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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Grao’sil’aana, Thul’hal’myra, Gu’lan’ostoc und Ora’hal’partuun, der Hal, der den Konvoi befehligt hatte, und zuletzt die Leq, die ihn begleitete, um zu lernen. Alle grüßten, alle sprach der zierliche Ordu’lun’tortan mit Namen an, und allen stellte er sich vor. (Wo ist das Kleine?), wollte er am Schluss wieder wissen.
    (Einen Augenblick Geduld, Lun.) Grao’sil’aana wandte sich wieder der Tür zu. (Es schläft unten im Panzer. Ich hole es.) Der Sil stieg zum Oberdeck hinunter.
    (Ihr müsst euch nicht wundern über meine äußere Erscheinung), dachte der winzige Lun. (Ich weiß, ich bin nicht größer als das Ei, aus dem euer Wirtskörper einst schlüpfte.
    Doch ihr habt sicher gehört, dass wir in letzter Zeit vermehrt Trägerorganismen von geringerer Größe züchten. Das macht uns im Hinblick auf die Gestalten, in die wir uns verwandeln müssen, ein wenig flexibler. Ich bin übrigens in alles eingeweiht, Veda’lan’tubaris. Mein Rang ändert nichts an deiner Verantwortlichkeit. Auch wenn ich ein Lun bin und du nur eine Lan, so kommandierst dennoch du das Unternehmen.
    Meine Aufgabe beschränkt sich von nun an auf eine einzige Funktion: Ich bin die Falle.)
    Der Sil stieg die steile Treppe herauf. Er hielt die kleine Bioorganisation fest an die Brust gedrückt. Oben in der Kommandobrücke angekommen, stellte er sie vor sich auf den Boden und zog ihr die Kapuze vom Kopf.
    Ordu’lun’tortan betrachtet das Kind aufmerksam. (Ja), raunte es irgendwann in Veda’lan’tubaris zentralem Nervensystem. (Ja, das dürfte gehen…)
    ***
    Beebie Rot japste und röchelte. Er erbrach Salzwasser und Sand, und seine Flüche blieben ihm im Halse stecken.
    Abgebrochene Äste bohrten sich in seinen Hintern und seine Rippen. Er blickte auf – der Himmel war blaugrau wie ein faulender Leichnam. Hinter ihm rauschte das Meer. Wo waren seine Männer? Wo sein Schiff? Er blickte zum Strand hinunter.
    Es gab keinen Strand mehr. In den schmutzigen Wasserwirbeln dort unten drehten sich die Überreste der gekenterten Meerhammer. Von seinen Männern keine Spur.
    »Lulu!« Er versuchte sich aus dem Geäst zu befreien, blickte wieder in den dunklen Himmel. Nur vereinzelte Meeresvögel zogen dort oben nach Osten; die letzten, die dem Unwetter entflohen. »Luluschätzchen! Wo bist du…?!«
    Keine Antwort. Er richtete sich auf, legte Zeigefinger und Daumen zusammen und versuchte zu pfeifen, doch mehr als ein Prusten brachte er nicht zustande.
    Seine Knochen schmerzten. Wieso hing er eigentlich in einer Dornenhecke? Wie war er hier herauf an den Klippenrand gelangt?
    Er blickte um sich. Die davonziehenden Vogelschwärme verschwammen im Osten mit der anbrechenden Nacht. Von seinem Vogelmutanten war nichts zu sehen. Der Turm der Greisin, den er vor Sekunden noch vom Strand aus gesehen hatte, ragte jetzt nur noch vierzig oder fünfzig Schritte entfernt in die Wolken. Im grünen Rankengestrüpp seiner Rundwand entdeckte er ein paar Farbtupfer. Er kniff die Augen zusammen, riss sie wieder auf: In einer roten Hose steckte sein Schiffsjunge, in einer blauen Jacke sein Steuermann Rabul. Mit gebrochenen Hälsen hingen sie im Geäst, das den Turm umgab wie eine zweite Außenmauer.
    Er biss die Zähne zusammen, arbeitete sich unter Schmerzen aus der Dornenhecke, und stand endlich wieder auf den Beinen. Er spürte ein Kribbeln im Nacken – irgendjemand beobachtete ihn.
    Er fuhr herum, doch da war niemand. Er tastete nach seinem Gurt. Leer; kein Schwert, kein Dolch, nichts mehr.
    Ganz oben im Turm lehnten zwei Gestalten aus einem Fenster. Ihre langen schwarzen Haare flatterten im Wind. Die Weiber! Bei Orguudoos Schwanzspitze – das waren die beiden Weiber, die er gejagt hatte. Die hatten es noch rechtzeitig geschafft!
    Eine der beiden schrie etwas. Er konnte nicht verstehen, was sie ihm sagen wollte, aber vielleicht war das auch besser so, denn ihre hohe Stimme klang höhnisch. Die größere von beiden zog jetzt den Kopf ein, während die andere weiterhin schrie. Lachte sie ihn aus? Warum deutete sie aufs Meer hinaus?
    Beebie Rot starrte über den Klippenrand hinweg zum westlichen Horizont. Nachtschwarz war der Himmel dort mittlerweile. Zwischen ihm und der See jedoch glänzte etwas in einem unnatürlichen Weiß; etwas, das wuchs; etwas, das näher kam.
    Die nächste Wasserfront!
    Beebie Rot schluckte. Die Sturmflut hatte noch gar nicht richtig angefangen! Er fuhr herum und rannte zum Turm der Alten. Einmal noch blickte er zurück.

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