Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
dem scharfen Schnabel und schlug mit den Schwingen. Das machte einen Lärm, als würde jemand seine Axtklinge an einem rostigen Schild reiben.
    Beebie Rot wachte auf. Er war schweißgebadet. Kein Eluu war bei ihm auf dem Hüttendach gelandet. Das Geräusch jedoch hielt an.
    Er robbte an den Rand des Daches. Unten, zwischen zwei Hütten und keine fünfzehn Speerlängen entfernt, entdeckte er zwei lange schwarze Körper. Fluginsekten! Andronen! Die eine – sie war gesattelt – zerkaute Tofanen und Früchte, die unter ihrem Kopf am Boden lagen. Die andere rieb ihre harten Oberflügel aneinander. Das war der Lärm, der sich in Beebie Rots Traum geschlichen hatte. Ein Mann in braunen Hosen und braunem Hemd befestigte eben die Riemen ihres Reitsattels.
    Eine junge Frau stand dabei und sah zu.
    Beebie Rot schob sich zur Dachluke. Leise kletterte er die Leiter hinab. Unten angekommen, musste er sich einen Atemzug lang an den Sprossen festhalten. Alles drehte sich um ihn. Die Wunde am Unterschenkel klopfte und brannte. Er atmete ein paar Mal tief durch.
    Die Hütte entpuppte sich als Andronenstall. Ihre Tür stand offen. Beebie Rot sah sich um. Auf einem Stapel Brennholz unter dem Fenster lag eine langstielige Axt. Er hinkte zu dem Holzstapel, griff sich das Werkzeug und hievte es auf seine Schulter. Es kam ihm verblüffend schwer vor. Anschließend trat er aus dem Stall.
    »Kein guter Tag für euch!« Er zwang sich, laut und mit fester Stimme zu sprechen. Der Mann und die Frau fuhren herum. Sie machten erschrockene Gesichter. »Kein guter Tag, an dem man Beebie Rot, dem Kapitän der Meerhammer gegenübersteht!« Er packte die Axt mit beiden Händen und ging auf das Paar zu, so aufrecht wie möglich. »Was mach ich nur mit euch? Schlag ich euch gleich tot, oder unterhalten wir uns erst noch ein wenig?«
    Die Frau schrie auf, der Mann griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Beide rannten ins hohe Gras.
    Beebie Rot schleppte sich zu den Andronen. Er band die Axt auf die rechte und stieg selbst auf die linke. Minuten später schwirrten die Tiere über die weite Grasfläche. Unter sich sah Beebie Rot den Mann und die Frau noch immer flüchten…
    ***
    In der Nacht, als die Zwergin endlich eingeschlafen war, schlich Aruula ein Stück abseits. Neben einem Farnfeld kniete sie sich ins Moos, beugte den Oberkörper über die Schenkel und legte die Stirn auf die Knie. Sie lauschte.
    Wo bist du, mein Kind? Wo bist du…? Ihr Geist tastete ins Leere. Matjunis war nicht in der Nähe. Sie ging wieder schlafen.
    Einer klaren Nacht folgte ein warmer, freundlicher Tag. War es nur ein böser Traum gewesen, der sie zwei Tage zuvor unter schwarzem Himmel einer Naturkatastrophe ausgeliefert hatte?
    Hier, anderthalb Tagesmärsche landeinwärts, sah Aruula keine Spur der Sturmflut mehr. Mit der Morgendämmerung hatten sie ihr Lager im Unterholz des Waldes zusammengepackt und waren weiter marschiert.
    Sie kamen gut voran. Faathme zeigte keine Müdigkeit, obwohl sie doch, anders als Aruula, lange Wanderungen nicht gewohnt war und ihres kleinen Wuchses wegen doppelt so viele Schritte machen musste.
    Der einförmige Rhythmus ihrer eigenen Schritte übertrug sich auf Aruulas Gedanken – wie Beschwörungsformeln oder Liedverse zogen immer wieder die gleichen Sätze durch ihren Kopf. Maddrax’ Bitte zum Beispiel: Bleib bei mir in London, ich brauche dich hier, oder was sein Töchterchen erzählt hatte: Da war noch ein anderes Kind; oder Rulfans Worte: Ich kann dich nicht begleiten, Aruula von den Dreizehn Inseln; und: Jeder in der Community ist in Sorge, Maddrax am allermeisten und zurecht…
    Faathme blieb stehen und hielt sie fest. »Sieh nur, Aruula.«
    Sie deutete ins Grasland hinaus. Etwas flog da heran. »Ein Vogel?«
    »Zwei Vögel«, sagte Aruula. Sie schirmten die Augen vor der Mittagssonne ab und blickten nach Süden. »Nein, keine Vögel – Flugandronen!« Die beiden Rieseninsekten näherten sich rasch. Auf einem saß ein Mensch.
    »Der Pirat!«, zischte Faathme überrascht. »Ich will nicht, dass er mit uns zieht!«
    »Langsam, Faathme. Überlege, was du sagst: Er hat zwei Andronen.«
    Der Rothaarige winkte schon von weitem, als er sie erkannte. Wenige Schritte vor ihnen landeten die beiden Fluginsekten. Der Pirat schwankte im Sattel, sein Gesicht war auffallend rot. »Endlich…« Es fiel ihm sichtlich schwer, von der Androne zu klettern. »Endlich habe ich euch gefunden…«
    Er hinkte ein paar Schritte auf sie zu, dann brach er

Weitere Kostenlose Bücher