1388 - Die fliegenden Teufel
standen dicht vor der Explosion.
»Komm schon!«, flüsterte sie. »Ja, komm, ich…«
Es kam jemand. Nur nicht der Blutsauger, den Jane Collins gemeint hatte. Sie hörte über sich ein Rauschen und schaute in die Höhe.
Die riesige Fledermaus verdunkelte ihren Blick, aber sie sah im letzten Moment noch das D rot zwischen den Schwingen leuchten und wusste Bescheid.
Leider nutzte ihr das nichts mehr, denn Mallmann griff sofort zu.
Seine Hände waren zu Krallen mutiert. In ihm steckte die immense Kraft eines Wesens der Finsternis.
Jane verlor den Boden unter den Füßen. Die Waffe rutschte ihr aus der Hand, schlug auf den Boden, während Jane selbst in die Höhe gerissen wurde.
Aus ihrem Mund gellte der Schrei, während ihr das hässliche Lachen des Dracula II ins rechte Ohr schallte…
***
Ich war auf den letzten Metern sehr schnell geworden, weil mich eine schlimme Ahnung vorantrieb. Ich hätte Jane nicht allein lassen sollen, nur war es jetzt zu spät, um sich irgendwelche Vorwürfe zu machen.
Mit langen Schritten hetzte ich durch den Flur, erreichte auch die Hintertür, die ich nicht geschlossen fand, und huschte mit einem langen Schritt in den Hof.
»Jane…?« Der Ruf erstickte mir in der Kehle, denn ich sah, dass die Detektivin nicht oder nicht mehr hier war. Allerdings war ich nicht allein. Nicht weit vom Eingang entfernt, entdeckte ich eine Gestalt, die sich um die eigene Achse drehte. So verhielt sich jemand, der etwas suchte.
Ich wollte den Mann ansprechen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Es lag wohl an diesem Benehmen, das man wirklich nicht als natürlich ansehen konnte.
Er schien Probleme mit sich selbst zu haben, denn er fand seine Gehrichtung nicht.
Ich ging auf ihn zu, behielt ihn im Auge, bis ich gegen etwas Hartes mit der linken Fußspitze stieß, das auf dem Boden lag.
Der schnelle Blick nach unten.
Die Pistole war durch den Stoß ein Stück weitergerutscht. Zu bücken brauchte ich mich nicht, denn auf den ersten Blick hatte ich erkannt, dass es sich um eine Beretta handelte.
Und Jane besaß eine solche Waffe!
Plötzlich befand ich mich in höchster Alarmbereitschaft. In meinem Kopf schrillte es. Ich hatte Jane hier im Hof nicht gesehen, dafür war hier dieser Typ, der mit sich noch immer nicht zurechtkam.
Das war kein Mensch, das musste…
Ich dachte nicht mehr weiter. Jane war im Moment unwichtig geworden, für mich gab es nur diesen Kerl, der garantiert kein Mensch mehr war.
Das bleiche Gesicht malte sich vor dem düsteren Hintergrund deutlich ab. Ich musste nicht lange darüber nachdenken, wen ich vor mir hatte, auch wenn die Gestalt ihren Mund noch geschlossen hielt.
Es war einer, der sich vom Blut der Menschen ernährte.
Jetzt sah er mich auch – und er wusste oder ahnte, dass der kostbare Lebenssaft, hinter dem er so begierig her war, auch durch meine Adern floss.
Er griff mich an. Er schrie nicht, aber aus seinem offene Maul drang so etwas wie ein Röhren. Es war wie der Motor, der ihn antrieb.
Jetzt bückte ich mich doch nach Janes Waffe, aber noch schoss ich nicht, weil ich eine bestimmte Gewissheit haben wollte. Ich konzentrierte mich auf das Gesicht, das sich jetzt verzerrte, weil der Mann den Mund so weit wie möglich aufriss.
Da sah ich die beiden Zähne!
Es war der endgültige Beweis. Es nutzt auch keine Diskussion. Es gab nur die eine Antwort für mich – die Kugel!
Im letzten Augenblick entschied ich mich anders – ich schoss nicht!
Ein Schuss in der Nacht klingt lauter als am Tag. Der Knall würde die Stille brutal zerstören und die Menschen ringsum aus den Betten scheuchen. Bisher war ich froh, dass keine Unschuldigen in Mitleidenschaft gezogen worden waren, und das sollte auch so bleiben.
Als der Blutsauger nahe an mich heran war und nach mir greifen wollte, wich ich mit einer geschickten Bewegung aus. Er lief an mir vorbei, und ich erhaschte noch einen Blick auf sein Profil.
Aus der Drehung heraus schlug ich zu. Meine Hand mit der Pistole erwischte seinen Nacken. Die ungebremste Wucht schleuderte ihn nach vorn. Er stolperte zwar, fiel aber nicht zu Boden, sondern zufällig auf die offene Tür zu.
Genau dort stand Justine Cavallo, die den Mann auffing.
Sie lachte rau, bevor sie sagte: »He, er gehört dir, nicht wahr?«
»So ist es.«
»Du kannst ihn haben, Partner!«
Ich hatte in der Zwischenzeit bereits mein Kreuz freigelegt. Justine gab dem Blutsauger einen Stoß, den er nicht ausgleichen konnte. Er stolperte rücklings auf mich zu,
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