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1387 - Signale der Vollendung

Titel: 1387 - Signale der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausdrückte, und Gebärklinik in einem. Dutzende von Benguelfrauen warteten auf ihre Niederkunft; Nikki wurde Zeuge von der Geburt eines Benguel - und bekam offenbar mütterliche Gefühle, wie ich aus der Betonung dieser Passage ihrer Erzählung schloß. Nikki war beschämt, weil sie offen sichtlich gegen ein Tabu der Benguel verstoßen hatte Der Vorgang der Geburt war bei den Benguel offensichtlich nicht etwas so Selbstverständliches wie bei den Galaktikern, sondern wurde ritualisiert, tabuisiert. Wie gesagt, Nikki zog sich beschämt zurück. Sie merkte aber auch noch, daß die Benguelfrau bald nach der Entbindung einen Anfall erlitt, offenbar in eine Art Koma verfiel und fort gebracht wurde. In einem anderen Teil des Schiffes wurden Benguel in Sicherheitszellen verwahrt. Ihr Kreischen und Toben er füllte die Korridore dieses Schiffssektors. Als Nikki einen Blick in eine solche Zelle warf, sah sie insgesamt sieben Benguel, die sich geradezu animalisch aufführten. Drei von ihnen hatten frische Bauchnarben - wie von einem Kaiserschnitt! Nikki schloß daraus, daß die Entbindung bei den Benguel häufig eine psychische Störung nach sich zog. Trotz des offensichtlichen Tabus versuchte Nikki, mit den Benguel dar über zu reden und ihnen Hilfe anzubieten. Aber das war kein Thema für sie - die Benguel schienen es als selbstverständlich hinzunehmen, als unabänderliches Schicksal. Nikki rannte gegen Mauern. Als sie dann beobachtete, wie das Entbindungsschiff startete und Kurs Richtung Wald nahm, folgte sie mit dem Beiboot... und kurz darauf trafen wir ein. Ich stieg mit Gucky aus, und wir begaben uns zu den beiden SERUN-Trägern, bei denen es sich um Nikki Frikkel und Narktor handelte. Als sie uns ohne Schutzanzüge sahen, schalteten sie ihre Schutzschirme aus und fuhren die Helme ein. „Wir haben uns auf einen heißen Kampf eingerichtet", sagte Narktor. „Aber diese stupiden Benguel denken einfach nicht an Gegenwehr."
    „Sie wollen die frischgebackenen Mütter einfach aussetzen", empörte sich Nikki. „Ist das ‘nicht barbarisch? Und wenn es ein noch so uralter Brauch bei den Benguel ist, ich werde nicht untätig zusehen."
    „Nikki, die Retterin der benguellschen Mütter", sagte ich, fügte aber sofort gemäßigt hinzu: „Was erwartest du hier? Willst du die Sozialstruktur der Benguel mit Waffengewalt reformieren?"
    „Warum nehmen die Benguel den Müttern ihre Kinder weg und schicken sie anschließend in die Wildnis einer fremden Welt - in den sicheren Tod?" sagte Nikki. „Ich werde das mal erfragen", sagte ich und marschierte auf die ‘Gruppe Benguel zu, die ratlos unter der Luft schleuse ihres Schiffes stand. Gucky blieb bei Nikki Frickel und Narktor zurück. Er konnte während meines Gesprächs die Gedanken der Benguel lesen und gleichzeitig Nikki über das Mißverständnis aufklären. „Ich bin Reginald Bull", stellte ich mich den Benguel vor. „Wer von euch ist der Wortführer? Die Benguel blickten einander verständnislos an, dann gab sich einer von ihnen einen Ruck und trat vor. „Ich bin Flinklipp", sagte der Benguel und schwieg dann abwartend. „Wir wollen uns nicht in eure Belange einmischen", sagte ich. „Aber uns würde interessieren, warum ihr die Mütter eurer Kinder bald nach der Entbindung in der Wildnis aussetzt."
    „Es sind Ich-Verlorene", antwortete Flinklipp. „Darunter ist wohl zu verstehen, daß bei der Geburt ihre Psyche Schaden genommen hat", interpretierte ich ihn. „Ist denn vorübergehende geistige Verwirrung für euch Grund genug, die Betroffenen sich selbst zu überlassen? Habt ihr nie versucht, eure Geisteskranken zu heilen? Es muß doch Mittel und Wege geben, Benguel mit gestörter Psyche wieder zu normalen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen."
    „Nein, das ist nicht möglich", sagte Flinklipp fest. „Ein Ich-Verlorener kann nicht zurückbekommen, was er weitergegeben hat. Das betrifft nicht nur Mütter, auch Vätern ergeht es so. Für jeden kommt die Zeit. Und für uns alle die Zeit der Reife. Wir sind. viele und dennoch einsam - aber nicht auf ewig."
    „Und ihr seid fest eure psychisch Kranken einfach auszusetzen und keinen Versuch zur Heilung zu machen?" fragte ich. „Für Ich-Verlorene gibt es‘ keine Heilung", sagte Flinklipp. „Verloren ist nicht wirklich verloren. Verloren heißt, auf das Ich bezogen, nur weiter gegeben. Wir leben in unseren Kindern fort. Auch ich werde diesen Weg gehen - wenn ich die Zeit der Reife nicht mehr erlebe - ‚ daß ich mein

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