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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Speerwürfe weit hatte die Flutwelle den Küstenstreifen überrollt. Aruula drehte sich wieder einmal nach dem Rothaarigen um – er folgte ihnen wie ein Hund. Als sie eine Stunde später einen Kiefernwald erreichten, holte er sie endlich ein.
    »Wartet doch… bitte…!«, rief er. Faathme schob den Unterkiefer nach vorn, legte den Kopf in den Nacken und marschierte weiter. Aruula aber blieb stehen und sah dem Mann entgegen. »Ich… also ich… ich will euch nicht verarschen, ehrlich nicht…«
    Er war größer als die meisten Männer, die Aruula kannte; größer sogar als Mr. Black. Unter dem Leder seiner schmutzigen Hosen wölbten sich sehenswerte Muskelpakete, und unter seinem nassen schwarzen Seidenhemd zeichneten sich breite Schultern und kräftige Brustmuskeln ab. Sein Gesicht allerdings wollte nicht ganz zu dem Eindruck des perfekten Kriegers passen: Er hatte eine Stupsnase, einen kleinen Schmollmund, große grüne Augen und insgesamt überraschend weiche Züge. Um es auf den Punkt zu bringen: Sein Gesicht war das eines zarten Knaben.
    »Komm endlich Aruula, kümmere dich einfach nicht um ihn!« Hundert Schritte weiter war die Zwergin stehen geblieben.
    Sie zeterte mit hoher Stimme. »Am besten, du behandelst ihn wie Luft! Oder noch besser: Gib ihm eins auf die rote Rübe! Und dann komm, wir müssen weiter…!«
    »Was willst du?«, fragte Aruula den Piratenhauptmann.
    Er hinkte noch ein paar Schritte heran und blieb dann vor ihr stehen. »Ich, also… Mein Eluu… verdammt, er ist weg! Kannst du verstehen, was das bedeutet? Ich habe ihn aus dem Nest seiner Eltern gestohlen, habe ihn großgezogen und ihn dressiert, er gehorcht mir aufs Wort…«
    »Ich scheiß auf dein imitiertes Vieh! Was willst du?«
    »Tut mir Leid, dass ich ihn auf euch losgelassen habe, ehrlich, das war nicht sehr nett von mir.« Der Rothaarige lächelte verlegen. »Ich, äh… ich heiße Jennes Hupertus Olaaf, die Sippe meines Vater heißt Rothändel. Meine Mutter, meine Oma und meine Tanten haben immer Beebie Rot zu mir gesagt. Unter dem Namen kennt man mich an der ganzen Küste hier… also wenn du willst, kannst du mich auch… ähm… auch so nennen.«
    Was er sagte, wie er es sagte, und wie er dabei guckte, vermittelte der Frau von den Dreizehn Inseln den Eindruck, keiner ganz großen Leuchte gegenüber zu stehen. »Verpiss dich«, sagte sie, drehte sich um und ging weiter.
    ***
    Am Morgen vor dem Aufbruch gerieten die Kräfte mit den Bioorganisationen von Ora’hal’partuun in Streit. Worum es im Einzelnen ging, konnte Veda’lan’tubaris im Nachhinein nicht mehr ermitteln. Offenbar hatte Kraftgelb darauf bestanden, dass der Gott seines Volkes – ein gewisser
    Wudan
    – stärker und vor allem wahrer sei als der Gott der Kontrollierten von Ora’hal’partuuns Konvoi. Dieser nannte seinen sogenannten Gott
    Cristaan,
    wenn Veda’lan’tubaris recht verstanden hatte.
    Jedenfalls gingen die Bioorganisationen des Konvois mit Messern und Fäusten auf die Kräfte los.
    Ordu’lun’tortans Kontrollierte sammelten sich um den Kampfplatz vorne am Bug, mischten sich jedoch nicht in die Schlägerei ein, was einmal mehr für Ordu’lun’tortans perfekte Kontrolle sprach.
    Der Anführer von Ora’hal’partuuns Menschen stach Kraftgelb eine lange Klinge in die Brust, worauf dieser sofort starb. Brüllend vor Wut warf Kraftbraun, der Wudan-Verehrer, sich daraufhin auf den Anführer des Konvois, den Cristaan-Verehrer. Er entwand ihm die Klinge, würgte ihn und schlug seinen Schädel solange auf die Reling, bis er nicht mehr atmete. Danach warf er ihn über Bord.
    Veda’lan’tubaris beobachtete die Szene von der Stiege aus, auf der sie aus der Kommandobrücke nach unten kletterte.
    Aufs Neue war sie fasziniert von der Leidenschaft, mit der die Primärrassenvertreter dieses Planeten zu kämpfen in der Lage waren. Da brachte irgendein Affekt ihr Gemüt aus dem Gleichgewicht, da überschwemmte irgendein heftiges Gefühl ihr zentrales Nervensystem, und schon ließen sie alle Gelassenheit und jeden vernünftigen Gedanken fahren und stürzten sich in unkalkulierbare Risiken.
    Sie vermutete, dass sie auch mit dem eigenartigen Begriff Liebe einen solchen Affekt bezeichneten.
    Sie rief nach Ora’hal’partuun und lief an der Reling entlang zum Heck. Die Kontrollierten spürten ihre mentalen Befehle und ließen voneinander ab. Veda’lan’tubaris fuhr unter die Gruppe wie ein Sturmwind. Nach dem nächststehenden aus Ora’hal’partuuns

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