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1388 - Kurier nach Tarkan

Titel: 1388 - Kurier nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mitzuteilen, also hör zu."
    Langsam ließ sich Reginald Bull wieder in den Sessel sinken. Er kannte die Stimme nicht. Sie sprach akustisch. Der Servo konnte es nicht sein. Wer auch immer da auf ihn einredete, er mußte zuvor seine Gedanken gelesen haben. Servosysteme können keine Gedanken lesen. Also wer ...? „Du hast dich in jüngster Vergangenheit durch häufiges Anfliegen der Galaxis Hangay hervorgetan", fuhr die körperlose Stimme fort. „Deine Absicht war, einen möglichst hohen Grad der Strangeness-Immunität zu erzielen. Hältst du es für möglich, daß gerade durch diese Aktivität dein seelisches Gleichgewicht gestört wurde?"
    „Wie kann das sein?" fragte Bull verwundert. „Was hat die Strangeness mit meiner Seele zu tun?"
    „Du hast von der Abteilung Psifünf gehört?" erkundigte sich die fremde Stimme. „Ja, natürlich", brummte Reginald Bull.
    Psifünf war eine Gruppe theoretischer UHF-Hyperphysiker, die sich an Bord der BASIS mit der Wechselwirkung zwischen psionischer Energie und dem organischen Bewußtsein beschäftigten. „Gewisse Theorien, die die Gruppe Psifünf entwickelt hat", sagte die Stimme, „schließen die Möglichkeit nicht aus, daß die Psionische Aura, die jedes intelligente organische Wesen mit sich trägt, durch abrupte Strangeness-Wechsel, wie du sie in der jüngsten Vergangenheit über dich hast er gehen lassen, gestört oder beschädigt wird."
    „Das ist reine Spekulation!" protestierte Bull. „Außerdem - warum sagst du mir das?"
    „Du suchtest nach dem Grund deiner inneren Unsicherheit", antwortete die Stimme. „Du glaubtest, ihn in dir selbst gefunden zu haben. Ich wollte dich darauf hinweisen, daß es womöglich auch einen äußeren Anlaß gibt. Du weißt nicht, was Strangeness ist. Niemand weiß es. Es ist möglich, daß in der Strangeness größere Gefahr wohnt, als du bisher angenommen hast. Darauf wollte ich deine Aufmerksamkeit lenken."
    „Wer bist du?" fragte Bull. Die Stimme antwortete nicht mehr. Der unsichtbare Sprecher war verschwunden. Bull beauftragte das Servosystem, nach verborgenen Empfängern zu suchen. Aber es wurde keiner gefunden, und die Stimme war auch nicht aus den Audioeinheiten des Servos gekommen.
    Der Servo hatte die Stimme wohl gehört - und ihre Worte auch aufgezeichnet ;aber er versicherte, es habe sich zur fraglichen Zeit außer Reginald Bull keine weitere Person in Bulls Unterkunft aufgehalten.
    Bull ließ sofort eine Kopie der Aufzeichnung anfertigen und schickte sie zur Untersuchung ins technische Zentrallabor. Die unheimliche Begegnung mit dem Unsichtbaren ließ sich infolgedessen nicht geheimhalten. Unter der Besatzung nahm man mit Schadenfreude zur Kenntnis, daß auch der Befehlshaber von spukhaften Geschehnissen nicht verschont blieb.
    Daraufhin wurde an Bord der CIMARRON wieder ohne Hemmung über Gespenster gesprochen.
     
    *
     
    Eines hatte man in der allgemeinen Hektik völlig übersehen: Eirene war noch nie in Hangay gewesen. Sie hätte eigentlich nicht einmal eine Spur von Immunität gegenüber einer plötzlichen Veränderung der Strangeness besitzen dürfen. Und doch hatte sie das Passieren des Strangeness-Walls ohne jegliche Nachwirkung überstanden, ganz so, als hätte sie schon ein Dutzend Übungsflüge absolviert. Als merkwürdig empfand sie, daß ihr vor dem Augenblick, in dem die CIMARRON den Wall durchdrang, überhaupt nicht bange gewesen war. Irgendwo tief im Unterbewußtsein schien die Gewißheit verankert zu sein, daß die Veränderung der Strangeness ihr nichts anhaben könne.
    Sie dachte darüber nicht lange nach. Sie wußte - und manchmal machte ihr das zu schaffen -, daß sie nicht war wie andere Menschen. Sie sah aus wie eine echte Terranerin, aber ihre Mutter war die Inkarnation einer Kosmokratin, und das Erbe der Mutter war in der Tochter lebendig. Als Kind hatte Eirene zahlreiche paranormale Fähigkeiten besessen und mit ihnen gespielt, oft zum Entsetzen ihrer Umgebung.
    Als sie älter wurde, waren die Fähigkeiten verkümmert oder hatten sich in den Zustand der Latenz zurückgezogen. Sie war froh darüber. Nichts wäre ihr lieber gewesen, als wenn das Schicksal ihr vergönnt hätte, ein ganz normaler Mensch zu sein. Aber die Ungewißheit blieb. Das Ungewöhnliche, das Nichtmenschliche in ihr mochte zu jeder Sekunde wieder durchbrechen. Daß es in Eirene nicht abgestorben war, bewies der Umstand, daß die Überwindung des Strangeness-Walls keinerlei Wirkung ausgelöst hatte.
    Als die erste

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