1388 - Die fliegenden Teufel
den Körper auf den Rücken drehen wollte. Dabei musste sie schon Kraft aufwenden, denn der Mann war nicht eben leicht.
Dann lag er auf dem Rücken.
Jane beugte sich noch tiefer. Sie ärgerte sich jetzt, dass sie keine Lampe mitgenommen hatte. Sie musste sich mit dem miesen Licht begnügen, das allerdings noch ausreichte.
Ihr Blick war auf den Hals des Mannes gefallen. Dort war Blut aus einer Wunde getreten.
Zwei Bissstellen nahm sie wahr. Um sie herum war die Haut ebenfalls aufgerissen, und sofort war ihr klar, was mit diesem Menschen geschehen war. Ihn hatte ein Vampir angefallen, der nicht nur seine Zähne in den Hals gestoßen, sondern in seiner Gier dem Opfer noch eine recht große Wunde zugefügt hatte.
Die Fledermäuse?
Nein, daran wollte Jane nicht glauben. Das sah danach aus, als hätte Mallmann selbst…
Sie wollte zurückweichen, aber sie hatte etwas zu lange gewartet, denn plötzlich erwachte die Gestalt.
Jane kannte sich mit Vampiren aus. Sie wusste sehr gut, dass es Blutsauger gab, die nur einmal zubeißen mussten, um einen Mensch sofort und damit sehr schnell in einen Vampir zu verwandeln. Bei anderen dauerte es länger. Da zog es sich über Tage und Nächte hin, und der Vampir musste auch öfter kommen und von dem Blut des Opfers trinken.
Bei diesem Mann nicht!
Er fuhr so schnell in die Höhe, dass Jane nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Zwar schaffte sie es noch, sich nach hinten zu werfen, das war auch alles. Sie sah nicht die Hand, die über den Boden glitt und im richtigen Moment zugriff.
Um ihren Knöchel spürte Jane Collins die Klammer. Das rechte Beine wollte nicht mehr so wie das linke. Ihren leisen Schrei hörte niemand, als sie nach hinten kippte.
Jane hatte nur Angst davor, sich den Hinterkopf auf dem harten Pflaster einzuschlagen. Noch während sie fiel, krümmte sie sich zusammen, landete zwar hart und spürte den Aufprall bis in den Kopf, aber sie wurde nicht bewusstlos.
Nur kam sie nicht rasch genau wieder auf die Beine. Vor ihrem Augen funkelte es noch, da stürzte sich der Vampir bereits auf sie.
Jane wurde mit dem Rücken hart gegen die Pflaster gedrückt. Der Blutsauger war über ihr. Er presste seinen Körper auf den ihren, und Jane Collins, die ihre Augen weit geöffnet hatte, sah zum ersten Mal das Gesicht.
Der Mann war zur Bestie geworden, die nichts anderes als Blut wollte, und er wusste natürlich, wie er daran kam.
Den Mund hatte er weit aufgerissen. So lagen seine spitzen Eckzähne frei, die ihm so schnell gewachsen waren, und er suchte sofort den Hals der Detektivin.
Noch hatte er keine große Routine. Er folgte einfach seinem Instinkt, und so schaffte es Jane, einen Arm hochzureißen und ihn quer vor ihr Gesicht zu halten.
Der Biss traf den Arm.
Sie spürte den Druck der Zähne durch die Kleidung hindurch, doch die Haut wurde nicht getroffen, was den Vampir offensichtlich störte, denn er nahm den Kopf zurück.
Jane schlug zu.
Sie hatte noch eine Hand frei, die sie zur Faust ballte und in das Gesicht des Blutsaugers rammte.
Der Kopf flog zurück. Der Druck auf Janes Körper gab nach, und genau das hatte sie gewollt. Sie wuchtete sich hoch und schlug mit der Handkante zu, um den Gegner von sich wegzutreiben.
Der Vampir fiel zur Seite.
Jane hatte Probleme mit dem Gleichgewicht, weil sie hart mit dem Hinterkopf aufgeprallt war. Aber sie hielt sich auf den Beinen, auch wenn sie leicht schwankte.
Der Blutsauger würde nicht aufgeben, aber Jane befand sich in einer besseren Lage. Sie ging zunächst zurück, was keine Flucht sein sollte. Sie wollte nur genügend Distanz zwischen sich und dem Blutsauger bringen, um schießen zu können.
Ihre Waffe hatte sie in den Hosenbund gesteckt. Sie war beim Liegen zwar etwas verrutscht, aber Jane hatte die Pistole nicht verloren.
Jane fühlte sich besser, als sie das Gewicht der Beretta in der rechten Hand spürte.
Sie bewegte die Waffe. Die Mündung folgte den Bewegungen des Blutsaugers, der sich langsam drehte, weil er die schon sicher geglaubte Beute aus den Augen verloren hatte.
Jane hatte keine Skrupel, abzudrücken. Auch wenn die Gestalt aussah wie ein Mensch, sie war es nicht. Sie wollte Blut, sie lebte davon, denn nur so konnte sie ihr untotes Dasein weiterführen.
Dass Jane eine Waffe in der Hand hielt, interessierte die Gestalt nicht. Aber die Pistole enthielt geweihte Silberkugeln, und geweihtes Silber ist tödlich für einen Widergänger.
Ihr Finger lag am Abzug. Die Gefühle in ihrem Innern
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