schmuck, und den kann ich ihnen bieten. Keine Massenware, sondern individuell und ganz nach den eigenen Wünschen hergestellt.«
»Hört sich gut an.«
Melissa schüttelte den Kopf. »War aber nicht gut.«
»Warum nicht?«
Sie winkte mit beiden Händen ab. »Weil die Alte es nicht wollte. Die war sauer, dass Lucy mich zu ihr mitgenommen hat. Vor der Alten kann man richtig Angst kriegen. Ich bin abgehauen, als wäre der Teufel hinter mir her. Man hat mir geraten, mich nie mehr dort blicken zu lassen, und daran habe ich mich gehalten. Es war übrigens das letzte Mal, dass ich Lucy gesehen habe.«
»Und wo war das?«
»Am Ende der Welt. Außerhalb von London.«
»Wo da?«
Bei der nächsten Antwort lächelte sie nicht mehr. »Das weiß ich nicht mehr.«
Da meldete sich Glenda. Sie hatte sich aufgerichtet und hielt zwei Armreifen in der Hand. Beide waren miteinander verbunden. »Kann ich die kaufen?«
»Klar. Aber sie sind nicht billig.«
»Wie viel?«
»Fünfundzwanzig Pfund.«
»Zwanzig.«
»Nein, dreiundzwanzig.«
»Okay.« Glenda ging auf Melissa zu und holte Geld aus ihrer Tasche. Bevor sie es ihr gab, fragte sie noch: »Wo bist du mit Lucy hingefahren? Wo war das noch?«
»Habe ich vergessen.«
»Tja.« Glenda verzog das Gesicht. »Wenn ich es mir recht überlege, gefällt mir der Schmuck doch nicht so gut.«
»Ah ja, verstehe. Auf die Tour kommst du mir.«
»Eine Hand wäscht die andere.«
»Richtig. Aber Lucy hat mich davor gewarnt, was zu verraten. Und daran möchte ich mich eigentlich halten.«
»Du kannst bei mir eine Ausnahme machen.«
Melissa zog ihre Lippen mit der Zungenspitze nach, runzelte die Stirn und fällte eine Entscheidung. Wir erfuhren nicht die genaue Adresse, die hatte sie wirklich vergessen, aber wir wussten, wie wir in die Nähe kamen.
Wir mussten in die Nähe von Woking. Das ist ein Ort, der südwestlich von London liegt. Außerhalb der Ringe, aber wer dort lebte, der zählte sich trotzdem zu den Großstädtern.
Melissa wusste auch noch, dass dieses Haus in der Nähe eines Bachs lag.
»Steht es einsam?«, fragte Glenda.
»Das schon. Außerdem ist es mehr eine Blockhütte.«
»Danke.«
»Wichtig ist der Bach. Da braucht ihr nicht erst groß zu fragen. Haltet euch an ihn.«
»Okay, danke. Und wir werden nichts von dir sagen, darauf kannst du dich verlassen.«
»Hoffentlich.«
Wir gingen wieder, und die Welt sah ab jetzt besser für uns aus, was den Fall anging.
Nur Glenda brachte eine Beschwerde vor, »Allmählich wird es mir zu teuer, wenn ich mit dir unterwegs bin. Das muss wirklich mal gesagt werden.«
»Wer wollte denn unbedingt mit?«
»Genau das ist das Tragische an der Geschichte…«
***
Jane Collins hatte die letzten Worte genau verstanden, und sie wusste auch, dass Lucy nicht scherzte. Sie las es deutlich an ihrem Gesicht ab, in dem die Furcht stand.
»Weil uns sonst der Teufel holt?«, wiederholte Jane.
»Ja, ja.« Lucy nickte heftig. »Du… du musst mir helfen – bitte.«
Jane wunderte sich. Plötzlich wollte Lucy, dass sie ihr behilflich war. Dass sie Jane bedroht hatte, daran dachte sie nicht mehr. Und sie sagte auch nichts, als die Detektivin vorging, sie passierte und nach der Luger griff, die auf dem Nachtisch lag.
»Die
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